«Mit Trompeten und Posaunen jauchzet dem Herrn!»
26.02.2024 KulturDer Posaunenchor Gstaad – eine Bläserin, 19 Bläser und drei Schlagzeuger – und der Jodlerklub Gsteig erfreuten am Sonntagnachmittag ein sehr zahlreiches Publikum im Kirchgemeindehaus in Gstaad. Die Damen und Herren, vorwiegend erfahrene Häupter, wurden mit ...
Der Posaunenchor Gstaad – eine Bläserin, 19 Bläser und drei Schlagzeuger – und der Jodlerklub Gsteig erfreuten am Sonntagnachmittag ein sehr zahlreiches Publikum im Kirchgemeindehaus in Gstaad. Die Damen und Herren, vorwiegend erfahrene Häupter, wurden mit stimmungsvoller Instrumentalmusik und unter die Haut gehenden Jodelvorträgen verwöhnt – und zu guter Letzt mit einem feinen Zvieri.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Der Sonntag, 25. Februar beglückte uns mit zehneinhalb Stunden Sonnenschein. Luft wehte, mal von Westen, mal von Süden. Gut so, denn auch die Aktiven des Posaunenchors Gstaad und die Jodler aus Gsteig benötigten Luft, oftmals sogar viel Luft, um ihre Musikund Liedvorträge kraftvoll und fehlerlos zur Geltung bringen zu können. Mit sympathischen Worten begrüsste Jürg Dupertuis, Vizepräsident des Posaunenchors, die Frauen und Männer im Saal und den Jodlerklub aus Gsteig. Respektvoll dankte er dem organisierenden Backofficeteam und dem Abwartehepaar des Kirchgemeindesaales. Nach der Vorstellung des Dirigenten des Posaunenchors, Christoph Liechti, erhob dieser den Taktstock, um den ersten Titel, «Lobe den Herren», erklingen zu lassen. In diesem Zusammenhang gilt es zu wissen, dass Posaunenchöre einen deutlichen Bezug zur kirchlichen Arbeit aufweisen. Und die Posaune, die so majestätisch klingt, ist gar eine tragende Säule in der Kirchenmusik. Der mitreissende Klang des Posaunenchors vermittelte subito eine herzliche Atmosphäre.
Nach den ersten vier Vorträgen des Posaunenchors präsentierten sich 14 Jodler aus Gsteig auf der Bühne. Halbkreisförmig gruppiert, gekleidet in schwarze Melchröcke und braune Halbleinenhosen, wirkten sie sehr entschlossen, ihre Jutze und Jodellieder zum Besten zu geben. Die Vorstellung des Jodlerklubs übernahm Stefan Walker. Er begrüsste mit den Worten «Grüss Gott» und erinnerte damit an seine Grossmutter Kläri Walker-Schopfer, die jeweils zum Abschied «Behüte dich Gott» sagte, nach dem Niesen: «Helfe dir Gott» oder zum Dank: «Vergelts Gott». Nach dieser stimmigen Grussbotschaft summte er seinem Chorleiter Urs Kohli zu, er möge den ersten Jodel anstimmen. Und so ertönte «Sennen stöht uf, d’Stärne verlösche, d’Nacht isch vor-by» nach Text und Melodie von Paul Müller Eggers «Bärgmorge».
Die Zuhörenden erlebten den Wechsel zwischen Blasmusik und Jodelgesang als wohltuend und entspannend. Jeder der vorgetragenen Beiträge bereitete grosse Freude. Besonders in Erinnerung bleiben wird wohl das Cornetsolo von Daniel von Siebenthal-Rieben. Mit den präzisen und oft schnell vorgetragenen Tönen riss er manche Besuchende von den Stühlen (sofern sie konnten) und andere möglicherweise aus einem Sekundenschlaf…
Gut gewählt waren auch die «Worte zum Tag» des Theologiestudenten Simon Mösching. Erfrischend sprach er aus seinem Leben, streifte die Epochen seiner diversen Jobs und ging der Frage «Was ist Glaube?» nach. Mit dem Gedanken, man solle glauben an das, was man sei und an das, was man könne, beendete der freundliche und hoffnungsvolle Student seinen wohlüberlegten Input. Mit rassiger Blasmusik und klangvollem Jodelgesang liessen die Bläser und Jodler die gut und gerne 170 Anwesenden weiter träumen. Doch es kam, wie es immer geschieht. Das Ende des Traumes war dann auch das Ende des Konzertnachmittags. Doch es blieb noch ein weiterer Höhepunkt: Die Frauen der Musiker bescherten die Anwesenden mit Saaner Hobelkäse, Sonntagszopf und Kaffee. Auch der Zvieri wird in allerbester Erinnerung bleiben.
Jodlerklub Gsteig.
«Es war ein super Event!»
VizepräsidentJürg Dupertuis (links) und Dirigent Christoph Liechti.
INTERVIEW: EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Jürg Dupertuis: Ist das «Musik-Zvieri» ein traditioneller Anlass?
Jürg Dupertuis (JD): Ja, seit über 40 Jahren findet, jeweils im Frühling, ein «Musik-Zvieri» statt. Allerdings inzwischen mit weit weniger Musikern. In früheren Jahren zählten wir gegen 50 Mitglieder.
Wie wählen Sie den Gast aus?
JD: Wir haben jedes Jahr einen anderen Gast. Wir fragen die einheimischen Vereine. Die Gsteiger Jodler hatten wir noch nie. Dank guten Beziehungen zu den Gsteigern kam ihr Mitwirken zustande. Die Kombination «instrumental – vokal» wird im Konzert vom 16. März ebenfalls vorkommen. Anstelle von Jodel wird dann moderner Gesang mit Blasmusik begleitet.
Wie ist Ihr Gesamteindruck?
JD: Sehr zufriedenstellend, musikalisch grossartig und ein sehr schöner Aufmarsch der Bevölkerung – ich glaube, so viele Besuchende waren es noch nie.
Christoph Liechti: Nach welchen Kriterien haben Sie die Musikbeiträge ausgewählt?
Christoph Liechti (CL): Hinsichtlich des bevorstehenden Konzertes vom 16. März schauten wir, was wir dort im Repertoire haben. Dann wählten wir aus, was für das «Musik-Zvieri» passen würde, aber auch, was für uns gut spielbar ist. Es gibt Stücke, die noch nicht ganz vortragsreif sind, an denen wir noch arbeiten müssen. Also war der Anlass von heute wie eine Hauptprobe für das Konzert.
Wie ist Ihr Gesamteindruck?
CL: Es war ein super Event! Die Zuhörenden erhielten eine grosse Palette Blasmusik in verschiedenen Stilrichtungen, von Marsch über volkstümlich zu Lobpreisliteratur. Von besonderer Qualität waren die prachtvollen Vorträge des Jodlerklubs Gsteig.
Waren Sie mit Ihren Musikern zufrieden?
CL: Ich bin eher vorsichtig mit dem Ausdruck «zufrieden». Ich sage lieber «ich bin glücklich». Zufrieden hat für mich den Aspekt von «hocken bleiben» und nichts mehr verändern wollen. Da bin ich bei Simon Mösching: «Was man macht, soll man richtig machen!»