Positive Veränderungen in den Vepass-Partnerstädten
12.12.2023 GesellschaftLetztmals habe ich 2019 mit einer Delegation unsere Partnerdörfer in Siebenbürgen, Szentimre und Sepröd besucht. Jetzt war ich mit Fabian Jaggi, Präsident von Vepass, und seinem Vater Stephan Jaggi wieder dort. Erfreulicherweise hat sich seither einiges verändert. ...
Letztmals habe ich 2019 mit einer Delegation unsere Partnerdörfer in Siebenbürgen, Szentimre und Sepröd besucht. Jetzt war ich mit Fabian Jaggi, Präsident von Vepass, und seinem Vater Stephan Jaggi wieder dort. Erfreulicherweise hat sich seither einiges verändert.
Die Zufahrtsstrasse ist nun asphaltiert bis auf die Höhe des Zentrums. Der Kirchenturm wurde renoviert und in beiden Dörfern sind die Schulhäuser neu gebaut worden, können jedoch noch nicht benützt werden, da die Betriebsbewilligung von den Kreisbehörden noch nicht vorliegt. 15 Schüler:innen besuchen den Unterricht im alten Kulturenhaus neben dem Pfarrhaus. Auch die kleine Aufbahrungshalle ist nun fertig.
Überall stehen Schächte zur Verlegung der neuen Wasserleitungen zu den Häusern bereit und es herrscht reger Baubetrieb mit viel Staub auf den Naturstrassen.
Das Haus der Begegnung wird wieder rege benützt und über das Wochenende waren 20 Jugendliche dort untergebracht.
Nach dem ersten Kontakt mit unserem langjährigen Freund dem ehemaligen Pfarrer Szabolcs Kovacs mit seiner Familie, die nun neben den eigenen fünf Kindern noch eine kleine Pflegetochter aufgenommen hat, besuchten wir die verschiedenen Familien, die wir mit Mikrokrediten unterstützen, um die fälligen Rückzahlungszinse abzuholen.
Szoverfi Katalin, Konditorin, Sepröd
Die geplante Backstube in der Garage konnte noch nicht verwirklicht werden, da der geplante Ausbau nicht den EU-Normen entsprach und neu geplant werden muss. Der von uns letztes Jahr gesprochene Kredit hat sie deshalb für die Anschaffung einzelner Backutensilien und für die Ausbildung zur Konditorin eingesetzt. Sie hat viele Backaufträge und führt diese noch in der Küche aus. Der erste Zins wird erst nächstes Jahr fällig.
Csiszér Csaba, Schreiner, Sepröd
Mit unserem letztes Jahr gewährten Kredit hat der junge selbstständige Schreiner eine Holzschneidemaschine gekauft und einen Anteil selbst bezahlt. Er ist sehr zufrieden mit den Aufträgen und hat daneben auch die Wände und zum Teil auch das Dach bereits isoliert. Beim Dach muss er noch die Deckenvertäfelung fertigstellen. Der erste Zins wird nächsten Herbst fällig.
Csiszér Sandor, Landmaschinenwerkstatt, Sepröd
Herr Sandor war leider nicht selbst anwesend, weil er in den Bergen arbeitete. Seine Werkstatt ist jetzt überdacht, sodass er im Trockenen Autos und Landmaschinen reparieren kann. Er hat viel zu tun und seine Arbeit wird geschätzt. Die erste Zinsrate wird nächstes Jahr fällig.
Familie Szabó, Landwirt, Sepröd
Die Familie arbeitet mit dem ältesten Sohn hart auf einem grossen Hof und betreibt daneben mit unserer Unterstützung eine kleine Kälberzucht. Der Hof hätte dringend eine Sanierung nötig, doch dazu fehlt das Geld und die EU-Normen und die Kreditbestimmungen sind so hoch, dass dies ein Traum bleiben wird. Die dritte Zinsrate wurde uns bezahlt.
Attila Sebesi, Beerenplantage, Szentimre
Leider hat Attila trotz seines grossen Einsatzes und der guten Infrastruktur nur Rückschläge mit den Ernten. Sei es durch Pflanzenbefall, Vogelfrass oder seit Neustem mit der Maulwurfplage. Die Hälfte der Plantage ist davon befallen. Langsam resigniert er, was wir auch begreifen. Wir werden uns nach geeigneten, effizienten Geräten für die Bekämpfung der Plage erkundigen. Er und seine Frau arbeiten nun beide als Lehrkräfte und so haben sie ein festes Standbein. Wir erlassen ihm deshalb für dieses Jahr die Zinszahlung.
Frigyes Tökés, Landwirt, Szentimre
Es war bereits dunkel und die ganze Familie war noch mit dem Einbringen der Maisernte beschäftigt. Wie bereits letztes Jahr erwähnt, konnte er an einem grossen Hilfsprogramm teilnehmen, musste jedoch für die Eingabe einen Teil Eigenkapital ausweisen. Dafür gaben wir ihm letztes Jahr einen kleinen Kredit. So konnte er einen Occasionsmähdrescher anschaffen. Nach einem kleinen Schwatz ging er nochmals zum Maismähen. Durch den trockenen Sommer ist der Ertrag um einen Drittel kleiner. Die dritte Zinsrate haben wir erhalten.
Auch die Zunahme der Bären, die bereits bis zu den Dörfern kommen und damit die Felder verwüsten, bereiten den Landwirten und der Bevölkerung grosse Sorge. Die rumänische Regierung hat den Abschuss bewilligt, dieser wurde jedoch von der EU gestoppt. So müssen die Felder umzäunt werden.
Familie Karoly, Landwirt, Szentimre
Zuletzt besuchten wir noch diese Bauernfamilie. Ihr wurde letztes Jahr ein kleiner Kredit gewährt. Sie hat einen stattlichen, sauberen Bauernbetrieb und besitzt nun 17 Kühe und vier junge Kälber. Im Moment ist die Ehefrau voll mit dem Betrieb beschäftigt. Der Ehemann arbeitet nebenbei auf dem Bau und ist seit zwei Monaten krank. Er sollte sich dringend zwei Stents setzen lassen, hat jedoch grosse Angst vor dieser OP, da ein Verwandter bei einer invasiven OP kürzlich verstorben ist. Es tat ihm gut, mit den uns begleitenden Szabolcs Kovacs und Ildiko Tordai zu sprechen und diese ermutigten ihn zur OP. Einen stattlichen Betrag musste er selbst schon für die Untersuchungen bezahlen. Der erste kleine Zins wird erst nächsten Herbst fällig.
Dieses Jahr wurden uns keine weiteren Mikrokreditgesuche eingereicht.
Am späteren Abend hat uns Ildiko Tordai bei sich zuhause noch köstlich bewirtet. Nachdem ihre Eltern beide verstorben sind, hat sie nun das Haus übernommen und sie wird es nach und nach sanieren. So oft es geht, kommt sie mit ihrem elfjährigen Sohn Lorenz von Deutschland nach Szentimre und ist bei der Bevölkerung immer noch sehr beliebt. Sie ist für uns eine unersetzliche Dolmetscherin.
Müde aber voller neuer Eindrücke machten wir uns auf den Weg zum Übernachten ins Haus der Begegnung.
Besuch bei Pfarrer Arpad Erdei
Zum Morgenessen wurden wir bei Pfarrer Arpad eingeladen. Er kümmert sich nebst der Kirche um das Haus der Begegnung und die ganze Umgebung des Pfarrhauses. Der Zustand des Pfarrhauses ist sanierungsbedürftig und er hat ein Beitragsgesuch gestellt, wartet jedoch noch auf eine Antwort.
Auch das Dach des Holzschopfes für das Pfarrhaus und das Haus der Begegnung ist in einem schlechten Zustand, sodass Regen und Schnee durchsickern. Damit es noch vor dem Wintereinbruch renoviert werden kann, haben wir ihm an die Kosten 1000 Euro übergeben.
Der rumänische Staat bietet im Rahmen des Green-House-Programms den Gemeinden die Möglichkeit, Photovoltaikanlagen zu installieren, und gewährt dazu einen Beitrag von 4000 Euro. Obschon er sofort ein Gesuch an die Installation für das Dach des Pfarrhauses und des Hauses der Begegnung gestellt hat, ist das Gesuch nicht berücksichtigt worden. Der vorgesehene Beitrag von der Regierung war schon vergeben. Der Gesamtbetrag für die beiden Dächer hätte 5900 Euro betragen.
Der KUW-Unterricht findet zur Zeit im alten Kulturenhaus vor der Mosterei statt. Sobald die Betriebsbewilligung vorliegt, wird er in die neuen Schulhäuser verlegt. Der Pfarrer beabsichtigt, nachher im Kulturenhaus einen Jugendtreff einzurichten.
Natürlich durfte auch ein Spaziergang zur Kirche und zum Kirchenturm nicht fehlen. Die Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde letztmals 2005 renoviert. Durch den Bergdruck ist die Fassade wieder voller Schimmel und eine erneute Renovation wäre dringend nötig.
In der Mosterei waren zwei Frauen gerade mit dem Pasteurisieren des Mostes beschäftigt. Die Mosterei läuft gut und die von uns finanzierte hydraulische Presse erleichtert den Frauen die Arbeit.
Dank des alljährlichen Beitrages der Kirchgemeinde Saanen-Gsteig ist die Spitex in den beiden Dörfern seit langem gewährleistet.
Mit neuen Erfahrungen hiess es wieder Abschied nehmen. Die Bevölkerung schätzt unsere finanzielle und auch moralische Unterstützung sehr.
Wir möchten es nicht unterlassen, für die Spenden und Mitgliederbeiträge herzlich zu danken. Auch kleine Unterstützungen dienen der Bevölkerung sehr und werden geschätzt.
VEPASS, RUTH SCHMID
info@vepass.ch





