RANDNOTIZ
23.12.2022 KolumneRekordarbeit zur Weihnachtszeit
SONJA WOLF
Die Weihnachtskugeln am Baum glänzen im Licht des flackernden Kaminfeuers, ein Duft von leckerem Schokogebäck und würzigem Tannengrün geht durch die heimelig warme Stube. «Stille Nacht, heilige ...
Rekordarbeit zur Weihnachtszeit
SONJA WOLF
Die Weihnachtskugeln am Baum glänzen im Licht des flackernden Kaminfeuers, ein Duft von leckerem Schokogebäck und würzigem Tannengrün geht durch die heimelig warme Stube. «Stille Nacht, heilige Nacht» tönt es gedämpft im Hintergrund, während die versammelte Familie redet, lacht und kleine Häppchen verspeist. Ach ja, alles könnte so schön sein!
Aber nein!! Panikstufe 4 von 5! Die Realität sieht kalt und hässlich aus: Es ist der 21. Dezember. Unsere Wohnung ist komplett ungeschmückt, könnte ein kleines Durchputzen vertragen und bald schon kommt die griechische Familie mit Sack und Pack und Hund angereist, um die Feiertage mit uns zu verbringen.
Was ich sonst in liebevoller Kleinstarbeit schon Wochen vorher vorbereite, war dieses Jahr schlicht und einfach nicht möglich: Eine fiese Sehnenscheidenentzündung (auch noch am rechten Arm!) hat meinem Drang nach vorweihnachtlicher Betätigung bereits Ende November ein jähes Ende gesetzt. Nach drei Wochen Schmerzen sind nun strikte drei Wochen Gipsschiene angesagt bis Ende Jahr.
Was tun? Fällt Weihnachten dieses Jahr etwa aus bei uns? Sollen unsere Besucher ihre Betten selbst beziehen und den Tannenbaum alleine schmücken? Oder wer kann helfen? Mein Mann? Kaum möglich, der ist mit seinem neuen Zweitjob als mein persönlicher Assistent schon zu gefühlt 130 Prozent ausgelastet – schliesslich kann ich mir einhändig nicht einmal eine Scheibe Brot abschneiden. Die Herren Söhne aus Zürich? Nun, sie sind nicht gerade für ihre hauswirtschaftlichen und dekorativen Fähigkeiten berühmt. Viel lieber lassen sie mich ein wenig nach dem Rechten schauen in ihrer Studenten-WG, wenn ich mal bei ihnen zu Besuch bin. Doch eigentlich... warum nicht? Das ist die Rettung! Die Söhne!!
Unerwartet schnell und ohne dass ich sie mit einem neuen Gaming-Headset bestechen musste, kam die Zusage. Nach dem letzten Unitest, so versprachen sie, wollten sie direkt anreisen und die Hemdsärmel hochkrempeln. Ein Wunder ist geschehen!
Der letzte Tag vor Weihnachten wird zweifelsohne sportlich. Ich sehe mich schon mit meinem Gipsarm im Estrich stehen und dirigieren: «Nein! Die zweite Kiste links oben! Achtung! Da sind die zerbrechlichen Weihnachtskugeln drin!» Aber diese intensive Zeit, während der wir in Rekordarbeit gemeinsam putzen, waschen, die Gästebetten beziehen und die ganze Wohnung weihnachtlich dekorieren, werden uns als Familie eventuell sogar näherbringen und fester zusammenschweissen als jedes andere «normal» (sprich: von Mutter) organisierte Weihnachtsfest zuvor.
Frohe – und vor allem stressfreie – Weihnachten Ihnen allen!
sonja.wolf@anzeigervonsaanen.ch