Saaner Hühner nicht durch Vogelgrippe betroffen
12.12.2022 LandwirtschaftDer Bund hat Ende November neue Massnahmen für die Vogelhaltung beschlossen, da die Vogelgrippe wieder umgeht. Dies betrifft neben Zoos vor allem Hühnerbetriebe. Die Landwirte im Saanenland sind von diesen Massnahmen nur sehr beschränkt betroffen. Wir haben bei einem ...
Der Bund hat Ende November neue Massnahmen für die Vogelhaltung beschlossen, da die Vogelgrippe wieder umgeht. Dies betrifft neben Zoos vor allem Hühnerbetriebe. Die Landwirte im Saanenland sind von diesen Massnahmen nur sehr beschränkt betroffen. Wir haben bei einem lokalen Eierproduzenten nachgefragt, weshalb hier die Gefahr einer Infizierung weniger gross ist und was geschehen würde, wenn ein Huhn aus seinem Stall an der Vogelgrippe erkranken würde.
NICOLAS GEISSBÜHLER
Mit dem Einzug einer erneuten Vogelgrippewelle in der Schweiz beschloss das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen neue Massnahmen, die Vogelhalter anwenden müssen. Diese beinhalten unter anderem, dass alle Freiluftanlagen, in denen Vögel leben, mit einem Netz gegen Wildvögel abgeschirmt werden müssen. Dazu gelten rigorose Hygienevorschriften. «Unsere Hühner sind von diesen Massnahmen praktisch gar nicht betroffen», erklärt Kobi Zeller, Eierproduzent aus Grund bei Gstaad. Dafür gebe es zwei Hauptgründe.
Standards erfüllt
Kobi Zeller, der einen Hühnerhof mit rund 2000 Hühnern in Grund betreibt, sagt gleich zu Beginn, dass er gar keine Änderungen habe vornehmen müssen, um den Massnahmen des Bundes nachzukommen. «Die Hühner leben in dieser kalten Jahreszeit sowieso im ‹Wintergarten› – wie wir ihn nennen. Dieser ist schon gedeckt und erfüllt so die Standards», sagt Zeller. Bei diesem «Wintergarten» handelt es sich um eine Art Vorhof, in dem die Hühner an der frischen Luft sind. Dieser Vorhof ist aber komplett von Gittern und Zäunen umgeben und überdacht, hat aber einen naturnahen Einstreuboden.
Keine grossen Gewässer
Auch sonst macht sich Kobi Zeller wenig Sorgen vor einer möglichen Infektion seiner Hühner durch die Vogelgrippe, da das Saanenland keine grossen Gewässer hat. Dadurch sei das Saanenland für Wasservögel unattraktiv. Auch sonst seien kaum Zugvögel anzutreffen, besonders im Winter, sagt Zeller. Laut Bund sind die Zugvögel das Hauptrisiko, da sie das Virus grossflächig verbreiten können.
Der Winter hemme die Vogelgrippe allgemein, meint Zeller: «Durch die Kälte und den Schnee sinkt auch die Ansteckungsgefahr, dementsprechend hier mehr als im Flachland.»
Dennoch ein Notfallplan?
Zeller betont, dass die strengen Hygienemassnahmen, die jetzt für die Vogelhaltung gelten, für die Hühnerhaltung schon gelten und sich so nichts ändere. Ausserdem habe er umfangreiche interne Hygienevorschriften: «Wir beobachten unsere Tiere sehr aufmerksam. Bei ungewünschten Veränderungen – wenn zum Beispiel ein paar Hühner über Nacht sterben oder die Hühner plötzlich weniger Eier legen – verfügen wir sofort über einen Lieferstopp und suchen dann nach den Ursachen. Danach wird mit den Behörden eine Lösung gesucht.» Oft seien diese Ursachen aber auch technischer Natur, sodass man den Betrieb wieder aufnehmen könne. Im Falle einer Infektion mit der Vogelgrippe könnte diese Lösung aber bedeuten, dass der Hühnerhalter alle seine Tiere schlachten müsse.
Mehr Vertrauen gewünscht
Die Vogelgrippe sei grundsätzlich einfach zu erkennen, wenn die Hühner davon befallen sind: Die Sterblichkeit wird wesentlich höher. Mit den allgemein geltenden Vorschriften in der Schweiz sei es also kein Problem, die Ausbreitung der Vogelgrippe zu minimieren. «Die Schweiz hat extrem hohe Hygienestandards, so macht jeder Stall strenge Kontrollen. Das System in der Schweiz funktioniert also gut», bemerkt Zeller und fügt an, dass er sich mehr Vertrauen von der Bevölkerung in die Eier- und Hühnerfleischproduzenten wünscht: «Mit all den Auflagen, die wir haben, kann man uns Vertrauen schenken, ohne sich Sorgen machen zu müssen.» Kobi Zeller rechnet damit, seine Hühner bis im April oder Mai wieder ins Freie lassen zu können – so wie es ohne Vogelgrippe auch der Fall wäre.