Saanerverein Bern: Hauptversammlung mit Verspätung
25.02.2025 RegionAm vergangenen Mittwoch, 19. Februar wurde die Hauptversammlung des Saanervereins Bern abgehalten. Gastreferent war Frank Müller, Verleger des «Anzeigers von Saanen».
Die Sperrung der Kornhausbrücke in Bern für den Verkehr zwang etliche zu einem ...
Am vergangenen Mittwoch, 19. Februar wurde die Hauptversammlung des Saanervereins Bern abgehalten. Gastreferent war Frank Müller, Verleger des «Anzeigers von Saanen».
Die Sperrung der Kornhausbrücke in Bern für den Verkehr zwang etliche zu einem längeren Fussmarsch zum Restaurant Del Gusto, was zwar gesund ist, aber zur Verspätung führte. Unser verdienter Präsident Heini Welten begrüsste die über 20 Frauen und Mannen (oder heute Mitglieder) im «Sääli» (haben wir früher noch anders gelernt: Saal – Säli) zur Besprechung der Traktanden. Wir sind noch 35 Mitglieder im Verein. Jedes Jahr weniger, denn letztes Jahr sind sechs aus dem Verein ausgetreten oder verstorben und nur einer ist neu eingetreten. Das wirkt sich auf die Jahresrechnung aus, unser bescheidenes Vermögen wird in fünf Jahren aufgebraucht sein. Sparen! So wird künftig am Familienabend nur noch das Dessert gespendet werden. Im Gedenken an die verstorbene Franziska Haldi erhoben wir uns.
Alle Abstimmungen wurden genehmigt. Verschoben auf 2026 wurde eine eventuelle Erhöhung des Jahresbeitrages, sofern nicht vermehrt Spenden eingehen. Speziell wurden Margrit Monnier als Kassiererin und Heini Welten samt dem Vorstand für ihre Arbeit mit Applaus gedankt.
Gastreferent erzählt vom «Anzeiger von Saanen»
Unser heuriger Gastreferent Frank Müller, allen bekannt als Herausgeber unseres «Anzeigers von Saanen», berichtete über die Anfänge der Zeitung vor 145 Jahren. Damals kostete ein Jahresabonnement Fr. 3.50. Gründer des «Anzeigers von Saanen» war Rudolf Wehren-von-Siebenthal (im Volksmund immer mit Ruedi angesprochen). Er war Lehrer und Zivilstandsbeamter. Mit der Lokalzeitung wollte er die Menschen im Saanenland näher zusammenbringen. Dies war ihm ein grosses Anliegen, da teilweise Zwist und viele Differenzen unter der Bevölkerung bestanden. Ruedi Wehren hatte mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, so dass er die Verlagsrechte verkaufen musste. 1923 konnte Emil Müller, Frank Müllers Grossvater, die Verlagsrechte des «Anzeigers von Saanen» vom damaligen Verleger Stämpfli in Thun zurückkaufen.
Damals wurde der «Anzeiger von Saanen» nur schwarz-weiss in der alten Druckschrift und in für heutige Begriffe unübersichtlichem Layout gedruckt. Fotos kamen erst viel später dazu. Ein zeitaufwendiges Verfahren, da das Bild nach Bern geschickt werden musste, wo ein Cliché hergestellt wurde und dann wieder zum Drucken nach Gstaad kam. Schliesslich kamen die moderne Schrift, Farbfotos und eine übersichtlichere Gestaltung. Heute wird der «Anzeiger von Saanen» in Aarau gedruckt, wobei die Druckdaten am Montag- und Donnerstagabend in die Druckerei geschickt und dort auf grossen Zeitungsrotationsmaschinen gedruckt werden. Der «Anzeiger von Saanen» ist auf diesen grossen Maschinen in einer Stunde fertig gedruckt, adressiert und postversandfertig aufbereitet.
Heute hat der «Anzeiger von Saanen» rund 4500 Abonnent:innen, davon 1500 im Unterland oder weltweit treue Leser:innen. Dank einer in New York ansässigen «Anzeiger-Journalistin» aus der Schweiz hing für lange Zeit im UNO-Sitz in New York ein Schild des «Anzeigers von Saanen» neben dem der «New York Times», «Le Monde», «Prawda», «NZZ» u.a. auch im Presseraum.
Heute erscheint achtmal im Jahr die englische Ausgabe «GstaadLife» für die ausländischen Gäste. Ja, heute muss ein Betrieb innovativ sein. Frank Müller sprach auch über die Leserbriefe. Da wird es schwierig, wenn Leute sich persönlich angegriffen fühlen könnten. Klar muss eine Person von öffentlichem Interesse – wie etwa ein Gemeindepräsident (wie damals Toni von Grünigen) – etwas mehr aushalten. Der Verleger ist vor Gericht haftbar wegen Verleumdung, Drohungen oder Beleidigungen in einem Leserbrief. So werden heikle Leserbriefe von einem Juristen geprüft, ob nicht eine Anzeige erfolgen könnte. Auch ein Leserbrief von mir wurde, sagen wir gekürzt – nicht zensuriert –, weil ich einen bekannten Millionär beschrieb, der ein kleines Bauvorhaben durch seine Anwälte blockierte. Zwar nannte ich keinen Namen, aber der hätte vielleicht herausgefunden werden können.
Alle Anwesenden erhielten von Frank Müller noch ein Geschenkkuvert mit Scherenschnittkarten von Beatrice Straubhaar und Christian Schwizgebel.
SAANERVEREIN BERN/WILLY U. LOOSLI
Nächste Treffen: Brätliabend, 18. August; Familienabend, 15. Oktober und HV, 18. Februar 2026.



