Sauberes Wasser ist ein kostbares Gut
14.04.2025 SaanenJedes Jahr reinigt und desinfiziert die Gemeinde Saanen einen Drittel ihres öffentlichen Wasserleitungsnetzes. Aktuell ist es wieder so weit. Brunnenmeister Arno Romang erklärt, worauf es dabei ankommt.
KEREM S. MAURER
Haben Sie gewusst, dass am 22. ...
Jedes Jahr reinigt und desinfiziert die Gemeinde Saanen einen Drittel ihres öffentlichen Wasserleitungsnetzes. Aktuell ist es wieder so weit. Brunnenmeister Arno Romang erklärt, worauf es dabei ankommt.
KEREM S. MAURER
Haben Sie gewusst, dass am 22. März der Weltwassertag ist und dass man dann bewusst Leitungswasser trinken soll? Dies, um sich darüber klar zu werden, was es bedeutet, tagtäglich genügend sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Der Wasserverbrauch der Gemeinde Saanen liegt nach Angaben des Brunnenmeisters Arno Romang während der Hochsaison bei fast unglaublichen neun bis zehn Millionen Litern pro Tag. Während der Nebensaison ist es etwa die Hälfte. Und damit das Saanenwasser die konstant hohe Qualität hat, welche die Einheimischen genauso schätzen wie die Gäste, reinigt und desinfiziert die Gemeinde Saanen jedes Jahr rund einen Drittel des insgesamt 130 Kilometer umfassenden öffentlichen Leitungsnetzes. Folglich wird das ganze Netz regelmässig innerhalb von drei Jahren vollständig gereinigt und desinfiziert.
Reinigung ist wichtig
Aktuell ist es wieder so weit: noch bis am 25. April werden in den Gebieten Hubel, Erli, Saanenmöser, Gruben, Schwabenried und Saanenwald im Rahmen der Qualitätssicherung die Hauptleitungen der Wasserversorgung durchgespült und desinfiziert. Warum ist das nötig?
«Wenn man Wasser in einem Kunststoffbecher einige Zeit stehen lässt, bildet sich am Rand ein leicht schmieriger Biofilm», erklärt Saanens Brunnenmeister Arno Romang auf Anfrage. Genauso verhalte es sich auch in den Wasserleitungen. Und weil dieser Biofilm einen guten Nährboden für allerlei Bakterien bilde, müsse er in regelmässigen Zeitabständen entfernt werden.
So wenig Chlor wie möglich
Um den Biofilm aufzuspalten, verwenden die Fachleute Chlor, aber: «Da wir seit 2019 keine Chemikalien mehr im Leitungsnetz verwenden, reicht eine sehr geringe Menge Chlor aus, um den Biofilm aufzuspalten», weiss der Brunnenmeister. Gemäss der Verordnung des Eidgenössischen Departementes des Inneren (EDI) über Trinkwasser (TBDV) ist eine Chlormenge von bis zu 0,1 Milligramm Chlor pro Liter Trinkwasser für die Gesundheit unbedenklich. Die Chlorlösung, welche der Brunnenmeister und sein Team für die Reinigung verwenden, habe jedoch höchstens einen Chlorgehalt von 0,02 bis 0,04 Milligramm pro Liter Wasser und sei damit völlig ungefährlich, sagt Romang. Dennoch könne es während der Arbeiten zu einem leichten Chlorgeruch im Trinkwasser kommen, doch das sei nicht gesundheitsschädigend. Auch gelöste Rostpartikelchen können im Rahmen der Reinigungsarbeiten auftreten und das Wasser trüben, doch auch dies sei in keiner Weise problematisch. «In dem Fall reicht es, wenn man das Wasser laufen lässt, bis es wieder sauber aus dem Wasserhahn kommt», rät Arno Romang.
Drei bis fünfmal durchgespült
Sinnvollerweise beginne man am höchstgelegenen Punkt des Leitungsnetzes und arbeite sich dann quasi nach unten vor. «Wir nehmen uns dabei aber nicht jeden der 800 Hydranten der Gemeinde Saanen einzeln vor, sondern bearbeiten 300 bis 800 Meter Leitung auf einmal», führt Romang aus.
Zuerst werde die Chlorlösung dem für den zu reinigenden Abschnitt verantwortlichen Reservoir zugefügt. Diese bewirke, dass der Biofilm beim anschliessenden Spülvorgang aufgespalten werde. Dann werde der Abschnitt mit dem drei- bis fünffachen seines Inhalts durchgespült. Und zwar mit einer Leistung von einem bis drei Metern Fliessgeschwindigkeit pro Sekunde. Da ist ordentlich Druck dahinter. Zum Vergleich: Die Leitungen sind für den Brandfall mit einer maximalen Geschwindigkeit von 3,5 Metern pro Sekunde ausgelegt.
Was geschieht mit der Biofilm-Chlormischung?
Dieser werde vorzugsweise in offene Flächen in Gräben abgeleitet. Also, raus damit, in die freie Natur? Romang bestätigt: «Genau. Wasser mit einem Chlorgehalt von weniger als 0,05 Milligramm pro Liter darf gemäss Gewässerschutzverordnung bedenkenlos in die Natur abgelassen werden. Bei diesen geringen Mengen entstehen keine nachteiligen Effekte für die Natur.»