«Schöni» Ferien für Flachländer:innen

  24.05.2022 Tourismus

14 Gemeinden des Amtes Fraubrunnen wollten einst ihren Bürgerinnen und Bürgern Ferien im eigenen Ferienheim ermöglichen. Heute sind es nach Fusionen nur noch fünf Trägergemeinden, doch Ferien im «Schöni» sind immer noch beliebt.

KEREM S. MAURER
Es war – kein Scherz! – am 1. April des Jahres 1948. Der rund fünf Jahre zuvor gegründete Verein für Ferienversorgung des Amtes Fraubrunnen kaufte im Erli in Schönried ein Chalet mit der dazugehörenden Scheune und 226,5 Aren Land für total 26’000 Franken. Am 15. Februar des darauffolgenden Jahres erwarben die Flachländer noch weitere rund sechs Aren Land dazu. Warum? «Um den Einwohnenden der Gemeinden des damaligen Amtes Fraubrunnen günstige Ferien im eigenen Ferienheim zu ermöglichen», erklärt Daniel Wyrsch, der den Verein seit sieben Jahren präsidiert. Von Anfang an sei es das Ziel gewesen, den Einwohnenden der Verbandsgemeinden günstige Ferien zu ermöglichen. Die Betreffenden profitieren bis heute von speziellen Vergünstigungen. «Das hat bis heute funktioniert, auch für jene, die nicht so viel Geld zur Verfügung hatten», sagt Wyrsch. Von den einst vierzehn Gemeinden (siehe Kasten) sind im Lauf der Zeit wegen Gemeindefusionen nur noch fünf geblieben. Nämlich Bätterkinden, Fraubrunnen, Jegenstorf, Münchenbuchsee und Utzenstorf.

Einmal Ferienheim, immer Ferienheim
Es vergingen weitere sieben Jahre, bis 1955 endlich mit dem Bau des Ferienheimes begonnen werden konnte. «An schönster Lage an einem Südosthang oberhalb von Schönried» wie die Mittelländer heute noch schwärmen, entstanden das Hornegglihaus und das Hugelihaus, die mit einer Liegehalle miteinander verbunden waren. Das Ferienheim Region Fraubrunnen, welches bis heute von seinen Betreibern liebevoll «Schöni» genannt wird, beherbergte im Winter 1955/56 die ersten Feriengäste. Von dem Moment an wurde das «Schöni» rege genutzt bis zu seinem Umbau im Jahr 1975. Die Liegehalle wurde in einen offiziellen Verbindungstrakt mit Küche und Speisesaal umgestaltet. Überhaupt ist die ganze Anlage sehr praktisch und funktional gebaut. Von Beginn weg wurde es als Ferienheim konzipiert und das sollte es auch bleiben.

Fast das Ende
Doch die Zeiten verschlechterten sich. Immer weniger Schulen kamen noch ins Skilager und es hätte nicht viel gefehlt, und das Ferienheim Region Fraubrunnen hätte Ende 2009 sein Dasein im herkömmlichen Sinn verloren: Das Institut Le Rosey suchte nach einem Areal, um sich zu vergrössern und einige fanden, die Lage oberhalb von Schönried wäre ein geeigneter Ort. Es wurde viel Geld geboten. «Die Gemeinden hätten laut Kaufvertrag 25 Millionen Franken bekommen», weiss Daniel Wyrsch, doch letztlich scheiterte der Deal an den Einsprachen. Le Rosey hat bis heute noch keinen neuen Standort bebaut und das «Schöni» beherbergt noch immer seine Gäste, die ganzjährig aus allen Teilen der Schweiz anreisen. «Ausländische Gäste haben wir kaum», betont Wyrsch.

Unkompliziert und sympathisch
Hier darf man übrigens wählen: Wer selber kochen will, geht ins Hornegglihaus und wer sich in seinen Ferien kulinarisch verwöhnen lassen möchte, wählt das Hugelihaus mit seiner Profiküche, wie Präsident Wyrsch nicht ohne Stolz erzählt. Mehrheitlich besuchen während der Hochsaison im Winter Schulklassen vor allem aus den Verbandsgemeinden das «Schöni». Im Sommer beherbergt es vielfach Musik-, Vereins- oder Sportlager. Oft wird das «Schöni» auch für Familienfeste, Hochzeiten oder Klassenzusammenkünfte gemietet. Wer nicht übernachten will, kann auch nur den Saal mieten – mit oder ohne Verpflegung und ganz unkompliziert. Sympathisch ist auch die Geschichte, die man sich über das Verkäuferehepaar des Chalets erzählt, an dessen Platz heute das «Schöni» steht. Ihm wurde nämlich das Wohnrecht auf Lebzeiten gewährt. Und, sollte der Verein im geplanten Gebäude dereinst eine Küche führen, darf das Ehepaar die Verpflegung unentgeltlich beziehen.


Ferienheime im Saanenland

1 Chalet Saanenwald, Hornbergstrasse, 3777 Saanenmöser
2 Tubegrabe-Stafel, Turbachstrasse 159, 3781 Turbach
3 Ferienlager Eggli, Oeyetliweg 26, 3792 Saanen
4 Gässlihof, Gässli 23, 3784 Feutersoey
5 Ferienheim Länggass, Simneweg 4, 3777 Saanenmöser
6 Ferienheim Region Fraubrunnen, Erliweg 5, 3778 Schönried
7 Bümplizerhuus, Hornbergstrasse 25, 3777 Saanenmöser
8 Clubhaus Spitz, Skiclub Weyermatt, Alte Saanenmöserstrasse 2, 3776 Oeschseite
9 Clubhaus Rüeblihorn, Lätzgüetliweg 7, 3777 Saanenmöser
10 Ferienheim Buebebärg, Hubelstrasse 83, 3778 Schönried
11 Ferienheim Heitimatte, Campingstrasse 10, 3785 Gsteig
12 Ferienlager Gemeinde Lauenen, Kirchstrasse 21, 3780 Lauenen
13 Lovell Mountain Lodge, Hubelstrasse 88, 3778 Schönried
14 Münsinger Ferienheim, Zügelweg 4, 3777 Saanenmöser
15 Pfadfinderheim Kuonolf, Waldmatte 95, Schönried
16 Sport Lodge (Sportzentrum Gstaad AG), Sportzentrumstrasse 5, 3780 Gstaad
17 Solothurner Ferienheim, Bergmatteweg 21, 3777 Saanenmöser


FERIENHEIM REGION FRAUBRUNNEN

Total 127 Schlafplätze

Hugelihus: Zwei identische Stockwerke mit je
– 1-mal zwei Betten
– 2-mal drei Betten
– 5-mal 6 Betten

Hornegglihus
2 Schlafsäle mit 23 Betten plus drei kleinere Zimmer für total 5 Personen.


DIE ERSTEN 14 GEMEINDEN

Ballmoos, Bätterkinden, Büren zum Hof, Etzelkofen, Fraubrunnen, Grafenried, Jegenstorf, Limpach, Mülchi, Münchenbuchsee, Münchringen, Schalunen, Utzenstorf, Wiler, Zauggenried und Zielebach


FERIENHEIME IM SAANENLAND

Rund 20 Ferienheime stehen mitunter an bester oder schönster Lage im Saanenland. Viele von ihnen sind im Besitz von auswärtigen Schulen oder Vereinen, andere sind seit Generationen im Besitz einheimischer Familien. Die meisten dieser Häuser wurden ursprünglich als Gruppenunterkünfte gebaut, andere dienten jedoch erst landwirtschaftlichen Zwecken, bevor sie in Herbergen umfunktioniert wurden. So unterschiedlich ihre Geschichten auch sind, eines haben sie gemeinsam: Wer einmal in einem Ferienlager im Saanenland gute Zeiten erlebt hat, kommt irgendwann wieder hierhin zurück. So sind Ferienheime mehr als nur Herbergen, sie sind Lebensschulen, Erinnerungsstätten und manchmal auch Sehnsuchtsorte. In loser Folge porträtieren wir einige von ihnen.

KEREM MAURER

 


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