Hinter dem geglückten Schulstart lauern weitere Probleme
14.08.2025 RegionGute Nachrichten aus den Schulleitungsbüros: Sämtliche Stellen sind besetzt, das neue Schuljahr startete stundenplanmässig. Schwierigkeiten drohen erst, wenn Lehrpersonen ausfallen und Vertretungen ran sollten. Oder wenn es neue Schulleiter:innen braucht.
...Gute Nachrichten aus den Schulleitungsbüros: Sämtliche Stellen sind besetzt, das neue Schuljahr startete stundenplanmässig. Schwierigkeiten drohen erst, wenn Lehrpersonen ausfallen und Vertretungen ran sollten. Oder wenn es neue Schulleiter:innen braucht.
KEREM S. MAURER
Das neue Schuljahr hat am Montag begonnen und jedes Jahr, seit der Lehrermangel zum nationalen Thema geworden ist, fragt man sich: Hat es genügend Lehrpersonen an den Schulen? Wer beim kantonalen Jobportal für Lehrer:innen nachschaut, findet ohne weitere Suchfilter im Berner Oberland für das beginnende Schuljahr zwei Stellenangebote (Stand 11. August 2025). In Heimberg und Boltigen. Und tatsächlich sind die Schulleitungen im Saanenland mit der aktuellen Situation an ihren Schulen zufrieden, sprich, verhalten optimistisch.
Alle Stellen besetzt
«Es sind bei uns keine offenen Stelle mehr ausgeschrieben. Der Unterricht konnte gemäss der gemachten Stundenpläne am Montag starten», teilt Samanta Trauffer, Abteilungsleiterin Bildung bei der Gemeinde Saanen, auf Anfrage mit. Gleiches gilt auch für die John F. Kennedy International School. Vom Institut Le Rosey sind bis Redaktionsschluss diesbezüglich keine Angaben eingegangen. In der Schule Gsteig-Feutersoey ist man laut Schulleiter Tom Schild «in der glücklichen Lage, dass auch im neuen Schuljahr alle Stellen mit unseren langjährigen Lehrpersonen besetzt sind». Besonderes Interesse bei dieser Frage liegt bei der Schule Lauenen, wo erst vor Kurzem drei Lehrkräfte aus dem Kollegium ausgetreten sind (wir haben berichtet). Doch auch dort gibt es offenbar keinen Lehrpersonenmangel. Gemeindepräsidentin Ruth Oehrli sagt es so: «Alle Stellen sind besetzt. Unser Lehrpersonal ist motiviert und freut sich auf das neue Schuljahr.»
Schwierigkeiten für Quereinsteiger:innen
Doch es wäre beschönigend, wenn man sagen würde, die Probleme in Sachen Lehrpersonenmangel seien aufgrund der erfreulichen gegenwärtigen Situation vom Tisch. «Die Schulen finden auch in schwierigsten Situationen immer wieder Lösungen, was vielleicht beim Kanton und den pädagogischen Hochschulen den Anschein erwecken könnte, dass der Lehrermangel wohl ein Problem ist, es aber trotzdem immer wieder irgendwie funktioniert», sagt Tom Schild. Er findet, dass gerade den Quereinsteigenden – diese Quote liegt laut Schild in der Gemeinde Gsteig bei rund 30 Prozent und in Saanen laut Trauffer bei etwa 15 Prozent – von kantonaler Seite unnötig Steine in den Weg gelegt würden. Konkret nennt Schild beispielsweise einen Lohnabzug von 20 Prozent gegenüber ausgebildeten Lehrpersonen oder die unvorteilhaften Ausbildungsmöglichkeiten, wenn jemand schon eine entsprechende Vorbildung hat. «Selbst eine Sozialpädagogin muss die gesamte Lehrerausbildung machen, es wird ihr nichts angerechnet», sagt er.
Herausforderung für die Anstellungsbehörden
Martin Stähli, Hauptschulleiter sowie Schulleiter OSZ Gstaad, Bissen und Turbach, bezeichnet den Lehrpersonenmarkt für die Land- und Randregionen im Kanton Bern als «völlig ausgetrocknet». Er befürchtet, dass Ausfälle von Lehrer:innen im Fall von Krankheit, Unfall, Mutterschaft oder sonstigen Ereignissen nur schwer zu überbrücken wären. Jean Michel Matti, Senior Admissions Manager bei der JFK International School, teilt diese Ansicht und ergänzt: «Hilfreich wäre eine lokale Vertretungsliste, die wir bei Bedarf täglich abrufen können, wie es dies in anderen Ländern bereits gibt.» Und Christine Oberli, Schulleiterin in der Rüttischule Gstaad, gibt zu bedenken: «Im Falle einer Kündigung hätte ich grosse Probleme, jemanden zu ersetzen.» Dazu komme das Alter einiger Lehrpersonen, fügt Eva Frautschi, Schulleiterin der Primarschule Zenetsmatte, hinzu. Sie sagt: «Im Saanenland müssen in den kommenden Jahren einige Stellen besetzt werden, da verschiedene Lehrer:innen ins Pensionsalter kommen.» Doch es braucht nicht nur Lehrpersonen, sondern auch neue Schulleiter:innen. «Da sich in den nächsten zwei Jahren in der Gemeinde Saanen drei Schulleitungspersonen pensionieren lassen, ist dies wohl die nächste grosse Herausforderung, der sich die Anstellungsbehörde der Gemeinde Saanen stellen muss», sagt Christine Oberli.