Showtime und musikalische Glanzpunkte in Gstaad
26.03.2024 GstaadWie vielfältig Blasmusik sein kann, liess die Musikgesellschaft Gstaad, mit Dirigent Sandro Frautschi, bei seinem Jahreskonzert am Wochenende im Kirchgemeindesaal ertönen. Unter dem Leitgedanken «Wetten, dass...» wurde ein hochklassiges, überraschungsreiches ...
Wie vielfältig Blasmusik sein kann, liess die Musikgesellschaft Gstaad, mit Dirigent Sandro Frautschi, bei seinem Jahreskonzert am Wochenende im Kirchgemeindesaal ertönen. Unter dem Leitgedanken «Wetten, dass...» wurde ein hochklassiges, überraschungsreiches Programm angeboten. Ein faszinierendes Ambiente bot das farbenfrohe, fantasievolle Bühnendekor in Kombination mit der subtil geführten Lichtregie. Die gespielten Werke im akustisch angenehmen Dezibelbereich (70-80) boten wechselnde Rhythmen und mitreissenden Sound.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Die Saaltüren wurden geschlossen. Das Licht ging aus – Dunkelheit im Saal. Der Geräuschpegel sank auf null. Aus dem Vorraum des ersten Stockwerks ertönten Fanfarenklänge. Das Orchester, nach Registern geordnet, betrat die Bühne – und rund 50 Musikerinnen und Musiker, plus Dirigent, vereinten sich zu einem grossen gemeinsamen Klangkörper.
Exzellente Schauspieler
Noch bevor der Dirigent seinen Platz einnahm, ertönte aus der Ferne eine filmreife Begrüssung. Wortgewaltig wurde die Fernsehshow «Wetten, dass...» angekündigt. Und schon stand er da, Thomas Gottschalk, gekleidet in seinem golden glänzenden Designer-Anzug. Louis Lanz, Posaunist im Orchester, mimte den Tausendsassa des Deutschen Fernsehens. Die Leute im Saal rieben sich die Augen vor Freude, als sie in «Thomas Gottschalk» den Präsidenten der Gemeindeversammlung Saanen erkannten. Gottschalk wurde in der Moderation seiner beliebten Unterhaltungskiste meistens von Michelle Hunziker assistiert, einem Model, das in den 1980er Jahren in Ostermundigen lebte. Das war am hiesigen Austragungsort von «Wetten, dass...» nicht anders. In die Rolle von Michelle schlüpfte Silina von Siebenthal, die im Orchester das Alt-Saxofon ertönen lässt. Das Dream-Team erntete tosenden Beifall aus dem Publikum. Die Show begann.
Gelungener Auftakt
Dirigent Sandro Frautschi stellte sich vor sein Orchester, schwang den Taktstock und eröffnete mit «It’s Showtime» das Konzert. Goff Richards, der Komponist dieses Titels sagte: «Ich versuche Musik zu schreiben, die das Publikum immer wieder hören will.» Und so war das auch. Der Konzertauftakt war sehr stimmig, man spürte die Freude im Publikum.
Mit witzigen Worten präsentierte «Thomas Gottschalk» den lyrischen Titel «Tränen» von Florian Ast und Francine Jordi. Tränen in den Augen hatten auch die Interpreten Andreas von Grünigen (Florian Ast) und Simon Mösching (Francine Jordi). Ihr Duett, Andreas mit dem Eufonium und Simon mit dem Cornet, hätten Musikjuroren wohl mit der Bestnote ausgezeichnet.
Und noch ein Star
«Thomas Gottschalk» (Louis Lanz), fürwahr ein exzellenter Kenner der Musikstilrichtungen, stellte in der Person von «Michael Bublé» (Philipp Reber) einen weiteren Stargast vor. Er schwärmte von seinem Spiel auf der Zugposaune, das dem Publikum im Stück «Feeling Good» von L. Bricusse und A. Newell zu Ohren kam. Auch dieser Vortrag war einsame Spitzenklasse und der Sendung «Wetten, dass...» absolut würdig.
Besser als das Original
Schauspielerische Kompetenz bewies Louis Lanz, alias Thomas Gottschalk, als er den Titel «Bellinzona» vorstellte. Irgendwie wirkte er seriöser bei der Präsentation des Marsches, den Gian Battista Mantegazzi für das eidgenössische Schützenfest 1929 komponiert hatte. Es schien gar, Louis Lanz würde mitmarschieren! In der Pause fragte ein jüngerer Mann einen älteren Herrn: «Wie spielt Lanz die Rolle des Gottschalk»? Der Angesprochene erwiderte: «Besser als das Original!»
Überzeugende Darbietung auf ganzer Linie
Grosse Aufmerksamkeit erhielten die souverän intonierten «Coldplay in Symphony», «It’s Time for Love» und «Goldeneye». Das erfreulich junge Ensemble wusste von Anfang bis Ende zu überzeugen.
Den Schlusspunkt setzten schliesslich die «80er Kult (-tour)» und die obligate Saalwette. Das Konzert endete mit einem lange anhaltenden Applaus, bevor die Musikerinnen und Musiker zwei Zugaben zum Besten gaben.
DIE TRADITIONELLE SAALWETTE
Schafft es Gottschalk, zehn Personen aus dem Publikum zu motivieren, auf die Bühne zu gehen und eine Geste des legendären James Bond zu zeigen? Schafft er es nicht, so müsste er die nächstfolgende Gemeindeversammlung als Gottschalk-Mime präsidieren.
Er gewann die Wette nicht, bekam jedoch tags darauf eine zweite Chance beim Jahreskonzert «Wetten, dass...» vor den Jubilarinnen und Jubilaren. Aus sicherer Quelle ist bekannt, dass er auch dieses Mal die Wette nicht gewonnen hat. Demnach muss Louis Lanz die nächstkommende Gemeindeversammlung in der Figur des Thomas Gottschalk präsidieren.
MIT SANDRO FRAUTSCHI
Woher kamen die Ideen zum heutigen Abend?
Die choreografischen Ideen sind kompatibel mit dem Motto. Das Drehbuch zum Motto «Wetten, dass...» schrieb Louis Lanz. Weitere Ideen erwuchsen aus Initiativen der Musikerinnen und Musiker.
Wie wählten Sie die Titel?
Bei der Auswahl der Titel achtete ich auf eine stimmige Eröffnung, auf spielbare Solopartien und ruhige und temperamentvolle Stücke. Bellinzona wählte ich hinsichtlich des 25. Bernischen Kantonalen Musikfestes in Münchenbuchsee. Im Juni dieses Jahres werden auch wir, hoffentlich gut gerüstet, teilnehmen.
Sie haben auch sehr viele Jungmusikerinnen und -musiker mit an Bord?
Ja. Die Zusammenarbeit mit Mädchen und Knaben bereitet uns grosse Freude. Die Talente sind sehr aufmerksam und lernbegierig. Auch profitieren sie vom Können ihrer älteren Vorbilder. Für unsere Musikgesellschaft ist es ein Privileg, so viele junge Musikerinnen und Musiker an Bord haben zu dürfen
Gratulation für den gelungenen Abend!
Ich danke für die Komplimente, die ich gerne an mein Team weitergebe.