Skier und «Roaring Twenties»
16.08.2024 InterviewIn der Galerie Tremplin in Château-d’Oex stellt aktuell der Künstler Remi-Henry seine Kunstwerke aus. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft, Bleche anzusammeln, und wie er sich mit seiner eigenen Kunst anfreundet.
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Abo AngeboteIn der Galerie Tremplin in Château-d’Oex stellt aktuell der Künstler Remi-Henry seine Kunstwerke aus. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft, Bleche anzusammeln, und wie er sich mit seiner eigenen Kunst anfreundet.
Zunächst einmal vielen Dank, dass Sie mich hier in der Galerie Le Tremplin empfangen haben.
Sehr gerne. Meine Frau Allegra Armani hat mich dazu gebracht, diese Ausstellung in der Galerie Le Tremplin in Château-d’Oex zu machen. Es stimmt, dass diese Kollektion sehr gut zu diesem in der Region einzigartigen Gebäude passt.
Können Sie sich denjenigen vorstellen, die Sie noch nicht kennen?
Ich bin in Paris geboren und in Paris und Château-d’Oex aufgewachsen. Nach einigen Jahren des Entdeckens und des Reisens habe ich mich hier endgültig verankert.
Können Sie uns etwas über Ihren künstlerischen Werdegang erzählen? Was hat Sie motiviert, Maler zu werden?
Seit meinem sechsten Lebensjahr fühlte ich mich vom Zeichnen angezogen und lebte dies vor allem an den Rändern meiner Schulhefte aus... Ich habe immer gezeichnet oder gemalt. Vor allem Comicfiguren. Später habe ich für Zeitungen gezeichnet, Illustrationen für Kinderbücher angefertigt und in der visuellen Kommunikation gearbeitet. Da ich ein echter Autodidakt bin, glaube ich, dass ich meine Leidenschaft für die Malerei nicht ernst genug nehmen konnte, obwohl sie mich immer begleitet hat. Das Leben und ein Zweifel an meiner Legitimität haben mich schliesslich davon abgehalten und so habe ich lange gewartet, bevor ich wieder zum Pinsel gegriffen habe.
Was ist Ihre wichtigste Inspirationsquelle, wenn Sie ein neues Werk schaffen?
Hauptsächlich schöpfe ich meine Inspiration aus meinem Alltag, meinen Leidenschaften und meiner Umgebung. Da ich mein ganzes Leben auf Skiern verbracht habe, als Skilehrer und -trainer, bin ich von meinem aktuellen Thema erfüllt. Ausserdem habe ich eine echte Leidenschaft für Oldtimer und die «Roaring Twenties»... Ich stehe also erst am Anfang dieser Serie.
Wie würden Sie Ihren künstlerischen Stil beschreiben? Haben Sie besondere Einflüsse?
Ich versuche, eine ausdrucksstarke und ehrliche Malerei in einem scheinbar einfachen Stil auszudrücken... Ich habe die grossen Meister der Malerei, aber auch der Comics, sehr genau beobachtet. Insbesondere Franquin, Sempé oder Kiraz.
Haben Sie einen Künstler oder eine Kunstrichtung, die Sie besonders inspiriert?
Es gibt viele, aber in der zeitgenössischen Malerei würde ich Alice Neel, Modigliani und Edward Hopper nennen.
Gibt es bestimmte Techniken oder Materialien, die Sie bevorzugen? Warum gerade diese?
Seit Jahren habe ich einen Bestand von 250 grossen Blechen angeschleppt, ohne zu wissen, warum ich sie aufbewahren sollte. Es war an der Zeit, ihnen eine ehrenvollere und ehrgeizigere Bestimmung zu geben. Ich male also auf Blechen, oft mit Acryl oder Öl und mische die Techniken und Materialien. Ich glaube, dass sie eine vermeintliche Einfachheit aufweisen.
Welche Botschaft oder welches Gefühl versuchen Sie mit Ihren Werken zu vermitteln?
Eine Botschaft? Nein, keine. Ich lasse mich eher von diesen verträumten, schrägen Figuren leiten, die uns aus einem fernen Universum besuchen. Ich martere bewusst Perspektiven, Proportionen und Situationen, um zu versuchen, eine Form der Toleranz zu erzeugen. Es macht mir Spass, diese traumhaft anmutenden Figuren in meine Welt aufzunehmen. So wie es ein Schauspieler für eine Rolle tun würde, in der Hoffnung, dass sie zu Freunden werden...
Wie beeinflusst Ihre Umgebung oder die heutige Gesellschaft Ihre Arbeit?
Ich habe gehört, dass ich manchmal nicht mit den Konventionen oder den zeitgenössischen Codes konform gehe. Ich glaube, um mich voll auszudrücken, muss ich ein bisschen ein Einsiedler sein. Das reicht aus, um meine Arbeit zu beeinflussen.
Wenn Sie eines Ihrer fertigen Gemälde betrachten, welche Gefühle empfinden Sie dann?
Ich bin ziemlich erstaunt über das Ergebnis. Ich brauche übrigens einige Zeit, um sie zu verstehen und zu mögen. Sehr schnell habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich sie gemalt habe...
Finden Sie es befriedigend, Ihre Arbeit zu entdecken oder wiederzuentdecken? Sind Sie ein gutes Publikum?
Ich bin selten kurzfristig mit meinen Bildern zufrieden und meine älteren Arbeiten erscheinen mir oft zu kindisch. Ich erforsche sie, um in ihnen eine unverhoffte Einzigartigkeit zu finden. Wenn dies nicht der Fall ist, übermale ich sie oft. Häufig bereue ich es... Dann kämpft in mir das Beharren auf der Verbesserung meines Themas mit der Aufregung, das nächste Thema in Angriff zu nehmen – paradoxerweise, da ich kein Perfektionist bin.
Haben Sie eine bestimmte Routine oder ein bestimmtes Ritual, wenn Sie an einem neuen Bild arbeiten?
Es stimmt, dass ich einige Eigenheiten habe und es eine Weile dauert, bis ich mich hingesetzt habe und aus dem Alltag ausbrechen kann, um für die Inspiration aufnahmebereit zu sein. Aber dann kann es sein, dass ich tagelang nicht von der Staffelei aufstehen kann... Was dann zu schwierigen Verhandlungen mit meinen Verwandten führt...
Wie reagieren Sie auf Kritik oder Feedback zu Ihrer Arbeit? Beeinflusst dies Ihren kreativen Prozess?
Es stimmt, dass ich auf die Blicke und das Feedback von Beobachtern sehr schlecht vorbereitet bin. Ich vermeide sie daher so weit wie möglich. Es könnte leicht sein, dass ich meine Arbeit gar nicht zeige.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Zunächst einmal werde ich diese Serie fortsetzen. Für die Zeit danach weiss ich nur, dass alles, was in meinem linken Schläfenlappen wartet, drei Leben füllen würde. Aber ich habe nur eines ...
Wenn Sie abschliessend Ihre Werke in drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?
Drei Worte? Unkonventionell, Träumerisch, vielleicht skurril.
PHILIPPE CHEVALIER, AUS DEM FRANZÖSISCHEN ÜBERSETZT VON AVS/SWO
Galerie Le Tremplin, Château-d’Oex galerieletremplin.wixsite.com/remihenri