«Sönd willkomm!»
29.09.2023 KircheMit dieser Begrüssung wirbt das Appenzellerland um die Touristen. Und ich darf im Namen des ganzen Teams und der Ferienreisenden der Seniorenferienwoche sagen: Genau so haben wir es erleben dürfen!
Vom 3. bis 9. September sind wir mit den Bussen von Reichenbachs ...
Mit dieser Begrüssung wirbt das Appenzellerland um die Touristen. Und ich darf im Namen des ganzen Teams und der Ferienreisenden der Seniorenferienwoche sagen: Genau so haben wir es erleben dürfen!
Vom 3. bis 9. September sind wir mit den Bussen von Reichenbachs vom Saanenland nach Appenzell gefahren, wo wir direkt im Dorf selber unser Logis beziehen konnten.
Sonntag
Alle Angemeldeten konnten am Sonntagmorgen aufgeladen werden und wir fuhren mit einem Kaffeehalt im Restaurant Waldegg auf dem Brünig – speditiver Service, grosse Kulanz, danke! – über Pfäffikon SZ – Mittagessen im Hotel Sternen, gutes Essen – und den Seedamm über den Rickenpass ins Appenzellische.
Wir fanden uns rasch im Dreisternhotel Löwen an der Hauptgasse im Dorf zurecht, wo wir in angenehmen Zimmern übernachten und jeweils ein reichhaltiges Frühstückbuffet geniessen konnten. Nur wenig weiter am Landsgemeindeplatz assen wir im Viersternhotel Säntis (Romantik) unsere feinen Mittags- und Znachtmenus. Auch da: Ganz herzlichen Dank in die Küche und an das Personal!
Montag
Es wurde Montag und wir erhielten eine Führung durch das Dorf. Was wir nicht wussten: Erst seit den Fünfzigerjahren sind die Häuser in Appenzell so bunt und divers angemalt, nachdem ein findiger Geschäftsmann in der Hauptstrasse für sein Haus auf diese Idee gekommen war. Vorher waren die Häuser wie üblich im Appenzellerland hauptsächlich in weiss-grauen Farben gehalten. Ja, die Appenzeller verstehen sich aufs Marketing und pflegen eine sehr freundliche Willkommenskultur.
Ein Nachmittagsausflug ins Brauchtumsmuseum in Urnäsch brachte uns mit interessanten Ausstellungsobjekten die verschiedenen Bräuche und Traditionen des Appenzellerlandes wie Silvesterchläuse oder die Volksmusik näher. Einige Instrumente durften sogar angefasst und ausprobiert werden. Zu unserer Freude spielte Christian Walker ein paar Melodien auf der Handorgel.
Auf dem Heimweg machten wir einen Schlenker über die Schwägalp und Hemberg, das erhöht oben auf einer Kuppe liegt. Spontan kam mir dabei das Wort von Jesus aus der Bergpredigt in den Sinn: «Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. (…) So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.» (Matthäus 5, 14–16)
Dienstag
Der Dienstag war einem Ganztagesausflug mit einer Schifffahrt von Rorschach über den Bodensee zur Inselstadt Lindau in Deutschland gewidmet. Die Fahrt über den See und die Weite dieses Gewässers (man sieht wegen der Erdkrümmung nicht bis zum unteren Ende in Konstanz) wirkten auf uns befreiend und beruhigend. In Lindau begrüsste uns nicht nur die Inselstadt mit der Hafeneinfahrt vorbei am Bayerischen Löwen, sondern auch ein Haufen angereister Touristen. Doch der Gang auf der Hafenpromenade, die Rast mit dem mitgebrachten Lunch unter schattigen Bäumen, die Maximiliansstrasse mit ihren schmucken Patrizierhäusern und Laubengängen oder die Kirchen St. Stephan (reformiert) und das Münster «Unserer Lieben Frau» (katholisch), die uns die klassischen Unterschiede in der Raumausstattung vor Augen führten, war einfach schön.
Das Lottospiel am Abend im Hotel liess fast alle eifrig mitspielen und gar manches Jassset, mancher Regenschirm, manche Kuscheldecke und was der Sponsorengegenstände mehr waren, gingen bis spät abends an die Gewinner. Danke allen, die dieses Lotto ermöglicht haben!
Mittwoch
Wer mochte, kam am Mittwochmorgen mit ins Besucherzentrum Brauquöll der Brauerei Locher AG in Appenzell, bekannt für das Appenzeller Bier. Wir konnten mitverfolgen, wie vollautomatisch Bier gebraut und abgefüllt wird und bewunderten die unglaubliche Vielfalt an Produkten – weit über die klassischen Biere hinaus. Dazu gab es für alle ein kleines Geschenk, denn ab drei Übernachtungen gibt es die grosszügige Appenzeller Ferienkarte, die viele Gratiseintritte und freie Fahrt mit den Appenzeller Bahnen beinhaltet. Sogar die An- und Abreise mit dem ÖV ist gratis. Es folgte am Nachmittag der Ausflug mit der Seilbahn von Brülisau auf den Hohen Kasten, dem «Top of Appenzell» (neben dem Säntis ). Bei der Bergfahrt (ebenfalls in der Ferienkarte inbegriffen) war die Spitze von einer Wolke verdeckt, die sich aber rasch verzog und einen überwältigenden Blick in den Alpstein, über das Appenzellerland, das Rheintal mit dem österreichischen Vorarlberg und Liechtenstein sowie hinüber zum Bodensee und Deutschland freigab. Der barrierefreie Europarundweg sowie das Panoramarestaurant (es hat sogar ein Drehrestaurant) luden zum Verweilen ein.
Am Abend wurde der Schweizer Film «Hinter den sieben Gleisen» aus den Fünfzigerjahren gezeigt und auch wenn der Ton etwas zu laut eingestellt war, genossen wir doch das herrliche Spiel der Schauspielenden, besonders natürlich des unnachahmlichen Ruedi Walter.
Donnerstag
Donnerstags war wieder ein Ganztagesausflug angesagt, diesmal in die Altstadt von St. Gallen. Einige von uns besuchten stattdessen Bekannte von früher oder machten eine Bergfahrt und Wanderung auf eigene Faust, alle anderen liessen sich vom Unesco-Weltkulturerbe Stiftsbezirk mit den grossen Plätzen und Rasen, der spätbarocken Stiftskirche – die jetzt eine Kathedrale ist – und namentlich von der barocken Stiftsbibliothek bezaubern. Diese gehört zu den bedeutendsten historischen Bibliotheken der Welt und war im Mittelalter führend in Europa. Unter sachkundiger Führung wurden wir in einige Geheimnisse dieses Saals eigeweiht. Weiter konnten in einem Fabrikladen erlesene Stoffe und Spitzereien (dafür war St. Gallen seinerzeit weltberühmt) erworben werden – ein Eldorado namentlich für unsere mitgereisten Damen …
Freitag
Schon wurde es Freitag und nach freier Zeit am Morgen, mit einem Spaziergang der Sitter entlang nach Steinegg, war der Ausflug in die Appenzeller Schaukäserei und – wer wollte – in das Appenzeller Volkskundemuseum in Stein AR angesagt. Zwar war die Milch für diesen Tag gerade verarbeitet worden, als wir ankamen, aber ein spannender Film mit einem urchigen Appenzeller Mandli, dem alle gebannt zuhörten, sowie verschiedene Stationen, an denen jeweils ein anderes Stück der reichhaltigen Käsepalette verköstigt werden konnte (von wegen rässer Appenzeller-Käse, das war einmal!) und die vollautomatische Anlage, mit der im Lager die Käselaibe gewendet und gepflegt werden, beeindruckten uns sehr.
Da wir am Sonntag, unserem Anreisetag, keinen Gottesdienst besuchen konnten und in Appenzell die reformierte Kirche gerade renoviert wird, erhielten wir Gastrecht in der St.-Stephanskapelle, der ehemaligen Krypta der katholischen Mauritius(!)-Kirche. Die römisch-katholische Kirchgemeinde Appenzell offerierte uns den Raum sofort gratis – diese offene ökumenische Haltung ist beeindruckend! Gemeinsam feierten wir zum Abschluss das Abendmahl und der Gesang wurde von Brigitte Zahnd auf der Gitarre begleitet.
Sonntag
Am Sonntag mussten wir uns leider von Appenzell verabschieden. Über Rothenthurm fuhren wir nach Arth, wo wir im Restaurant Rigi fein zu Mittag speisen konnten. Anschliessend ging es dem Zugersee entlang über Emmen – wo wir zuerst eine kleine Extraschlaufe einbauten – und das Entlebuch nach Trubschachen. Dort war unser allerletzter gemeinsamer Halt im Kambly-Erlebnis und ich glaube, niemand stieg ohne ein Kambly-Produkt wieder in die Busse.
Wohlbehalten kamen wir am Abend wieder im Saanenland an – und ich glaube, für uns alle war es eine wunderbare, erfüllende und gemütliche Ferienwoche bei schönstem Wetter (ich habe noch nie eine Seniorenferienwoche geleitet, in der es nicht zumindest einmal regnete).
Ich danke der Kirchgemeinde, die diese Woche mitfinanziert hat, allen, die mitgereist sind, und nicht zuletzt meinem Team: Brigtte Zahnd (Begleitung) sowie Hans-Jörg Zahnd und Bernhard Aegerter (Chauffeure). Es war – das darf ich getrost sagen – eine gesegnete Woche.
PFARRER PETER KLOPFENSTEIN
Hinweis: Am Dienstag, 10. Oktober findet um 13.45 Uhr ein kultureller Nachmittag im Kirchgemeindehaus Gstaad statt. Thema: «Ausflug ins Appenzellerland». Elisabeth Staub erzählt von ihrer Kindheit in Trogen. Musik: Akkordeonduo Walker Kohli. Anschliessend Zvieri. (Inserat folgt)