Alpine Solaranlage Saanenland: SolSarine 2.0 geplant
01.03.2024 SaanenEin halbes Jahr nachdem das Projekt SolSarine an der Urne gescheitert ist, liegt eine neue Idee einer anderen Trägerschaft in Form einer Gemeindeinitiative vor. Die Alpine Solaranlage Saanenland SolSarine 2.0 ist eine um 20 Prozent reduzierte Version des ursprünglichen ...
Ein halbes Jahr nachdem das Projekt SolSarine an der Urne gescheitert ist, liegt eine neue Idee einer anderen Trägerschaft in Form einer Gemeindeinitiative vor. Die Alpine Solaranlage Saanenland SolSarine 2.0 ist eine um 20 Prozent reduzierte Version des ursprünglichen SolSarine-Projekts. Der Zeitplan der Trägerschaft ist sportlich.
BERICHT: KEREM S. MAURER
Worin liegen die Unterschiede zum ursprünglichen SolSarine-Projekt?
Die geplanten Solaranlagen auf dem Hornberg und an der Schneit seien gegenüber dem gescheiterten SolSarine-Projekt um rund 20 Prozent redimensioniert worden, heisst es seitens des Initiativkomitees auf Anfrage. Das heisst, die Anlagen auf dem Eige und Gfell und ein Teil der Oberi Mättle fallen weg. Damit schrumpfe die mit Solarpanels bebaute Fläche um ca. 14 Hektaren und es könnten rund 19 Gigawatt weniger Strom produziert werden. Zudem werde eine Beteiligung der Gemeinde Saanen angestrebt.
Wer steht hinter dem Projekt?
Das Initiativkomitee nennt folgende Personen als Co-Präsidium: Erich von Siebenthal (Bissen/Gstaad), Andrea Scherz (Gstaad), Thomas Schläppi (Grund), Heidi Gafner (Gstaad), David Perreten (Feutersoey), Silas Bach (Ebnit/Gstaad), Aldo Kropf (Gstaad) und Andrea Maurer (Schönried). In der Trägerschaft sind: Hans Schär, Grossrat FDP; Matthias Matti, Präsident die Mitte, Mario Hählen, SVP; Philippe Marmet, GLP; Martin Hefti, SP; Philipp Bigler, FDP. Ferner Ueli Thoenen (Gstaad), Jonas Wanzenried (Schönried), Christian Hauswirth (Saanen), Markus Bach (Ebnit/Saanen), Peter Ryter (Saanen), Rolf Schwenter (Schönried), Simon Bach (Turbach), Andreas Reuteler (Schönried), Beat Maurer (Schönried), Dagobert Kuster (Saanen), Jan Brand (BDG), Stefanie Herrmann (Gstaad), Toni Kübli (Saanen) und Daniel von Siebenthal (Gstaad).
Was soll die Anlage kosten?
Laut dem Initiativkomitee sind auch die Kosten um rund 20 Prozent tiefer als beim damaligen SolSarine-Projekt. Man rechnet mit 90 bis 100 Millionen Franken. Die Kosten seien abhängig vom variierenden Stahlpreis und den Kosten für die Solarpanels. Die Anlagekosten würden bis zu 60 Prozent durch den Bund, ein Teil der restlichen 40 Prozent werde über eine Bankenlösung finanziert.
Ende August 2023 wurde auf dem Hornberg eine Pilotanlage in Betrieb genommen. Die Messdaten bestätigen das Potenzial alpiner Solaranlagen: Im Januar 2024 übertraf die gemessene Stromerzeugung die Energieertragsschätzung um 15 Prozent. (FOTO: ZVG)
Ist eine Subvention des Bundes im Rahmen des Solarexpresses noch möglich?
Davon gehen die Initianten aus. Angenommen, das Stimmvolk gibt an der Gemeindeversammlung vom 7. Juni – sofern das Geschäft dann traktandiert wird – seine Zustimmung, könne man noch auf den Solarexpress aufspringen. Im September 2022 habe das Parlament den sogenannten Solarexpress verabschiedet. Mit diesem fördert der Bund bis Ende 2025 den Bau alpiner Solaranlagen und damit insbesondere die inländische Winterstromproduktion. Dadurch soll die Schweiz im Winterhalbjahr unabhängiger werden von Stromimporten aus dem Ausland und gleichzeitig die Energiewende beschleunigen.
Ein Gesuch kann gestellt werden, wenn eine rechtskräftige Baubewilligung für das Projekt vorliegt. Der Höchstbetrag der Einmalvergütung liegt bei 60 Prozent der anrechenbaren Investitionskosten.
Ist die Gemeinde Saanen mit an Bord?
Die Gemeinde Saanen kann die neu geplante alpine Solaranlage mitrealisieren und hat die Möglichkeit, sich dabei mit maximal drei Millionen Franken an der Anlage als Miteigentümerin zu beteiligen. Voraussetzung ist aber das Zustandekommen einer gültigen Initiative und der politische Wille, das Geschäft unter den neuen Bedingungen an die Gemeindeversammlung zur Abstimmung zu bringen. Das letzte Wort hat das Stimmvolk.
Handelt es sich bei den benötigten Grundstücken um Privatgrundstücke?
Ja, sagen die Verantwortlichen. Nur im Gfell habe es sich um gemeindeeigene Grundstücke gehandelt, diese fielen jetzt weg. Die geplante neue Solaranlage Saanenland soll ausschliesslich auf privatem Grund und Boden zu stehen kommen.
Wie viele Unterschriften braucht die Initiative, damit sie zustande kommt?
Laut der Gemeinde Saanen sind für das Zustandekommen einer Gemeindeinitiative zehn Prozent der Stimmberechtigten nötig. Weil diese Zahl aber quasi von Tag zu Tag variieren könne, habe man sich auf 400 gültige Unterschriften geeinigt.
Bis wann müssen die Unterschriften gesammelt sein?
Das Zeitkorsett ist straff: Geht es nach dem Initiativkomitee, soll am 8. März mit dem Sammeln der Unterschriften begonnen werden. Dann habe man bis zur zweiten Hälfte März Zeit, um die nötigen 400 Unterschriften einzureichen.
Braucht das Saanenland eine alpine Solaranlage?
Das Initiativkomitee ist überzeugt, dass das vielseitig privilegierte Saanenland mit seiner Infrastruktur und einem hohen Energiebedarf für den Tourismus hier eine Vorbild- und Pionierrolle übernehmen muss. Heute ist auch die Erkenntnis vorhanden, dass der Energierichtplan 2030, der im Frühjahr 2022 im Rahmen einer öffentlichen Mitwirkung zustande gekommen ist, ohne alpine Solaranlage nicht realisierbar ist.
Zudem taxiert der Kanton die Flächen als vielseitig prädestiniert, um wertvollen Winterstrom zu produzieren und damit die eigene Stromproduktion zu fördern.
Wie kam es zu dieser Initiative?
Laut dem Initiativkomitee ist der Anstoss zu diesem Projekt von Gemeindebürgern gekommen. Erich von Siebenthal erklärt: «Nach dem Nein zu SolSarine war klar, dass man an dem Projekt etwas ändern muss, denn wir brauchen im Saanenland eine Quelle, die Winterstrom liefert.»
Wichtig sei aber, dass die Gemeindebürger selbst nicht nur einen unmittelbaren Nutzen hätten, sondern das Projekt mitsteuern könnten. «Und das ist jetzt mit dem neuen Projekt Alpine Solaranlage Saanenland gewährleistet.» Zudem können Grossabnehmer der Regionen, wie z. B. die Bergbahnen, durch die reduzierten Kosten der Netze über Jahre profitieren.