Überraschender Besuch der «schönen Magelone» in der Kirche Saanen

  06.02.2024 Saanen

Schulklassen mit ihren Lehrpersonen der Primarschule Saanen, des Instituts Le Rosey und der John-F.-Kennedy-Schule wurden am Dienstag vor einer Woche von der Direktion des Musikfestivals Sommets Musicaux in die Kirche Saanen eingeladen, um das Märchen «Die schöne Magelone» mitzuerleben.

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH

Die Tochter des Königs von Neapel, Prinzessin Magelone, lebte in etwa zur selben Zeit, als die vergrösserte Mauritiuskirche in Saanen erbaut wurde. Neugier motivierte Magelone, nach Saanen zu reisen um die Wandmalerei in der Kirche zu betrachten. Zudem will sie den Kindern in Saanen eine Freude bereiten, erhielt sie doch die Möglichkeit, im Rahmen des Musikfestivals ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Weil die schöne Magalone schüchtern ist, bat sie die Film- und Theaterschauspielerin Marthe Keller, die von Johannes Brahms vertonte Geschichte in Form eines Märchens vorzutragen. Die Schauspielerin erzählte dann die alte Sage vom Ritter Peter und der Königstochter Magelone. Zwischendurch erklangen Lieder, gesungen vom Bariton Christian Immler, zu Klavierbegleitung von Fabrizio Chiovetta.

Die gefühlvolle Klaviermusik und den imposanten Tonumfang des Baritons beklatschten sie, zwar nicht ohrenbetäubend, aber mit ihren relativ kleinen Händen sehr behutsam. Weil Kinder Märchen lieben, ist es nicht verwunderlich, dass die Märchenerzählerin viel Aufmerksamkeit genoss. Die Mädchen waren entzückt von der Figur der Prinzessin. In ihrer Fantasie sahen sie Magelone in weit schwingendem, mit Rüschen verziertem Seidenkleid. Sie fühlten mit, wenn es ihr nicht gut ging und freuten sich, wenn sie scherzte und lachte. Die Buben, die mit Liebesgeschichten in diesem Alter eher weniger anfangen können, identifizierten sich mit Ritter Peter, der abenteuerlichen Flucht über das Mittelmeer und der türkischen Sklaverei. Die sieben- bis zwölfjährigen Zuhörerinnen und Zuhörer erinnerten sich höchstwahrscheinlich an ihre frühere Kindheit, an Märchen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm: den «eisernen Heinrich», den «gestiefelten Kater». Jedenfalls sind sie empfänglich für die bildreiche Sprache der Märchen mit ihren verborgenen Botschaften.

Happy End – für die meisten
Das Märchen «Magelone» enthält alle relevanten Figuren wie beispielsweise Könige und Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen, Räuber, Ritter und so weiter. Letztlich bekommt Magelone ihr Happy End und lebt glücklich bis ans Ende ihrer Tage mit ihrem Prinzen.
Inwieweit der Text des Märchens, der begleitende Gesang und die Musik von Brahms stufengerecht waren, kann wohl mit folgendem Satz von Shakespeare beantwortet werden: «Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als die Schulweisheit sich träumen lässt.»


MARGRITH GIMMEL-DAUWALDER, LEHRERIN UND THEATER PÄDAGOGIN IN DER SCHULE SAANEN, ORDNET EIN

«Wir werden regelmässig in die Kulturveranstaltungen der Sommets Musicaux eingeladen. Dieses Jahr freut uns die Einladung deshalb besonders, weil die Produktion, das Märchen, in deutscher Sprache gehalten wird. In früheren Jahren dominierte Französisch. Wir haben die Schülerinnen und Schüler auf den Anlass vorbereitet. Mir persönlich ging es darum, die Mädchen und Knaben mit einigen Schlüsselwörtern vertraut zu machen. Selbstverständlich sprachen wir auch über die Musik des Komponisten Johannes Brahms und den Inhalt der Liedervorträge des Baritons Christian Immler.
Musikunterricht, Konzertbesuche und Begegnungen mit Musikschaffenden sind im Lehrplan 21 enthalten. Ich verstehe, wenn nicht alle Kinder das Gesehene und Gehörte zu 100 Prozent verstanden und begriffen haben. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, inwieweit den Künstlern bewusst war, auf was für ein Publikum sie treffen werden. Auffallend war, wie konzentriert die Schülerinnen und Schüler zuhörten. Verständlich ist, dass gegen elf Uhr das Knurren des Magens die Konzentrationsfähigkeit schwächte. Für die boys and girls der John-F.-Kennedy-Schule war eine geräuschlose Anwesenheit nicht selbstverständlich, wurde das Märchen doch in deutscher Sprache erzählt.»

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote