Die Theatergruppe «Alpekomedi» bot mit der Premiere von «Ein Abend mit Loriot» eine gelungene, äusserst unterhaltsame und witzige Aufführung in der Turnhalle Gsteig.
TONI SIEGRIST
Ist Ihnen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow ...
Die Theatergruppe «Alpekomedi» bot mit der Premiere von «Ein Abend mit Loriot» eine gelungene, äusserst unterhaltsame und witzige Aufführung in der Turnhalle Gsteig.
TONI SIEGRIST
Ist Ihnen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow bekannt? Eher Vicco von Bülow? Nicht? Dann ist Ihnen Loriot wahrscheinlich eher ein Begriff. Unter diesem Namen wurde Vicco von Bülow im deutschen Sprachraum berühmt. Er veröffentlichte zahlreiche sketchartige Kurzgeschichten, Cartoons, war tätig als Schauspieler, Filmregisseur, Produzent von Fernsehserien und auch als Dirigent. Unsterblich sind vor allem seine Sketche und die Zeichnungen mit dem Knollennasenmännchen.
Von Loriot und seinen Kurzgeschichten liess sich die Theatergruppe «Alpekomedi» faszinieren – sie bringt 14 Loriot-Sketche auf die Bühne.
Unmögliche Situationen
Er will seine Ruhe nach Feierabend im Sessel zu Hause. Der Dialog mit seiner Ehefrau vermiest ihm genau das, weil beide total aneinander vorbeireden.
Das Gespräch über das Frühstücksei, das genau viereinhalb Minuten kochen muss oder müsste, artet aus in eine absurde Beziehungskrise und einen angekündigten Mord.
Der Gast im Restaurant möchte eigentlich nur sein Essen geniessen. Er kommt aber nicht dazu, weil sich alle – Kellner und die übrigen Gäste – ständig fürsorglich erkundigen, ob es ihm schmecke.
Können Sie sich vorstellen, dass zu Hause – probehalber – eine Blinddarmoperation durchgeführt wird? Kaum. Das muss man schon selber sehen.
Zwei Herren treffen im Hotel unerwartet in derselben Badewanne zusammen. In dieser unmöglichen Situation ringen beide um Würde, Haltung und Anstand.
Im Zimmer hängt ein Bild schief. Ein Besucher möchte es diskret in eine gerade Position bringen. Etappenweise führt das zur Zerstörung der Zimmereinrichtung. Einzig das Bild bleibt unberührt und hängt wie zuvor noch schief.
Ein Erlebnis
Die zum einen Teil banalen, zum anderen Teil recht gesuchten Situationen laufen immer aus dem Ruder und finden ein groteskes, manchmal auch katastrophales, für den Zuschauer aber sehr vergnügliches Ende. Loriot ist ein genauer Menschenbeobachter und versteht es, treffsicher Schwächen und Eigenheiten seiner Figuren auf die Spitze zu treiben. Ein wesentliches Element ist dabei, dass die Personen aneinander vorbeireden, sich gewollt oder ungewollt nicht verstehen – kurz: Dass die Kommunikation zwischen ihnen gestört ist. Das produziert bei den Theaterbesuchern einen Lacher nach dem andern.
Harte Arbeit führt erst zum Vergnügen
Die Schauspielerinnen und Schauspieler der «Alpekomedi» leben diese Situationen mit Lust und Freude aus. Präzis und gekonnt bewegen sie sich in den verschiedenen Rollen und bringen die Eigenheiten der Personen prägnant auf die Bühne. Einzelne Mitglieder der Theatergruppe schlüpfen in verschiedene Rollen, ohne dass der Zuschauer dies sofort bemerkt. Die Rollen sind sorgfältig und genau gestaltet und wirken dadurch ganz natürlich. Die grosse Detailtreue und Sorgfalt bei Requisiten, Kostümen und Kulisse tragen Wesentliches zur Wirkung der Szenen bei. Nicht zuletzt ist die Sprache zu erwähnen: Die Texte des Sprachkünstlers Loriot wirken nur in Hochdeutsch. Die Theatertruppe hat sich das Hochdeutsch in harter Arbeit angeeignet und beherrscht dies wie selbstverständlich.
Weitere Vorführungen: 19., 22., 26. und 28. April.