Spitzenlangläufer André Jungen sorgte in den Neunzigerjahren für Ausrufezeichen

  08.11.2022 Sport

Einige Ehemalige des Berner Oberländischen Skiverbandes (BOSV Ex-Klusiv Club) trafen sich am letzten Freitag in Spiez zum traditionellen Herbsthöck. Ehrengast André Jungen durchforstete sein Archiv und fand einige geschichtsträchtige Filme und war mit Fotos und Zeitungsartikeln bestens dokumentiert.

Dank dem Olympiabiathleten Roland Burn wechselte André Jungen von den Alpinen zum Langlauf. Mit der Dachdeckerlehre fand er den idealen Beruf, um im Winter auf die Karte Sport zu setzen. Die Revolution im Langlauf von Klassisch über Siitonen hin zum Skating spielte André in die Karten. Mit seinen Trainingskameraden Toni Dinkel und Toni Aellig entstand eine willkommene Gruppendynamik, welche von BOSV- und Swiss-Ski-Urgestein Robert Germann gefördert wurde. Daraus resultierte eine zweimalige Teilnahme an Juniorenweltmeisterschaften und die Selektion ins B-Kader von Swiss Ski.

1990 stellte André die Langlaufelite in den Schatten und wurde Schweizermeister auf dem Col du Pillon. Im folgenden Jahr verbesserte er sein Können und machte auf sich aufmerksam. Robert Germann, B-Kader-Trainer, setzte sich für seine WM-Teilnahme in Val di Fiemme ein, sodass André nachselektioniert wurde. Im 50-km- Rennen heftete er sich an die Fersen von Maurilio de Zolt (Bronze) und Torgny Mogren (Gold) und erreichte den hervorragenden zwölften Rang! Die Fernsehkommentatoren waren begeistert und im Interview mit dem Oberländer SRF-Reporter Thomas von Grünigen schilderte er, wie er die Gunst der Stunde nutzen konnte.

Nach den missglückten Olympischen Spielen in Albertville wechselte André in die Worldloppet Serie, wo er einige Podestplätze erzielte und sogar an Rennen in Australien teilnahm. Dank dem Optimieren seiner Endschnelligkeit gelang André ein weiteres taktisches Meisterstück, nämlich der Sieg beim Engadiner Skimarathon und der zweite Rang in der Worldloppet-Gesamtwertung, dies im Jahr 1995.

Seine Jahre als Leistungssportler waren eine finanzielle Gratwanderung; denn bei den Prämienverträgen zählten nur die Podestplätze. Die einzigen Ferien waren damals die BOSV-Cup-Ferienwochen, wo immer vor dem Hauptgang das Dessertbuffet gestürmt wurde. Heute führt André Jungen in Adelboden einen Dachdeckerbetrieb und dreht im Winter die Runden auf der Bodenloipe.

MARKUS MATTI


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