Die etwas andere Züglete
31.03.2025 LauenenDie Bewohnenden des Alters- und Pflegeheims Sunnebühl in Lauenen übersiedeln für rund sieben Monate ins alte Spital in Saanen. Grund dafür ist eine Totalsanierung des Gebäudes, das demnächst seinen 50. Geburtstag feiert.
KEREM S. MAURER
Die Bewohnenden des Alters- und Pflegeheims Sunnebühl in Lauenen übersiedeln für rund sieben Monate ins alte Spital in Saanen. Grund dafür ist eine Totalsanierung des Gebäudes, das demnächst seinen 50. Geburtstag feiert.
KEREM S. MAURER
Die meisten Kleiderschränke waren leer geräumt, in den Fluren standen letzte Möbelstücke herum, Männer in Zivilschutzuniformen packten kräftig mit an und draussen vor dem Haupteingang warteten die letzten Bewohnenden, um mit dem Taxi nach Saanen gefahren zu werden. In der Luft lag erwartungsvolle Aufbruchsstimmung, aber keine Hektik. Am letzten Mittwoch war Zügeltag. Zwölf Bewohnerinnen und Bewohner des Alters- und Pflegeheims Sunnebühl in Lauenen verliessen ihre angestammte Umgebung, um für ein gutes halbes Jahr im alten Spital Saanen neue Quartiere zu beziehen. «Es ist das erste Mal in meiner dreissigjährigen Karriere im Gesundheitswesen, dass wir die Züglete für ein ganzes Altersheim organisieren mussten», sagt der Betriebsleiter Beat Maurer.
Mitnehmen, was man will
Raus aus der gewohnten Umgebung und rein in eine neue Zukunft. Selbst wenn diese nur sieben Monate dauert, ist es immerhin über ein halbes Jahr. «Die Bewohnerinnen und Bewohner durften im Prinzip alles mitnehmen, was sie wollten», sagt Beat Maurer. Einschränkungen gab es nur für jene Personen, die wirklich sehr viele Sachen haben, für sie galt «von den persönlichen Gegenständen bitte nur das Wichtigste». Eine Dame, die mit erwartungsvollem Blick in einem Rollstuhl auf die Abreise wartete, sagte: «Nein, es stört mich überhaupt nicht, dass wir umziehen. So ist hier wieder einmal etwas los!» Die 13 Bewohnenden – eigentlich bietet das Alters- und Pflegeheim Sunnebühl in Lauenen Platz für 15 – würden sich auch weiterhin über viel Besuch freuen, so Maurer.
Gewohntes Umfeld ist wichtig
Für die Bewohnerinnen und Bewohner soll es «das gewohnte Umfeld in einem neuen Rahmen» sein, betont der Betriebsleiter. Das heisst, das gesamte Betreuungspersonal komme mit nach Saanen, auch das aus der Küche. So bleibe auch kulinarisch alles beim alten, ausser, dass das Zmittag von einem anderen Dienst geliefert werde, so Maurer. Und damit nicht irgendwelche fremde Leute in den privaten Sachen der Bewohnenden herumwühlten, seien viele der Angehörigen vorbeigekommen, um beim Packen der Kleider und der persönlichen Dinge zu helfen. Apropos packen: Die Zivilschutzorganisation habe etwa 13 Männer geschickt, einige von ihnen hätten die Bewohnenden während des Umzugs betreut, die andern kräftig mit angepackt. «Es ist fantastisch, was die Männer geleistet haben», zeigt sich Beat Maurer dankbar.
Keine grossen Schwierigkeiten erwartet
Für den Aufenthalt während der Sanierung seien mehrere Optionen geprüft worden, erklärt Maurer und ergänzt: «Die Variante mit dem alten Spital in Saanen war ökonomisch und ökologisch die sinnvollste Lösung.» Dort habe man 15 bewilligte Pflegeplätze, ausserdem sei die Nähe zum Sunnebühl ideal. Auch wenn die Bewohnenden gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen müssten, erwarte man keine grosse Schwierigkeiten. Während die Bewohnenden in Lauenen alle ein Einzelzimmer hatten, gibt es in Saanen drei Doppelzimmer, worüber die Angehörigen im Vorfeld informiert worden seien, betont Maurer. Auch hätte in Lauenen jedes Zimmer über eine Nasszelle verfügt, was in Saanen leider nicht der Fall sei. «Die erste Nacht im alten Spitalgebäude ist gut verlaufen, die neue Ausgangslage hat den Bewohnenden keine Schwierigkeiten bereitet», resümiert Maurer. Einige hätten sich allerdings infolge der neuen Umgebung und der ungewohnten Geräusche über schlechten Schlaf beklagt.
Umfassende Sanierung
Der Grund für den Auszug der Sunnebühler:innen sei die Sanierung des bestehenden Gebäudes an der sonnigen Lauenen, das vor rund fünfzig Jahren gebaut worden war. «Die Wasser Zuund Abfuhr und die gesamte Elektrik werden erneuert. Ebenso muss das Gebäude den neuen Brandschutzanforderungen angepasst werden», weiss Maurer.
Bevor die Bewohnenden – wenn alles nach Plan läuft – am 29. Oktober ihre sanierten Räumlichkeiten wieder beziehen können, soll es am 25. Oktober einen Tag der offenen Tür geben.