Fünf Monate Arbeit für 18 Minuten Film
15.11.2024 GstaadEr lebt in Stockholm und in Gstaad, ist leidenschaftlicher Videograf, Drohnenpilot und Freerider. Jetzt wurde der erste Kurzfilm von Toby Ryter als einer der Top-5-Freeridefilme 2024 ausgezeichnet – und läuft bald in Gstaad.
KEREM S. MAURER
«Etwa ...
Er lebt in Stockholm und in Gstaad, ist leidenschaftlicher Videograf, Drohnenpilot und Freerider. Jetzt wurde der erste Kurzfilm von Toby Ryter als einer der Top-5-Freeridefilme 2024 ausgezeichnet – und läuft bald in Gstaad.
KEREM S. MAURER
«Etwa vierzig Prozent meiner Zeit verbringe ich in Gstaad und ebenso viel in Stockholm», sagt Toby Ryter gegenüber dieser Zeitung. «In der restlichen Zeit bin ich für meine eigenen Projekte unterwegs und reise sehr viel.» Gereist ist Ryter in den letzten drei Jahren hauptsächlich nach Nordnorwegen, genauer gesagt in die Lyngenalpen. Dort hat er zusammen mit zwei Kollegen – Benoît und Edwin – das Filmmaterial für seinen 18-minütigen Kurzfilm mit dem Titel «ORKA – A human powered freeride experience» gedreht.
Freeride-Erfahrung durch menschliche Kraft
Die Lyngenalpen, die Teil des Skandinavischen Gebirges sind, wurden als Drehort ausgewählt, weil sie durch den norwegischen Freeride-Star und Filmemacher, Nikolai Schirmer, berühmt wurden. Toby Ryter: «Schirmer ist eine echte Inspiration für mich. Er ist der erste Skifahrer, der das Storytelling in seine Filme brachte.» Zuvor habe man Filme gemacht, in denen es nur ums Skifahren gehe, ohne andere Handlung. In seinem Film erzählt Toby Ryter vom unkonventionellen Kennenlernen von vier schwedischen Burschen in Norwegen, die er mit auf mehrere Skitouren nimmt. «Ich will in meinem Film aufzeigen, dass es um mehr geht als nur ums Skifahren», so Ryter. Nämlich, dass es Spass mache und manchmal echt mühsam und anstrengend sei. Ryter erzählt, dass sie für diesen Film mit einem Boot einen Fjord überquerten und von Meereshöhe Null auf 1200 Meter aufstiegen. «Wir sanken knietief in den Schnee ein, der Aufstieg dauerte sieben Stunden.» Dazu habe er gefilmt und neben dem Filmequipment auch noch seine Ski hinaufgetragen. Für die schwedischen Freunde, die bislang nur in Skigebieten unterwegs waren, seien es echte Strapazen gewesen. «Am Ende des Drehs waren auch sie richtig fit und haben gelernt, dass Skifahren auch ohne Skilift und präparierte Pisten funktioniert.»
Für den Amateur Skifilm nominiert
Toby Ryters Film wurde von iF3, dem internationalen Freesports Film Festival – zusammen mit vier anderen Projekten – für die Auszeichnung des besten Amateur Skifilms des Jahres 2024 nominiert. Das iF3 findet alljährlich im Oktober in Whistler, Kanada, statt und widmet sich der Vorführung und Prämierung von Freeski- und Snowboard-Filmen. «Ich war gerade beim Abendessen, als ich eine E-mail mit der Message ‹Your project is nominated› bekommen habe», erinnert sich Ryter. Er sei sehr überrascht gewesen und hätte sich mega gefreut. «Ich habe nie damit gerechnet», sagt er nicht ohne Stolz und erklärt, dass in einer Vorselektion rund 50 Filme ausgewählt, von denen dann aber nur fünf nominiert würden.
Am 19. Oktober gab iF3 den Gewinner bekannt, zum Sieg hats für Toby Ryter und seine Freunde dann doch nicht ganz gereicht. Aber dafür, dass es sich um sein erstes grösseres Filmprojekt handelte, werte er schon die Nominierung als grossen Erfolg. Dennoch sei er ein bisschen enttäuscht gewesen und habe sofort angefangen zu überlegen, was er hätte besser machen können.
Demnächst in Ihrem Kino
Für den 18-minütigen Film arbeiteten Toby, Edwin und Benoît von Mai bis Mitte September. Gefilmt und das Material ausgewertet hatten sie zu dritt, die digitale Bearbeitung hat Toby zum grössten Teil allein vorgenommen. «Ich habe jeden Tag einige Stunden daran gearbeitet, bis wir wirklich zufrieden waren», sagt er. Der Film habe in Stockholm vor einem 220-köpfigen Publikum Premiere gefeiert und sei sehr gut angekommen. Am 20. Dezember ist «ORKA – A human powered freeride experience» im Ciné-Theater Gstaad zu sehen. Macht das den frischgebackenen Filmemacher nervös? «Ja, schon. Denn in Gstaad kommen Leute, die mich von früher kennen und vielleicht eine andere Sicht auf den Film mitbringen», sagt Toby Ryter. Aber er sei überzeugt, dass sie einen guten Film produziert hätten und stehe voll und ganz dahinter.
Nächster Drehort ist Japan
Dass sein erster Film gleich nominiert worden sei, wirke sich auf weitere Projekte beflügelnd aus, findet Toby Ryter und verrät, dass sie das nächste Projekt bereits geplant hätten. «Das Konzept steht. Wir werden einen kleinen Roadtrip durch Hokkaido, das ist die nördlichste Präfektur in Japan, machen.» Es werde wieder ein Freeridefilm werden und sie würden wieder zu dritt daran arbeiten. Mehr will Toby Ryter zu seinem neuen Film noch nicht verraten, ausser, dass er mit zehn Minuten nur noch etwa halb so lang werde, wie sein Erstlingswerk.
ZUR PERSON
Toby Ryter wurde 1997 in Zweisimmen geboren und wuchs in Gstaad in der Rütti auf. In Nottingham, England, studierte er Digitales Marketing und arbeitet heute Teilzeit in einer Gstaader Immobilienagentur fürs Marketing. Diesen Job kann er «remote» ausführen, das heisst, er kann einen grossen Teil seiner Arbeit praktisch überall auf der Welt erledigen. Dies bietet ihm die nötige Flexibilität, die er braucht, um seine eigenen Projekte umzusetzen. Heute wohnt er in Stockholm und Gstaad.
KMA