Schadenbehebung nach der Unwetterlage
14.12.2023 RegionDas Regionale Führungsorgan (RFO) Saanen gibt Entwarnung. Die Pegelstände der Gewässer und auch der Grundwasserspiegel sinken wieder. Die Simmentalstrasse war nach einem Erdrutsch gesperrt, ist aber seit Donnerstagabend wieder befahrbar. Die Pisten der Region haben ...
Das Regionale Führungsorgan (RFO) Saanen gibt Entwarnung. Die Pegelstände der Gewässer und auch der Grundwasserspiegel sinken wieder. Die Simmentalstrasse war nach einem Erdrutsch gesperrt, ist aber seit Donnerstagabend wieder befahrbar. Die Pisten der Region haben Schäden davongetragen und werden aktuell vorbereitet, die Wasserngratbahn öffnet wie vorgesehen heute.
SONJA WOLF
Mit dem Nachlassen der Regenfälle und dem Sinken der Schneefallgrenze seit Mittwochabend entspannt sich die Lage, gibt die RFO Saanen in einer Medienmitteilung bekannt und fasst die Situation der vergangenen Woche zusammen. Demnach haben die Pegelstände der Gewässer am Montagabend ihren Höchststand erreicht. Der Wasserstand der Saane unterhalb von Saanen lag mit 205cm circa dreimal höher als durchschnittlich eine Woche vorher, ohne jedoch die Schadensgrenze zu erreichen. Zum Vergleich: Beim letzten Unwetterereignis vom 14. November lag der maximale Pegelstand 25cm höher, wodurch die Saane an mehreren Orten über das Ufer trat.
Nach einem vorübergehenden Rückgang am Dienstagmittag stieg die Saane in der Nacht nochmals an, seit Mittwochfrüh hingegen nehmen die Wassermassen kontinuierlich ab.
Der Grundwasserspiegel ist seit Montag auch stark angestiegen und führte im Talboden zur Überschwemmung von Kellern, zuerst im Grund, dann auch in Saanen. Die RFO Saanen erwartet, dass auch er mit etwas Verzögerung wieder sinken dürfte.
Noch liegt in Talsenken Wasser, z.B. im Rohr in Lauenen oder entlang des Saanelaufs. Dank des angesagten trockenen und kühleren Wetters wird sich die Situation weiter entspannen, insbesondere das Risiko von Murgängen.
Auch die Lawinensituation wurde gemäss der Medienmitteilung laufend beobachtet und gab nie Anlass zu zusätzlichen Massnahmen.
Zusammenarbeit von RFO, Zivilschutz und Feuerwehr
Sowohl der Kernstab des regionalen Führungsorgans RFO, seine Fachberater wie auch der Zivilschutz hatten am Montag ihre Vorbereitungen getroffen und waren bereit, ab Montag Nacht die Feuerwehren zu unterstützen oder abzulösen. Die Lageentwicklung jedoch erforderte ihren weitergehenden personellen Einsatz nicht. Hingegen stellte der Zivilschutz vorübergehend einen Angehörigen zur Führungsunterstützung im KP der Feuerwehr in Gstaad sowie einige Pumpen zur Verfügung, welche in Kellern zum Einsatz kamen. Am Donnerstagnachmittag konnten jedoch auch diese Arbeiten beendet werden. Seither werden bei Bedarf wieder allein die Mittel der Feuerwehr eingesetzt.
Zusammenfassend schreibt das RFO Saanen, dass das Saanenland innert eines Monats zwei ausserordentliche Wetterlagen mit viel Regen erlebte, und dies bei hohen Temperaturen und Schneeschmelze und entsprechendem Hochwasser. Erneut arbeiteten die Verantwortlichen von RFO, Feuerwehr und Zivilschutz eng und unkompliziert zusammen.
Simmentalstrasse seit gestern Abend wieder befahrbar
Gemäss einer Medienmitteilung der kantonalen Bau- und Verkehrsdirektion von Donnerstagnachmittag ist die Kantonsstrasse seit gestern, Donnerstag, 19 Uhr, wieder befahrbar. Um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden vollständig zu gewährleisten, wurde der Verkehr an zwei Schadstellen vorläufig noch einspurig geführt und mittels Lichtsignalanlage geregelt.
Erdrutsche im Bereich Stägey und Heideweidli hatten seit Montagabend Material von mehreren hundert Kubikmeter mobilisiert. Die abrutschenden Massen konnten an den Schadstellen mittlerweile vollständig abgetragen und weggeführt werden. Installierte Stahlpalisaden verhindern ein allfälliges Nachrutschen.
Der Blick auf die Pisten der Region
Die Unwetter der letzten Woche hatten auch Auswirkungen auf die Pisten der Region. Walter Reichenbach, Leiter Pisten- und Rettungsdienst der Bergbahnen Destination Gstaad AG zum Beispiel ist zur Zeit mit seinem Team im Dauereinsatz. Er berichtet von einigen Orten mit Erdrutschen und Steinschlägen, die bis auf die Pisten herabkamen. Auch seien einige Bäume unter der Last der nassen Schneemassen umgeknickt. In den unteren Lagen gebe es noch zu wenig Schnee, um Talabfahrten zu ermöglichen.
Ein besonderes Problem aber seien die oberflächlichen Wasserläufe, die der starke Regen der letzten Woche verursacht habe. «Diese Wasserläufe haben die Pisten regelrecht durchfressen», berichtet er auf Anfrage. «Am Eggli zum Beispiel haben die Wassermassen den Kunstschnee bis zu einer Breite von sechs Metern durchfressen.» Diese Gräben einfach mit Schnee aufzuschütten, bringe nichts. Dann würden sie bald wieder von den Wassermassen aufgerissen. Daher sind Reichenbach und sein Team gerade daran, Rohre zu legen, die den Wassermassen erlauben, geleitet abzufliessen. Über diesen Rohren werden sie dann den Schnee ausbreiten. Die Bergbahnen Destination Gstaad AG ist zuversichtlich, die Lage in den Griff zu bekommen und die Pisten an Weihnachten öffnen zu können.
Turbulent ging es auch auf dem Wasserngrat zu. «Der Regen ging teilweise bis über 2000 Meter, aber wir haben trotz des ständigen Mix aus Regen und Schnee der vergangenen Woche eine Piste vorbereitet», fasst Geschäftsführer Ivo Paroni von der Wasserngrat 2000 AG zusammen. «Heute eröffnen wir und hoffen auf besseres Wetter!»
Über sechs Meter Neuschnee und Vereisungen am Glacier 3000
Ganz andere Probleme hatte Bernhard Tschannen auf dem Glacier 3000: Dort kam der Niederschlag durchgehend als Schnee herab. «Wir freuen uns zwar über mehr als sechs Meter Neuschnee, hatten aber grosse Probleme mit Vereisungen», berichtet der Geschäftsführer. Es habe auf allen Installationen und Kabeln starke Vereisungen gegeben, die Pisten seien in der vergangenen Woche grösstenteils geschlossen gewesen. Auf dem Kabinendach des Gletscherskilifts der zweiten Sektion hatte es mehr als fünf Tonnen Eis», gibt Tschannen ein Beispiel. «Auch für die Baustelle am Restaurant Botta waren die Wetterbedingungen eine grosse Herausforderung.» Erfreulich sei, dass die Blackwall am letzten Samstag eröffnet werden konnte und nun blickt auch Bernhard Tschannen optimistisch einer Wetterbesserung entgegen.
Wegen der Öffnungszeiten der Bahnen in den einzelnen Skigebieten besuchen Sie bitte tagesaktuell die entsprechenden Websites. www.wasserngrat.ch/bahn www.glacier3000.ch www.gstaad.ch/bergbahnen/aktuelle-berichte/ bergbahnen-pisten
WELCHE WEGE SIND GESCHLOSSEN, WELCHE WIEDER OFFEN?
(Stand Donnerstagmittag, 14.12.)
Der gesperrte Promenadenweg in Schönried ist seit Donnerstagnachmittag wieder geöffnet. Geschlossen bleibt infolge Oberflächenwassers aus den Nebenbächen der Saane der Uferweg im Grund zwischen der Moosfangbrücke und der Brücke «Cantova».Geschlossen ist neu infolge Unterspülungsgefahr die Gütschelibrücke über den Louibach (vis-à-vis Metallbau Welten). Der anschliessende Abschnitt des Wanderwegs entlang dem Louibach bis zur Krambrücke ist als Folge des Hochwassers vom 14. November nach wie vor geschlossen.
Die Haupt-Trinkwasserleitung in Abländschen konnte durch die Wasserversorgung der Gemeinde Saanen am Mittwoch repariert werden, nachdem sie im Bereich Chappelematte durch einen Hangriss zerbrochen war.
RFO SAANEN




