US-Käsezoll könnte für volle Lager sorgen
18.08.2025 RegionUS-Präsident Donald Trump hat Schweizer Käse mit Importzöllen von 39 Prozent belegt. Obschon die Molkereien in Gstaad und Schönried ihren Käse nicht direkt in die USA exportieren, könnten sie indirekt von den Zöllen betroffen werden.
...US-Präsident Donald Trump hat Schweizer Käse mit Importzöllen von 39 Prozent belegt. Obschon die Molkereien in Gstaad und Schönried ihren Käse nicht direkt in die USA exportieren, könnten sie indirekt von den Zöllen betroffen werden.
KEREM S. MAURER
Im Jahr 2024 haben Schweizer Kühe, Schafe und Ziegen insgesamt 3340 Millionen Kilogramm Milch produziert, vermeldete SRF am 9. August. Rund 45 Prozent davon sei zu Käse verarbeitet, und davon etwa ein Drittel in die ganze Welt exportiert worden. Elf Prozent, oder rund 8700 Tonnen Käse, gelangten in die USA, dem Schweizer-Käse-Exportland Nummer drei hinter Deutschland (48 Prozent) und Italien (15 Prozent). Rund die Hälfte des in die USA exportierten Käses war im letzten Jahr der Gruyère AOP. Seit dem 1. August ist bekannt, dass US-Präsident Donald Trump einen Zollsatz von 39 Prozent für die Schweiz festgelegt hat, der ab dem 7. August wirksam wurde.
Volle Lager
«Es ist schockierend, wie der amerikanische Präsident völlig willkürlich und ohne nachvollziehbare Gründe die ganze Welt mit Zöllen belegt und damit langjährige und zuverlässige Handelspartner vor den Kopf stösst», ärgert sich René Ryser, Geschäftsführer der Molkerei Gstaad. Obschon weder die Molkerei Gstaad noch die Molkerei Schönried direkt Käse in die USA exportieren, ist es laut Ryser «töricht» zu glauben, dass die neuen US-Zölle keine Auswirkungen auf unsere Molkereien haben. Reto Siegrist, Geschäftsführer der Molkerei Schönried, erklärt: «Ich rechne damit, dass sich die Lager von Gruyère AOP in den nächsten Monaten füllen, weil dieser Käse mit ca. 4300 Tonnen der Exportschlager in die USA ist», sagt er. Seine Molkerei produziere zwar keinen Gruyère AOP, aber Produkte «mit gewissen Ähnlichkeiten». Wird weniger Käse exportiert, bleibt er in den Lagern liegen, was zu einer Übersättigung des Markts führe.
Preise unter Druck
Aufgrund des starken Frankens ist Schweizer Käse in den USA heute schon ein teures Produkt. René Ryser rechnet vor: «Addiert man die neuen Zölle zu den aktuellen Verkaufspreisen, wird eine 170-Gramm-Portion Le Gruyère AOP bei Walmart circa 9,70 US-Dollar kosten, was knapp 60 Dollar pro Kilo entspricht.» Ob die Amerikaner bereit seien, diese Preise zu bezahlen, werde sich zeigen. Ryser befürchtet, dass künftig weniger Käse in die USA exportiert wird. Das Problem dabei ist, dass dieser Käse bereits produziert ist und somit anderswo und unter Umständen zu Aktionspreisen verkauft werden muss. Dies auf Kosten anderer Käsesorten, wie beispielsweise denjenigen der Molkereien Gstaad oder Schönried.
Geringere Produktion
Laut Reto Siegrist muss jetzt der Markt genau beobachtet werden. «Sollten die Exporteinbrüche wirklich wie erwartet eintreten, müssen wir durch Drosselung der Produktion unserer Käsesorten reagieren», sagt er. Dann komme es so, wie es in entsprechenden Fällen schon immer gewesen war: «Wird in der Schweiz weniger Käse produziert, weil weniger exportiert wird, gelangt mehr Milch in die Industrie. Mehr Milch in der Industrie bedeutet auf Dauer einen tieferen Milchpreis.»
Doch vieles ist im Moment noch unklar, der Konjunktiv eine gern genutzte Form, weil man sich nicht sicher sein kann, ob das, was heute aus den USA zu hören ist, auch nächste Woche noch gilt. «Wir leben in unbeständigen Zeiten, vielleicht so unbeständig, dass wir in ein paar Wochen – hoffentlich – schon von tieferen Zollansätzen sprechen», sagt Reto Siegrist und René Ryser formuliert es so: «Bei Präsident Trump weiss man nie so recht, was er für Absichten hat. Die einzige Konstante bei ihm ist seine Sprunghaftigkeit.»