Sie gehören ans Swatch Beach Pro Gstaad wie der Sand ins «Gstaadion»: die Küderpesches. Sie jubeln mit ihren Buchstaben auf eigene Weise und werden nicht selten auch von Fernsehkameras «eingefangen».
JENNY STERCHI
Ob sich die ...
Sie gehören ans Swatch Beach Pro Gstaad wie der Sand ins «Gstaadion»: die Küderpesches. Sie jubeln mit ihren Buchstaben auf eigene Weise und werden nicht selten auch von Fernsehkameras «eingefangen».
JENNY STERCHI
Ob sich die Küderpesches ihrer Wirkung bewusst sind? «Ja, das ist schon gewollt, dass unsere Schriftzüge wahrgenommen werden.» Andernfalls würden sie nicht an einem so präsenten Platz stehen.
Unterhalb der Skyboxes in der Stadionkurve ist die oberste Sitzreihe auf einem gehörigen Abschnitt nicht verfügbar. Sie ist den aus Sagex geschnittenen Buchstaben der Küderpesches vorbehalten. Sorgsam und alphabetisch sortiert stehen die selbst gebauten Lettern. «Vor Regen müssen wir sie schützen», erklärt mir ein Mitglied der mittlerweile legendären Equipe, die ursprünglich aus einer Helfergruppe, die den Müll auf dem Gelände beseitigte, hervorgegangen ist. Das heisst, wenn es nass wird, haben die Küderpesches Pause und die Buchstaben sind sorgfältig unter einer Folie verwahrt. So geschah es am Mittwoch und am Samstag für einen kurzen Moment.
Einen Tag vor Turnierbeginn treffen sie sich jeweils. Dann werden fehlende Buchstaben gefertigt und der Turnierauftakt gefeiert.
Buchstabieren für Profis
Zwei junge Herren der Gruppe versorgen ihre Kollegen mit den jeweiligen Buchstaben und dirigieren sie so durch das Spiel. «Showdown», sagen sie und drücken den Küderpesches die Buchstaben dafür in der richtigen Reihenfolge in die Hände. Und dieser Spruch passt perfekt für den Start in den Finalmatch. Nicht ganz einfach ist es, als sie die Buchstaben zum Wort «Brätsch» formieren. Doch auch das gelingt schliesslich. Das Publikum wartet mittlerweile schon auf die geflügelten Worte der Küderpesches. Und sie enttäuschen nicht und liefern so charmante Wortspiele wie «The Place to Beach» oder «So Sweed» beim sich abzeichnenden Sieg der schwedischen Herren.
Auf Empfehlung
Nicht jeder kann einfach so mitmachen bei den Küderpesches. «Wir fragen jene jungen Herren an, die wir uns gut für unser Team vorstellen können», ist von einem Mitglied zu erfahren. An diesem Turnier waren zwölf Küderpesches im Einsatz, in eigens für das Turnier kreierten T-Shirts. In diesem Jahr sind sie violett mit dem Logo der Küderpesches darauf.
Einer Aufnahme in das Gremium geht ein Ritual voraus, das sich von Jahr zu Jahr ändert, um nicht in eine Routine abzugleiten. Wer dann einmal dazugehört, ist während der Turnierwoche ziemlich gefordert. Viele von ihnen investieren Ferientage für das buchstabengestützte Entertainmentprogramm.
Die Küderpesches haben keine komplizierten Strukturen. Was aber für alle gilt, ist das absolute Alkoholverbot bis zum letzten Spiel des Tages. «Nach dem letzten Match gehen wir nicht heim. Dann machen wir Party im Village. «Weil wir aber fünf Tage durchhalten müssen und wollen, ist das Auslassen des Alkohols durch den Tag eine hilfreiche Sache.»
Herrendomäne
Ob die Abwesenheit von Frauen in ihren Reihen beabsichtigt ist? «Wir haben es mal diskutiert, auch Frauen bei den Küderpesches aufzunehmen, aber die Idee dann doch nicht verwirklicht. Es ist gut, so wie es ist. Was aber die Damen der Region nicht davon abhalten soll, initiativ zu werden und selber eine Gruppe zu gründen», tönt es aus den Reihen der Herren. Wie wäre es denn mit «Güselpetras»?