Vertrauen ergänzt durch eine gute Kontrolle
17.04.2023 WirtschaftDie Saanen Bank blickt trotz den schwierigen Coronajahren und den geopolitischen Herausforderungen auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück. Die Eigenmittel sind gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent, der Jahresgewinn um 4,5 Prozent gestiegen. Der Aktienkurs legte um ...
Die Saanen Bank blickt trotz den schwierigen Coronajahren und den geopolitischen Herausforderungen auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück. Die Eigenmittel sind gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent, der Jahresgewinn um 4,5 Prozent gestiegen. Der Aktienkurs legte um 8,2 Prozent zu. Ohne Wortmeldung genehmigte die Generalversammlung am Freitagabend alle Anträge des Verwaltungsrates.
ANITA MOSER
Die Generalversammlung der Saanen Bank ist nicht nur eine Zusammenkunft der Aktionäre, sondern auch ein gesellschaftlicher Anlass. Das war vor den Coronajahren so und ist es auch heute wieder. 517 Aktionäre – sie vertraten zusammen mit dem unabhängigen Stimmrechtsvertreter 46 Prozent des Aktienkapitals – strömten am Freitagabend ins Festivalzelt. Und die meisten blieben nach dem statutarischen Teil zum gemütlichen Nachtessen, zum Dorfen und sich Austauschen.
Mit CS-Krise eine neue Dimension erreicht
Die Welt habe sich seit 2019, seit der letzten GV im Festivalzelt, stark verändert, betonte VR-Präsident Victor Steimle. Und aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen kam er nicht darum herum, als Herausforderungen neben dem Krieg in der Ukraine und der Klimaveränderung auch die CS-Krise zu erwähnen. «Instabilität in den Finanzmärkten kennen wir seit Jahrzehnten.
Mit der CS-Krise wurde in der Schweiz aber eine neue Dimension erreicht.» Blicke man auf die vergangenen Wochen zurück, «könnte man meinen, im Bankwesen sei kein Stein auf dem anderen geblieben», sagte Steimle und kritisierte aber auch die Überdosis an Informationen in Bezug auf die Übernahme der CS durch die UBS. Nebst objektiver, sachlicher und inhaltlich korrekter Berichterstattung sei auch sehr viel Fehlerhaftes und Irreführendes verbreitet worden. Persönlich habe ihn die Verallgemeinerung am meisten gestört. «Man hat alle Banken in einen Topf geworfen.» Die Medien hätten von Banken geschrieben, damit aber eigentlich nur die fünf systemrelevanten Banken gemeint. «Das hat zur Desinformation geführt, was vor allem uns Regionalbanken betraf», so Steimle. Oft sei über den Begriff Eigenkapital diskutiert worden, ohne ihn näher zu definieren, was in Bezug auf Banken aber sehr wichtig sei. Und auch der Begriff Bonus sei immer wieder verwendet worden, ohne klare Definition und oft auch, um ihn als politisches Kapital einzusetzen. «Auch ich verurteile die bekannten Exzesse in diesem Bereich, aber das rechtfertigt nicht, die über 100’000 Bankangestellten in der Schweiz in den gleichen Topf zu werfen», betonte er.
Es sei damit zu rechnen, dass die Regulierungen überarbeitet werden. «Wir hoffen sehr, dass dies sinnvoll, zielgerecht und angemessen erfolgt.» Regionalbanken seien schon jetzt im Verhältnis zu ihren sehr gut überblickbaren Geschäftsfeldern stark reguliert und unter ständiger Kontrolle. «Die interne und externe Revision und die eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA überwachen uns sehr genau», so Steimle.
Einheitliche Gratifikation statt Boni
«Bei uns existieren keine falschen finanziellen Anreize für die Mitarbeitenden, damit sie ein höheres Risiko eingehen, um ein höheres persönliches Einkommen zu erzielen», informierte der Vorsitzende. «Wir bezahlen auf allen Stufen marktgerechte und gute Löhne», ergänzte Jürg von Allmen, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Ein Bestandteil des Jahreslohnes sei eine Gratifikation. «Diese entspricht bis auf Stufe Direktionsmitglied pro Stufe einem einheitlichen Betrag und für die Geschäftsleitung fix 20 Prozent des Lohnes.» Die Gratifikation sei nicht gesichert, sie werde nie höher ausfallen, könne aber bei einem Fehlverhalten – zum Beispiel durch einen Regelverstoss – oder aufgrund eines schlechten Geschäftsganges der Bank reduziert werden oder ganz wegfallen. Erhalte jemand noch eine einmalige Spezialprämie, sei dies keine Erfolgsprämie, sondern ein Entgelt und eine Wertschätzung für eine wirklich spezielle, zusätzliche Arbeitsbelastung.
Auch der Verwaltungsrat selber werde für seinen Aufwand und die Verantwortung nur «sehr bescheiden entlöhnt», so von Allmen.
Gutes Eigenmittelpolster
Die Saanen Bank verfüge über ein gutes Eigenmittelpolster, versicherte der Bankdirektor. So betrugen die anrechenbaren Eigenmittel per Ende 2022 gut 136 Millionen Franken. «Gemäss FINMA benötigen wir gut 87 Millionen Eigenkapital. Das heisst, der Auslastungsgrad unserer Eigenmittel beträgt nur ca. 64 Prozent», so von Allmen. Die Saanen Bank sei solide finanziert und habe auch nichts zu befürchten, wenn – mit Augenmass, wie er betonte – nochmals strengere Eigenmittelvorschriften eingeführt würden. In den Medien lese man immer wieder von der sogenannten harten Kernkapitalquote. «Diese beträgt bei uns gute 19,8 Prozent.» (Anm. der Redaktion: Ende 2022 verzeichnete die UBS eine harte Kernkapitalquote von 14,2 Prozent).
Vertrauen – das wichtigste Gut
Das wichtigste Gut einer Bank sei das Vertrauen – das habe sich in den letzten Wochen eindrücklich gezeigt, betonte Jürg von Allmen. Ist das Vertrauen einmal weg, ist es schwer, es wieder aufzubauen. «Es braucht einen starken und erfahrenen Verwaltungsrat, gute interne und externe Kontrollmechanismen, sowie eine offene und transparente Kommunikation», so von Allmen und fügte an: «Wir müssen auch gegenüber der FINMA und der Schweizerischen Nationalbank Rechenschaft ablegen.»
Vertrauen belaste nicht, es entlaste und wirke positiv, ergänzte Victor Steimle. Das wiederum sehr positive Jahresergebnis sei nicht selbstverständlich, sondern einmal mehr auf das Vertrauen der Kunden zurückzuführen und es spreche für die Kompetenz und den Einsatz aller Mitarbeitenden.
Der Fachkräftemangel als grösste Herausforderung
Der Fachkräftemangel sei derzeit eine der grössten Herausforderungen, so Steimle. Nicht nur der Finanzsektor, auch Treuhänder, Versicherungen, die öffentliche Hand – Gemeinden, Kanton, Bund – und natürlich KMU suchten Finanzfachleute. «In Zürich haben sie Panik, weil jetzt bei den Grossbanken Stellen abgebaut werden sollen. Und wir haben weiterhin zu wenig Leute und bekunden Mühe, Fachkräfte zu motivieren, ins schöne Saanenland zu kommen», kommentierte Jürg von Allmen diesen Sachverhalt.
Alle Anträge angenommen
Ohne Wortmeldung und mit jeweils grossem Mehr hat die Versammlung den Anträgen des Verwaltungsrates inklusive formaler Statutenanpassungen zugestimmt und dem Verwaltungsrat Decharge erteilt. Die Dividende erhöht sich um fünf Franken auf Fr. 41.– pro Aktie.
Gemeindepräsident Toni von Grünigen verdankte im Namen der Gemeinde und der Stiftung Gstaad Concert Hall die von der Saanen Bank in Aussicht gestellte eine Million Franken für den Bau einer neuen Konzerthalle, den Ersatz des Menuhin Festivalzeltes. Ausbezahlt wird das Geld jedoch nur unter der Bedingung, dass das Projekt realisiert wird. «Sämtliche Involvierten werden sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Saanen Bank die Million ausbezahlen darf», versicherte Toni von Grünigen mit einem Schmunzeln.
Bravourös gemeistert hat die Küchen- und Helferbrigade rund um die Buchs Brothers und Vanessa Schwenter die Verköstigung der über 500 Personen im Anschluss an die GV im Festivalzelt. Im Einsatz standen gleich mehrere ehemalige und aktive Küchenchefs aus verschiedenen Betrieben.
Details zum Jahresergebnis siehe Kasten sowie AvS vom 20. Januar «Erfreuliches Jahresergebnis und Dividendenerhöhung». saanenbank.ch