Olympiasiegerin Petra Vlhova auf Zwischenstopp im Saanenland
09.02.2023 WintersportWissen Sie, wo die slowakische Skirennfahrerin Petra Vlhova die Trainingsschwünge vor ihrem WM-Einsatz in Courchevel/Méribel absolvierte? Im Saanenland.
JENNY STERCHI
Petra Vlhova, slowakische Skirennfahrerin und Olympiasiegerin in Peking 2022, ist mit ...
Wissen Sie, wo die slowakische Skirennfahrerin Petra Vlhova die Trainingsschwünge vor ihrem WM-Einsatz in Courchevel/Méribel absolvierte? Im Saanenland.
JENNY STERCHI
Petra Vlhova, slowakische Skirennfahrerin und Olympiasiegerin in Peking 2022, ist mit ihrem kleinen Team angereist, um am Wasserngrat und an den Hublen im Slalom und Riesenslalom zu trainieren. Unterwegs an die Weltmeisterschaften, die derzeit in Courchevel/ Méribel stattfinden, lag dieser Trainingshalt am Weg. Aber wie haben sie diese Trainingspisten entdeckt? Verbindungen in die Vergangenheit des Trainers Mauro Pini und bestens präparierte Trainingspisten bescherten dem Saanenland diesen prominenten Besuch.
Wenn sie das Saanenland heute wieder verlässt, dann hoffentlich mit einem guten Eindruck von den Trainingsbedingungen, die sich ihr hier boten. Der «Anzeiger von Saanen» durfte sie am Montagnachmittag an den Hublen in Saanen besuchen.
Trainingspiste geteilt
Und während sie an den Hublen einen Trainingslauf nach dem anderen fuhr, beobachteten die Mädchen und Jungen des RLZ Gstaad und des Skiteams des Le Rosey die technisch ausgefeilten Schwünge der Weltklasseathletin. Der Nachwuchs durfte seine Slalomstangen und Riesenslalomtore auch ausstecken. Wann kann man schon mal so nahe neben seinem Idol trainieren?
Um riskante Begegnungen während der Läufe zu verhindern, warteten die jungen Fahrerinnen und Fahrer jeweils den Lauf der Slowakin ab. Und schliesslich waren alle am Berg mit ihrer eigenen Fahrt und den Rückmeldungen der Trainer beschäftigt. So gestaltete sich das Training von Petra Vlhova als ungestört und fokussiert.
Am Vortag war sie bereits für einige Trainingsläufe am Wasserngrat unterwegs.
Angenehme Stimmung
Petra Vlhova, die als einzige slowakische Skirennathletin auf Weltcup-Niveau fährt, hat sich offensichtlich ein sehr gutes Team zusammengestellt. Neben ihrem Trainer Mauro Pini, ihren Physiotherapeuten und Serviceleuten ist auch immer ihr Bruder mit dabei.
Die Trainingsatmosphäre wirkt ruhig und konzentriert. Nach jedem Lauf gab es sowohl vom Bruder als auch vom Trainer Rückmeldungen an die Athletin, die jeweils auf einem kleinen Schemel Platz genommen hat. Wenige Worte und hier und da ein erheiternder Kommentar liessen die Gruppe sehr homogen und entspannt wirken. Erstaunlich, wenn man bedenkt, welches sportliche Grossereignis in weniger als einer Woche auf Petra Vlhova wartet.
Erfahrener Trainer
Ihr Trainer Mauro Pini erscheint sehr dezent neben ihr, richtet einige wenige Worte an seinen Schützling und schickt sie mit einem aufmunternden Schulterklopfen auf die letzte Trainingsrunde. Neben Vlhova begab sich der gesamte Betreuerstab nochmals auf den «Tellerli»-Lift.
Der aus dem Tessin stammende Mauro Pini verfügt über einen immensen Erfahrungsschatz was Trainingsmethodik auf Weltcup-Niveau betrifft. Er coachte bereits als Cheftrainer das Damenteam von Swiss-Ski, stand an der Seite von Lara Gut-Behrami und der spanischen Skirennfahrerin María José Rienda Contreras. Mit jener war er damals vor mehr als 15 Jahren ebenfalls für einen Trainingsaufenthalt ins Saanenland gekommen.
Koordination gefragt
«Die Bedingungen sind auch für Spitzenfahrer und ihre Teams optimal hier», erklärte Mauro Pini auf die Frage, ob die lokalen Gegebenheiten nicht zu klein seien für die Ansprüche der Spitzenathleten. «Für uns braucht es nicht mehr als eine oder zwei gut präparierte Pisten, mit geeigneter Neigung und möglichst wenig Besucheraufkommen», präzisierte der erfahrene Trainer. Direkte Zufahrt und zuverlässige Liftanlagen seien gesucht und sowohl an den Hublen als auch am Wasserngrat gegeben. «Ich habe das alles schon so vorgefunden, als ich damals mit María José Rienda Contreras im Saanenland trainiert habe», sagte Mauro Pini und fügt an: «Aber andere Trainer oder Teamverantwortliche, die das Gesamtpaket der Gegebenheiten hier nicht kennen, wissen nicht so genau, wohin sie sich wenden sollen.»
Pini zeigte sich überzeugt, dass das Interesse der anderen Fahrerinnen und Fahrer der Weltspitze massiv steigen würde, wenn es eine Koordinationsstelle gäbe, die sicherstellt, dass zu den terminierten Zeiten die Pisten präpariert und verfügbar sind sowie der Lift läuft. Unterstützung bei der Suche nach einer Unterkunft sei sicher auch hilfreich. Und alles, was wir sonst noch brauchen, haben wir dabei.»
KURZINTERVIEW MIT PETRA VLHOVA, SKIRENNFAHRERIN UND OLYMPIASIEGERIN AUS DER SLOWAKEI
Petra Vlhova fuhr in Peking 2022 zu Olympiagold im Slalom, holte sich 2019 in Åre den Weltmeistertitel im Riesenslalom und wurde in der Saison 2020/21 die erste slowakische Gesamtweltcupsiegerin. An der WM in Courchevel/Méribel geht sie nächste Woche mit Ambitionen im Riesenslalom und Slalom an den Start.
INTERVIEW: JENNY STERCHI
Petra Vlhova, wie fühlen Sie sich so kurz vor der Weltmeisterschaft?
Ich fühle mich gut, bin fokussiert und konnte hier im Saanenland konzentriert arbeiten.
Waren Sie vorher schon einmal hier?
Nein, ich bin zum ersten Mal hier und finde es angenehm. Es sind nicht so viele Menschen um einen herum und die Pisten sind gut vorbereitet und übersichtlich.
Sind die Gegebenheiten nicht zu klein für eine Fahrerin Ihres Formates? Zum Beispiel in Anbetracht des wirklich langsamen Lifttempos an den Hublen?
Nein, die Pisten passen gut zu meinen Trainingsvorstellungen. Zugegeben, am ersten Tag kam mir die Liftfahrt schon sehr lang vor. Es ist aber eine Einstellungssache.
(Trainer Mauro Pini ergänzt: Nein, nein, eigentlich ist die lange Liftfahrt für uns ganz gut. Es gibt Erholungszeit und genügend Zeit, um die Inputs zu verarbeiten, welche die Athletin im Ziel erhalten hat.)
Ihre Karriere gleicht einer Treppe, die immer nach oben führt. Wann haben Sie mit dem Skifahren begonnen?
Als ich das erste Mal auf den Ski stand, war ich noch sehr klein. Ich habe aber ziemlich schnell gemerkt, dass ich das Gefühl, die Geschwindigkeit und das Risiko auf den Ski liebe. Und da war mir schnell klar, dass es der Sport ist, den ich machen möchte.
Sind Sie die einzige slowakische Skirennfahrerin auf Weltcup-Niveau?
Ja, im Moment gibt es keine andere Frau in der Slowakei, die im Weltcup fährt. Es gibt junge, vielversprechende Athletinnen.
Glauben Sie, dass Sie deren Idol sind?
Es ist tatsächlich so, dass ich bei einigen der slowakischen Nachwuchsfahrerinnen ein Vorbild bin.
Spätestens mit dem Weltmeistertitel in Schweden 2019 sind Sie endgültig in der Weltspitze angekommen. Wie halten Sie das Niveau?
Ich habe ein gutes Team um mich herum, gemeinsam versuchen wir immer die richtige Dosis an Renneinsätzen, Trainingspensen und Erholungsphasen zu finden. Und bisher blieb ich glücklicherweise auch von Verletzungen verschont. (Alle am Gespräch Beteiligten kreuzen instinktiv die Finger oder klopfen sich an den Kopf.)