Von A wie Aebi bis Z wie Zuversicht

  01.12.2022 Politik

Es gelang Erich von Siebenthal, seinen Nationalratskollegen Andreas Aebi für einen Abend «SVP bi de Lüt» in Saanen zu engagieren. Bestimmt war es nicht nur der Kuhhandel, sondern das Interesse an einem erfolgreichen Politiker, das viele Besucher aus dem Saanenland und dem Simmental nach Saanen lockte. Das Chörli Lauenen umrahmte den Anlass mit erfrischendem Jodelgesang.

VRENI MÜLLENER
Wenn Andreas Aebi jeweils ins Saanenland kam, war es jedes Mal im Zusammenhang mit Kühen. «Eure Gegend bedeutet mir viel, es sind immer auch Emotionen im Spiel», betonte der bekannte Auktionator aus Alchenstorf. «Es ist halt Schweiz, dass ein einfacher Mann aus dem ländlichen Raum während einem Jahr der höchste Schweizer sein kann», stellte Nationalrat Andreas Aebi im Lauf seines interessanten Rückblicks auf sein Präsidialjahr 2020/21 fest. Nationalratspräsident zu werden, könne man nicht planen, es habe viel mehr mit verschiedenen Umständen und nicht zuletzt auch mit Zufall zu tun, resümierte Aebi über seine Wahl gegen Ende des Jahres 2020. Zu seinem Amtsantritt definierte der Neugewählte zwei grosse Schwerpunkte: Er wollte die Stadt und das Land einander näherbringen und sich einen Einblick in die ärmsten Hotspots der Welt verschaffen. 1000 Kinder profitierten von der speziellen Aktion, Landkindern die Stadt zu zeigen und Stadtkindern den Alltag auf dem Land erleben zu lassen.

Als Vorsitzender hat ein Nationalratspräsident nicht nur den Rat korrekt zu führen, er ist auch der Präsident des Nationalratsbüros, Verantwortlicher für die Verwaltung der Parlamentsdienste und hat die Bundesversammlung zu leiten. Mit Irene Kälin (Grüne) und Martin Candinas (die Mitte), seinen beiden Vizepräsidenten, hat er sich stets über das Verbindende definiert. Dadurch ergab sich eine fruchtbare Zusammenarbeit. Ende dieses Jahres trennten sie sich als Freunde, was für den SVP-Politiker spricht, ist es ihm sehr wichtig Lösungen über Parteigrenzen hinaus zu finden.

Der Heimat- und Naturverbundene
«Ich lebe mit drei A (Andreas, Aebi, Alchenstorf) und fand drei Begriffe mit Z, die meinen Werten entsprechen: Zusammenhalt, Zuversicht Zufriedenheit.» Als Emmentaler Landwirt fühlt sich Aebi der Natur und seiner Heimat sehr verbunden. Seine Wahlfeier wurde auf der Lueg nachgeholt, als dies wieder möglich war. Die Geladenen waren aufgerufen, wenn möglich im Trachtengewand zu erscheinen, Jodelklänge und Volksmusik umrahmten das Fest. Mit den Parlamentsdiensten besuchte er das Würzbrunnenkirchlein, Jodellieder mit tiefgreifenden Worten riefen dort zur Besinnung. An der Bürositzung im Kemmeriboden mischte der einfallsreiche Gastgeber die Sitzordnung mit Tischkärtchen durcheinander, dadurch wurden ganz andere Gespräche – und damit auch Lösungsansätze – möglich. Aebi eröffnete eine neue Velostrecke, nicht ohne zu klären, warum «Bschüttigschmack» dazugehöre, wenn man sich im grünen Emmental Erholung suche. Dem ehemaligen Bataillonskommandanten war es ein Anliegen zu sehen, wie es im Militär läuft, er verschaffte sich Einblick in den Alltag von Schweizer Soldaten. Der Besuch im Paraplegiker Zentrum Nottwil stimmte den Politiker nachdenklich und traurig über das Gesehene und Gehörte. Dennoch betonte er, dass auch dort Schlechtes und Schwieriges sehr viel Gutes bewirken können. Aebi, der Ornithologe, bewirkte auch im Kleinen Gutes – nicht nur auf seinem Betrieb hat er viele Schwalbennester montiert. Am Bundeshaus hängen mittlerweile Vogelkästen für den in der Stadt selten gewordene Mauersegler.

Aebi der Aussenpolitiker
Seit 14 Jahren ist Aebi in der aussenpolitischen Kommission und vertritt die Schweiz in der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Verschiedene Reisen führten ihn nach Afrika und er besuchte den Iran. Unter die Haut ging dem höchsten Schweizer, als in der Ukraine der Gefangenenchor aus Nabucco ertönte, als Zeichen der Demut und des Respekts für die Millionen von Menschen, die in der von Russland ausgelösten Hungersnot vor 90 Jahren ums Leben gekommen waren. Viele Beispiele seiner Auslandstätigkeit schilderte Aebi lebhaft, das Bildmaterial seiner Präsentation untermalte seine Erlebnisse eindrücklich. Mit dem Besuch in Burkina Faso wollte sich der höchste Schweizer einen Überblick verschaffen, was mit den Geldern der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit erreicht werden kann. Motiviert, das Land zu unterstützen, fragte Aebi einen einheimischen jungen Agronomen nach seinen Zielen für die nächsten fünf Jahre. «Einfach nicht mehr Hunger haben», war die bescheidene Antwort, die den Emmentaler Bauern sehr nachdenklich stimmte. Im Gegensatz zu Afrika, wo vor allem Frauen die harten Arbeiten verrichten, war der Besuch im Vatikan, anlässlich der Brevetierung der Schweizer Garde, eine reine Männerangelegenheit. In unzähligen Aktivitäten setzte sich Aebi ein, damit in der Schweiz, aber auch in Europa und in der Welt, die Werte Zusammenhalt, Zuversicht und Zufriedenheit gelebt werden können.

Noch lange hätte man dem wortgewandten Erzähler zugehört. Aber es wurde Zeit, dass SVP-Präsident Mario Hählen den beiden Nationalräten für ihr Engagement dankte und das Chörli Lauenen mit seinen Liedern, mit und ohne Worte, einen klangvollen Schlusspunkt setzte.

 


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