Von einem, der Segelgeschichte schreibt, und weiteren Erfolgen der GYC-Mitglieder
13.09.2024 SportDie vergangenen vier Segelwochenenden waren für die Mitglieder des Gstaad Yacht Clubs durch und durch von Erfolg gekrönt. Sowohl in den Schweizer Gewässern als auch in Deutschland, Österreich und Frankreich konnte nicht nur gepunktet, sondern mit Silber und Gold bis ...
Die vergangenen vier Segelwochenenden waren für die Mitglieder des Gstaad Yacht Clubs durch und durch von Erfolg gekrönt. Sowohl in den Schweizer Gewässern als auch in Deutschland, Österreich und Frankreich konnte nicht nur gepunktet, sondern mit Silber und Gold bis auf das Siegertreppchen gestiegen werden.
6-Meter-Schweizermeisterschaft
Das Segelteam des Gstaad Yacht Clubs nahm vom 16. bis 18. August in Genf an der 6-Meter-Schweizermeisterschaft teil, die von der Schweizer 6-Meter-Vereinigung und der Société Nautique de Genève organisiert wurde. Dieses prestigeträchtige Ereignis brachte 23 Boote an den Start und bot den Segelbegeisterten ein unvergessliches Spektakel.
Unter der Führung von Skipper Flavio Marazzi auf der «Elisabeth X», die freundlicherweise von Rainer Müller zur Verfügung gestellt wurde, belegte die GYC-Crew mit Patrizia Matti, Sandro Bolton sowie Virginie und Sophie Lienhart den fünften Platz von 13 Booten in der klassischen Kategorie und erreichte in zwei der sieben Läufe sogar einen ersten und dritten Platz. Flavio Marazzi ist mit den Meteryachten bestens vertraut und gewann sechsmal den Weltmeistertitel in der 5,5-Meter-Klasse. Die Regatta beherbergte viel Segler vom See, die leidenschaftlich dieser Meterklasse verbunden sind, als auch eine neue Generation von Sportlerinnen und Sportlern, die sich auf die Olympischen Spiele vorbereiten, sowie internationale Wettkämpfer aus dem Ausland. Der Sieger in der klassischen Kategorie war Philippe Durr am Steuer der «Astree», mit Thedy Schmid, einem Veteranen der Klasse, als Crew. Durr ist eine unbestrittene Grösse am Genfersee, der die Klasse seit vielen Jahren dominiert und zehn Weltmeistertitel in den Meteryachten errungen hat. Die Teilnehmer erlebten während der Meisterschaft verschiedene Wetterbedingungen. Nach günstigen Winden am Freitag, einer leichteren Brise am Samstag und stärkeren Winden und Regen am Sonntag konnten die Segler die volle Vielseitigkeit des 6-Meter-Segelns geniessen.
Familienvater mit seinen beiden Teenie-Töchtern gewinnt eine der ältesten Segelregattas der Welt
Es war eine spannende Ausgabe des Scandinavian Gold Cups 2024, welche am letzten Tag in einer Alles-odernichts-Regatta entschieden wurde. Am Ende gewann GYC-Mitglied Flavio Marazzi mit seinen beiden Töchtern Julie und Eline Marazzi und holte Gold nach Hause in die Schweiz.
Der Scandinavian Gold Cup ist eine jährlich stattfindende Segelregatta für 5,5-Meter-Yachten. Es handelt sich um eine Nationenregatta, was bedeutet, dass jede teilnehmende Nation nur ein Boot/Team entsenden kann. Trotz seines Namens ist er fast während seiner gesamten Geschichte ein internationaler Wettbewerb gewesen und die Teilnahme ist nicht auf skandinavische Nationen beschränkt. Die Veranstaltung findet seit 1919 jedes Jahr statt (mit Ausnahme von 1920 und 1940–46) und ist damit einer der ältesten aktiven Segelwettbewerbe.
Am letzten Regattatag beendeten alle drei möglichen Siegerboote das erste Rennen mit nur sechs Sekunden Abstand. Als «Artemis» (Kristian Nergaard, Johan Barne und Trond Solli-Sæther) die Ziellinie nur wenige Meter vor «Ali Baba» (Flavio Marazzi, Julie Marazzi und Eline Marazzi) überquerte, näherte sich «John B» (Gavin McKinney, Lars Horn Johannessen und Justin Cunningham) aus der anderen Richtung und segelte mit besseren Winkel deutlich schneller. Sie schlich sich dicht an das Komitee-Boot heran und gewann mit nur zwei Sekunden Vorsprung.
«Ali Baba» und «John B» hatten nun beide zwei Rennsiege, während «Artemis» einen Sieg im einzigartigen «Erster mit drei Siege»-Format des Scandinavian Gold Cups verbuchen konnte. Da der Rest der Flotte nach den ersten drei Rennen ausgeschieden war, traten am letzten Tag nur noch diese drei Boote gegeneinander an, was eine faszinierende Dynamik auf der Rennstrecke schuf. Es kann zum Beispiel von Vorteil sein, Match-Racing-Taktiken einzusetzen, doch diese müssen strategisch und sparsam angewendet werden, um das Risiko zu vermeiden, dass das drittplatzierte Boot die führenden Boote überholt.
Im sechsten Rennen gingen «John B» und «Artemis» nach dem Start nach rechts, während «Ali Baba» langsamer von der Linie kam und nach links ausbrach, was sich jedoch nicht auszahlte. «Artemis» zeigte somit beeindruckende Bootsgeschwindigkeit und Höhe und baute schon nach etwas mehr als zehn Minuten einen uneinholbaren Vorsprung auf, den sie bis zum Ziel verteidigte.
Da nun alle drei Boote jeweils zwei Rennsiege hatten, wurde das letzte Rennen zu einem Alles-oder-nichts-Finale, bei dem sich das Blatt auf der letzten Luvstrecke wendete.
Die sehr leichten Winde – der Wind erreichte selten sechs Knoten – sorgten für eine Art Zeitlupenaction, erhöhten jedoch die Spannung sowohl für die teilnehmenden Teams als auch für die Zuschauer merklich. «Artemis» hatte nach dem Start erneut eine überlegene Bootsgeschwindigkeit und hielt «John B» locker in Schach, während «Ali Baba» langsamer um die erste Runde segelte. Die beiden Führenden wendeten zu Beginn der letzten Luvstrecke auf Steuerbord, während sich «Ali Baba» erneut abseits hielt und diesmal nach rechts ging. Dort erwischte sie eine vorteilhafte Winddrehung, begleitet von etwas mehr Wind, und konnte bis zum Ende der zweiten Kreuz einen Rückstand von zwölf Längen in einen ebenso grossen Vorsprung umwandeln, den sie bis zum Ziel hielt.
Flavio reflektierte nach dem Sieg: «Die letztjährige Qualifikation für den Scandinavia Gold Cup anhand der 5,5-Meter-Weltmeisterschaft in Porto Cervo war schon ein beachtlicher Erfolg für mich und meine Girls, welche damals mit zwölf und 15 Jahren das erste Mal an einer internationalen 5,5 Meter teilnahmen. Dieses Jahr war es deshalb eine Ehre, die Schweiz an diesem Nationenevent zu vertreten und nach drei Rennen mit einem Sieg in den Final einzuziehen. Wie die Leserin, der Leser wohl verstanden hat, zählt nur ein Sieg, und es gewinnt dasjenige Boot, welches dreimal einen ersten Platz heimfährt.
«Am zweiten Tag durften wir wiederum einen Sieg einfahren, da uns die etwas stärkeren Winde fünf bis sieben Knoten mehr passten. Am letzten Tag herrschte mit zwei bis fünf Knoten Wind wirklich ein laues Lüftchen, bei dem zuletzt je ein Boot gewann – mit dem besseren Ausgang für uns», sagte Flavio glücklich. «Solch ein spannendes Finale hat es schon lange nicht mehr gegeben mit drei Booten, welche auf demselben Level segelten. Daher ist dieser Sieg für mich bis heute nicht ganz fassbar und nicht hoch genug einzustufen.»
In der 105-jährigen Geschichte des Gold Cups, welcher nun seit 1953 durch die 5,5m-Klasse ausgetragen wird, ist es erst das zweite Familienteam, das gewinnen konnte. 2005 in Sydney war es Flavios Vater Bruno Marazzi, damals mit Flavio und seinem Bruder Renato an Bord.
Ebenso sind es nun drei Generationen in der Marazzi-Familie, welche Geschichte schrieben: sowohl Bruno, Flavio und Renato Marazzi als auch Flavio, Julie und Eline Marazzi, die Grosskinder von Bruno. Zudem war es höchstwahrscheinlich das erste Mal in der Geschichte, dass ein Siegerteam aus zwei Frauen bestand.
Diese Segelwoche war das erste Mal, dass Eline und Julie, die 14 und 16 Jahre alten Töchter von Flavio Marazzi, ein Rennen bei einer 5,5-Meter-Regatta gewonnen haben, geschweige denn das ganze Event. «Wir hätten nie gedacht, dass wir gewinnen könnten», sagt Julie. «Für uns war es so, dass wir uns sagten: Wir haben damit angefangen, wir werden es auch zu Ende bringen, und es ist unser erster Scandinavian Gold Cup, also ziehen wir es einfach bis zum Ende durch und sehen, wie es ausgeht. Es zu gewinnen ist natürlich grossartig, also sind wir sehr glücklich.»
Die älteren Evolution- und Classic-Boote hatten in der Woche ebenfalls teilgenommen, als Vorbereitung auf die in der folgenden Woche stattfindenden Weltmeisterschaften, die ebenfalls vom Yacht Club de l’Odet in Benodet, Süd-Bretagne, ausgerichtet wurden. Von dieser Weltmeisterschaft der 5,5er-Boote kehrte Flavio Marazzi mit seinen beiden Töchtern auf «Ali Baba» mit einem vierten Platz zurück. Welch eine erfolgreiche Fortsetzung ihres Erfolges!
Kein Streich, sondern Tradition traf Spitzensport
Am Wochenende vom 31. August gewann GYC Sailing Officer Daniel Heine, Crewmitglied von Florian Schmid auf dem 45er-Schelm, die Nationale Kreuzer Regatta in Kreuzlingen am Bodensee.
Sieben 45iger gesellten sich ab Freitagabend noch zu der grossen, 25 Schiffe starken Lacustre-Flotte, die ihre Bodenseemeisterschaft bereits am Freitag aussegelten.
Bei herrlichstem Sommerwetter ging es dann am Samstag erstmal leider nicht zum Segeln. Kein Wind – also auf zum Baden oder bei der einen oder anderen Crew zu einem dringend notwendigen Mittagsschläfchen nach langer Vorbesprechung am Vorabend.
Schliesslich startete dann am Samstagabend um 18 Uhr dann doch noch eine Wettfahrt, um die letzte Brise des Tages zu nutzen. Sie war jedoch nicht ganz einfach zu segeln. «May» gewann vor «Schuft» und «Schelm», alles war ziemlich eng bei einer gesegelten Runde. Der Sonntag brachte eine positive Wendung, als die Bedingungen im Konstanzer Trichter für segelbaren Wind sorgten.
Dem «Schelm» schien der Vorabend gut getan zu haben – er segelte am Sonntag völlig entfesselt und fehlerfrei und konnte beide Wettfahrten des Tages für sich entscheiden und damit die Serie als Gewinner nach Hause nehmen.
MAY CREW P7
GYC-Racing-Team-Mitglied Elena Lengwiler «fliegend» auf den zweiten Platz
Die Kitefoil World Series in Traunsee in Oberösterreich fanden am vergangenen Wochenende vom 4. bis 8. September statt. Es waren über drei Tage sehr gute Thermikbedingungen im Leichtwindbereich. Nach den olympischen Spielen war dies die erste Regatta und es ging für die Sportler hauptsächlich darum, ohne Druck miteinander Rennen zu fahren und viel Spass auf und neben dem Wasser zu haben. Des Weiteren war es die erste Möglichkeit, das neue Material für den olympischen Zyklus LA2028 zu sehen und zu testen.
Schliesslich konnte Elena Lengwiler, Mitglied im GYC-Racing-Team, in spannenden Finalläufen den zweiten Platz erreichen.
GYC