Wasserngrat-Aktionäre sprechen über die Zukunft
02.03.2023 WirtschaftAn der 23. Generalversammlung der Wasserngrat 2000 AG vom Freitag haben die Aktionärinnen und Aktionäre über eine zukünftige neue Bahn, Fusionsgedanken mit der Bergbahnen Destination Gstaad AG und den Klimawandel diskutiert. Die wichtigsten Fragen und ...
An der 23. Generalversammlung der Wasserngrat 2000 AG vom Freitag haben die Aktionärinnen und Aktionäre über eine zukünftige neue Bahn, Fusionsgedanken mit der Bergbahnen Destination Gstaad AG und den Klimawandel diskutiert. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
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Wie steht die Wasserngrat 2000 AG finanziell da?
Das Unternehmen hat dank einer guten Wintersaison einen Gewinn von 351’117 Franken erwirtschaftet. Aufgrund negativer Entwicklungen von Börsenkursen ergab sich bei der Jahresrechnung 2021/22 ein Verlust von 121’938 Franken. Der Verwaltungsrat schlug den anwesenden Aktionärinnen und Aktionären vor, den Verlust vom Gewinnvortrag von 523’719 Franken abzuziehen und einen Bilanzgewinn von 401’780 Franken auszuweisen. Die Aktionäre haben dem Vorschlag zugestimmt.
Gab es Wahlen?
Jein – der Verwaltungsrat unter dem Präsidium von Philippe Gudin hat sich zur Wiederwahl gestellt, die Versammlung bestätigte die Kandidatinnen und Kandidaten in ihrem Amt. Zudem wählte sie die T&R Oberland AG erneut als Revisionsstelle.
Stehen Investitionen und Projekte bei der Wasserngrat 2000 AG an?
Ja, diverse in verschiedenen Planungsphasen:
• Neue Steuerung für die Sesselbahn und neue Piste: Ende der Wintersaison wird die Steuerung der bestehenden Sesselbahn ersetzt, die bis 2040 in Betrieb sein darf. Zusätzlich soll zur roten Piste, die oft als Wettkampfgelände genutzt wird, ein neuer alternativer Pistenabschnitt hinzukommen (wir haben berichtet). Ziel ist es, den Athleten und Freizeitskifahrern mehr Sicherheit zu bieten, da mehr Platz geschaffen wird. Für das Projekt bedarf es einer Rodung, die Bäume sollen im Grischbachtal wieder aufgeforstet werden. Das Projekt befindet sich noch in der öffentlichen Mitwirkung.
• Beschneiung Tiger-Run: Das Unternehmen plant, den beliebten Tiger-Run mit einer Beschneiung auszustatten. Das Projekt sei aber noch in den Kinderschuhen, so Gudin. Geschätzter Kostenpunkt: rund vier Millionen Franken.
• Neue Bergbahn: Die Wasserngrat 2000 AG habe den Seilbahnbaukonzern Garaventa AG beauftragt, verschiedene Möglichkeiten einer neuen Sessel- oder Bergbahn zu erörtern, erzählte der Verwaltungsratspräsident Philippe Gudin den Anwesenden. Es stellt sich die Frage, ob es wieder eine Sesselbahn werden soll oder eine Bergbahn mit Gondeln. Auch die Möglichkeit, beide Optionen in eine Bahn zu integrieren, hat man besprochen. Die Diskussion rund um eine Mittelstation steht ebenfalls im Raum. Das Unternehmen rechnet mit einem Kostenmantel von 13 bis 18 Millionen Franken. Die Finanzierung möchte der Verwaltungsrat gemeinsam mit dem Eagle Ski Club, der das Eagle-Clubhaus auf dem Berg besitzt, und den Aktionären angehen. Die Aktionärinnen und Aktionäre hätten die Möglichkeit, ihre Investition in einer Wandelanleihe anzulegen: Das Geld wird nur dann eingesetzt, wenn das Projekt zustande kommt. Geschieht dies nicht, erhalten die Investoren ihren einbezahlten Betrag vollumfänglich zurück. Ein Aktionär wandte ein, dass dank der bald installierten neuen Steuerung die Bahn noch 27 Jahre laufen könne und deshalb keine Eile bestehe. Verwaltungsrat Michel Washer antwortete: «Der Planungs- und Bewilligungsprozess kann Jahre dauern. Es ist deshalb sinnvoll, früh genug die Planung einer neuen Anlage ins Auge zu fassen.»
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Bergbahnen Destination Gstaad AG
(BDG) aus?
Im Frühling 2022 hat die Wasserngrat 2000 AG einen Vertrag mit der BDG unterzeichnet. Die BDG ist seither zuständig für technische Einsätze, Instandhaltung und den Pikettdienst. Die Wasserngrat 2000 AG ist allerdings immer noch für die Pistenpräparation, die Beschneiung und den Betrieb der Sesselbahn zuständig. «Die Zusammenarbeit mit der BDG ist hervorragend. Ihre Mitarbeitenden arbeiten sehr seriös. Die Zusammenarbeit macht auch Sinn, denn die BDG hat mehr Kapazitäten als wir», erklärte der Geschäftsführer Hans-Ruedi Steiner an der Generalversammlung. Der Verwaltungsrat diskutiere regelmässig, ob der Wasserngrat unabhängig bleiben solle oder ob eine Fusion mit der BDG sinnvoll wäre, erläuterte Präsident Gudin. «Wir stehen vor grösseren Investitionen und Herausforderungen. Es lohnt sich deshalb, dass wir uns diese Frage stellen.» Mit Blick auf die Vergangenheit habe die BDG gegenüber dem Wasserngrat wenig Interesse gezeigt, sagte Verwaltungsrat Michel Washer. «Das war aber in einer Zeit, als unser Berg noch nicht derart rentabel war und die BDG selbst vor grossen Sanierungsprojekten stand.» Heute sei die Situation anders, da beide Unternehmen finanziell gesund dastehen würden. Und auch die Beziehung zur BDG sei heute sehr gut, weshalb Fusionsgedanken berechtigt im Raum stehen dürften. «Am Ende müssen wir nicht direkt fusionieren. Da wir heute schon zusammenarbeiten, können wir uns Schritt für Schritt annähern und schauen, wo es hinführt», ergänzte Philippe Gudin.
«Wie berücksichtigen Sie den Klimawandel?»…
… war die Frage einer Aktionärin. Dieses Thema beschäftigte den Verwaltungsrat sehr, beteuerte Gudin. «Mittels Brainstorming stellen wir uns der Frage, wie wir dieser Problematik in Zukunft begegnen werden.» Da der Wasserngrat nach Norden ausgerichtet sei, habe der Berg eine geografisch gute Hanglage, die sehr schattenreich sei. Michel Washer fügte an, dass der Verwaltungsrat verschiedene Szenarien ausarbeite, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. «Klar ist, dass wir uns im Winter nicht nur auf das Skifahren fixieren dürfen, sondern andere Outdooraktivitäten ins Auge fassen müssen.»