Diskrete Helfer

  02.12.2024 Gstaad

Gute Stimmung herrschte letzten Samstag am Weihnachtsbasar, der alle zwei Jahre von der Kirchgemeinde Saanen-Gsteig organisiert wird. Der Erlös ging je zur Hälfte an das Geburtshaus Maternité Alpine und an mine-ex.

SONJA WOLF
Mittagszeit. Verführerisch zieht der Duft von Gulaschsuppe durchs Kirchgemeindehaus. Einige Besucher geniessen sie direkt dort, andere bringen ihr eigenes Gefäss zum umweltgerechten Take-away mit. Und wer gerade nicht mit Essen und Plaudern beschäftigt ist, schlendert durch die Stände mit den dekorativen Weihnachtsgestecken, den Wintertees oder gestrickten Socken.

Brigitte Zahnd, Leiterin des Weihnachtsbasar-Teams, ist rückblickend sehr zufrieden über diesen «gelungenen Tag», wie sie auf Anfrage sagt. Sie freue sich, dass die vielen Gäste – mehr als vor zwei Jahren, wie sie bestätigt – ihr bereits so viele positive Rückmeldungen gegeben haben: Man habe Zeit füreinander gehabt, habe Kollegen getroffen, die man alle zwei Jahre sicher am Basar sehe und die frohe Adventsstimmung, die Ambiance mit den schön gestalteten Ständen, die Gemütlichkeit und das grosse Treffen in der Kaffeestube genossen.

Und: Das Team hat etwa 150 Liter Gulaschsuppe ausgegeben! Allerdings seien für einen zukünftigen Basar auch Varianten zu überlegen, da es doch «vermehrt auch Vegetarier gibt, die eben auf Fleisch verzichten wollen», gibt die Leiterin des Weihnachtbasarteams als Input für die Zukunft.

Vor allem aber ist Brigitte Zahnd voll des Dankes, denn 14 wichtige Träger:innen und Stützen des Basars bereiteten den Basar teilweise bereits seit Monaten vor und am Basartag selber halfen circa 90 Freiwillige mit. «Das Wesen des Basars ist: Freiwillige arbeiten gemeinsam für einen wohltätigen Zweck. Die Arbeit wird nicht bezahlt, nur das Material», erklärt sie das Prinzip des Wohltätigkeitsevents.

Vom Kirchenbasar nicht mehr wegzudenken: der Mine-ex-Stand
Einer der unermüdlichen Freiwilligen, die regelmässig am Weihnachtsbasar anzutreffen sind, ist Ruedi Minnig vom Rotary Club Gstaad-Saanenland. Freundlich plaudert er am Mine-ex-Stand mit den Basarbesuchern, nimmt alte Handys und Tablets zum umweltgerechten Entsorgen entgegen und verkauft «love candles». Die Spenden an die Hilfsorganisation mine-ex kommen den Minenopfer in Kambodscha und Afghanistan zugute (siehe Kasten). Tatkräftige Unterstützung am Basartag erhielt er von Rolf Mielke, dem Präsidenten des Rotary Clubs Gstaad-Saanenland.

Wir stellten beiden einige Fragen über die Präsenz am Kirchenbasar, andere Wohltätigkeitsprojekte des Clubs und das Jubiläumsjahr, das sich langsam seinem Ende zuneigt (siehe Kasten).


WAS MACHT MINE-EX?

Der ehemalige Chefchirurg aus Burgdorf, Prof. Hans Stirnemann, erkannte im IKRK-Einsatz in Kriegsgebieten ab 1992 das Elend und die schweren Schicksale von meist zivilen Minenopfern. 1995 gründete er mit den Rotary Clubs der Schweiz und in Zusammenarbeit mit dem IKRK die Stiftung mine-ex. Mine-ex finanziert in Kambodscha und Afghanistan die Herstellung von Prothesen, Orthesen und Rollstühlen, unterstützt Rehabilitationszentren, übernimmt die Ausbildungskosten junger Physiotherapeut:innen vor Ort, gewährt Mikrokredite zur Ausbildung und Wiedereingliederung von Minenopfern in Beruf und Gesellschaft, die sonst ein Leben ohne Hoffnung fristen müssten. Die Verwaltungskosten liegen unter drei Prozent und die Stiftungsräte arbeiten ehrenamtlich – die jährlichen Kontrollbesuche vor Ort inklusive.

Laut Ruedi Minnig wurde die schweizerische Rotary-Stiftung mine-ex auch schon dafür kritisiert, Spendengelder für die Opfer aufzuwenden anstatt für die Minenräumung. Doch Minnig gibt zu bedenken, dass von den Spendengeldern weltweit bereits 99 Prozent in die Minenräumung gehen und nur ein Prozent in die Unterstützung der Opfer. SWO


Fragen an Ruedi Minnig und Rolf Mielke

INTERVIEW: SONJA WOLF

Ruedi Minnig, seit wie vielen Jahren ist der mine-ex Stand bereits am Kirchenbasar vertreten?

Ruedi Minnig: Eigentlich schon seit der Gründung von mine-ex in den 1990er-Jahren. Ich selbst hüte den Stand seit etwa zehn Jahren.

Rolf Mielke, ganz abgesehen von Ihrer Präsenz hier am Basar: Der Rotary Club Gstaad-Saanenland feierte ja in diesem Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum.

Rolf Mielke: Ja, und nicht nur das. Wir hatten 2024 sogar das 100-Jahr-Jubiläum von Rotary Schweiz-Liechtenstein. Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr: Es war ein fröhliches Jubiläumsjahr für Rotary, aber auch ein problematisches Jahr für die Welt. Als Service-Club bedeutet das für uns viel Aktion: Wir müssen in Notsituationen versuchen zu helfen, zu sammeln, kooperative Aktionen zu starten.

In welchen problematischen Situationen haben Sie zum Beispiel geholfen?

Rolf Mielke: Überschwemmungen und Murgänge während des Sommers in der Schweiz haben sofortige, gemeinsame Hilfsaktionen der drei rotarischen Distrikte in Gang gesetzt und wir haben auf nationaler Ebene solidarisch geholfen. Und erst jetzt vor Kurzem, als Ende Oktober/Anfang November Valencia und andere Gebiete in Südspanien überschwemmt wurden, hat das rotarische Netzwerk auf internationaler Ebene sofort reagiert und über die örtlichen Rotary Clubs als Koordinatoren grosse Beträge unter den Rotariern gesammelt. Da sind innert weniger Wochen mehr als eine Viertel Million Euro für die Katastrophengebiete zusammengekommen.

Setzen Sie sich als Service-Club neben den grossen internationalen Projekten auch für regionale Belange ein?

Ruedi Minnig: Ja, gerade zur Weihnachtszeit spenden wir bereits seit einigen Jahren jeweils einen grösseren Betrag an die Sozialämter der Regionen Saanenland, Obersimmental und Pays-d’Enhaut, welche die Beträge diskret an Familien verteilen, die den Zustupf gut gebrauchen können.

Ausserdem unterstützen Sie auch schon lange das Sarina Schulwettschwimmen.

Ruedi Minnig: Genau, das unterstützen wir vor allem «hands-on», also wir helfen bei der Organisation und Durchführung.

Und Ihr Stand an der Saaner Brocante jeweils im Sommer?

Ruedi Minnig: Genau, das ist der wichtigste Event, weil er am meisten Geld einbringt. Im Normalfall kommen da 5000 bis 6000 Franken aus den Trödelverkäufen zusammen. In diesem Jahr haben wir sogar 8600 Franken erzielt. Diese Einnahmen runden wir häufig aus der Clubkasse noch auf und spenden sie jeweils an verschiedene Projekte, wie zum Beispiel letztes Jahr an den aus Vietnam stammenden katholischen Priester Père Stan von Château-d’Oex, der Kindergärten in Vietnam baut oder wie dieses Jahr an DolpoCare zur Ausbildung von medizinischem Personal zum Aufbau einer Gesundheitsversorgung in der wohl ärmsten Region in Nepal.

Das 50-Jahr-Jubiläumsjahr des Rotary Clubs Gstaad-Saanenland neigt sich langsam dem Ende zu. Wie empfanden Sie das Jahr?

Rolf Mielke: Es war ein schönes Jahr mit verschiedenen Feierlichkeiten. Das grösste öffentliche Ereignis war wohl die Begehung des Philosophenwegs mit dem Pädagogen Roland Reichenbach, der an verschiedenen Stationen einige der neuen Tafeln kommentiert hat. Schön finde ich auch unsere Initiative der Einladungen zum Mittagessen, welche wir bis an die Lenk oder im Pays-d’Enhaut veranstalten, um aktive Menschen zu treffen, die (noch) keine Rotarier sind, und uns einfach mal vorzustellen...

Mit Erfolg?

Rolf Mielke: Ich hoffe doch! Auch 2025 brauchen wir natürlich wieder Helfer, die diskret Gutes tun möchten.

 


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