Wie kann Gott das zulassen?
24.02.2023 KircheAlles Fragen zum Lauf der «Geschichte» im Allgemeinen wird dort konkret, wo Menschen unter dem Gang der Geschichte zu leiden haben und fragen: Kann Gott das zulassen? Der christliche Glaube sieht sich dann damit konfrontiert, den geglaubten Gott der Gerechtigkeit und der Liebe zu ...
Alles Fragen zum Lauf der «Geschichte» im Allgemeinen wird dort konkret, wo Menschen unter dem Gang der Geschichte zu leiden haben und fragen: Kann Gott das zulassen? Der christliche Glaube sieht sich dann damit konfrontiert, den geglaubten Gott der Gerechtigkeit und der Liebe zu verteidigen gegenüber dem schlimmen Verdacht, er lasse das Böse in der Geschichte zu, ja, er sei dafür mitverantwortlich, da er doch «alles so herrlich regieret» (Lied «Lobe den Herren»).
Der Glaube kann Gott nicht rechtfertigen
Doch der Glaube verfügt nicht über ein Sonderwissen, mit dem er den Gang, den Gehalt, den Sinn der Geschichte an sich erklären könnte. Er kann Gott nicht rechtfertigen. Weil er alles Geschehen auf Gottes Wirklichkeit bezieht, auch wenn dieses so gar nicht zu seiner Gotteserfahrung in Jesus Christus passt, wird im Glauben die Spannung zwischen den auseinanderstrebenden Gotteserfahrungen nicht aufgelöst, sondern noch gesteigert: Der Schmerz des «Warum?» (Psalm 22, 2) wird am Kreuz Jesu Christi (Markus 15, 34) aufs Äusserste verschärft.
«Gott, wie lange noch?»
Die Verborgenheit des Gottseins Gottes in vielen Geschichtserfahrungen wird so zu einer tiefen Anfechtung des Glaubens. Als Glaubende sind wir – wie etwa Hiob – angewiesen auf eine neuerliche, lebendige Erfahrung Gottes. Auf die Auflösung aller Widersprüche müssen wir bis zum Ende der von Gott befristeten Geschichte warten. Das «Warum?» heisst biblisch daher «Wie lange noch?» (Psalm 13, 2).
Gott in die Verantwortung nehmen
Doch Glaubende haben ein Privileg: nicht nur die Möglichkeit, menschliches Leiden aktiv zu verringern, sondern auch das Recht zur Klage gegen Gott im Namen Jesu Christi, und immer wieder auch das Recht, Ereignisse, die durch menschliche Praxis nicht oder nicht mehr geändert werden können, Gottes Verantwortung anzubefehlen (so Dietrich Bonhoeffer).
Widerstand und Ergebung
Die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes weist den Glauben so in eine Praxis hinein, die aus dem Ringen mit Gott einerseits und der dadurch bestimmten Lebensführung andererseits besteht: im Widerstand gegen das unvermeidbar erscheinende Leiden und in der Ergebung in Gottes Führung – eine Ergebung allerdings, die niemandem abgefordert oder gar als christliches Ideal vorgeschrieben werden kann.
Sich von Gott führen lassen
Ein Glaubensbekenntnis Dietrich Bonhoeffers (1906–1945): «Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.»
Klage und Anklage
Die Bibel kann die «Warum»-Frage nicht beantworten. Aber sie will Wege eröffnen, wie Menschen mit erfahrenem Leid umgehen können. Dies zeigt sich etwa in den Psalmen: Hier haben alle menschlichen Regungen Platz, alles darf vor Gott ausgesprochen werden – bis hin zu harten Anklagen: «Warum hast du mich verstossen?» (Psalm 43, 2); «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (Psalm 22, 2); «Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, oder sein Erbarmen im Zorn verschlossen?» (Psalm 77, 10); «Herr, wie lange willst du zusehen?» (Psalm 35, 17).
Von Gott zu Gott fliehen
Die Beter der Psalmen klagen nicht nur vor sich selber oder vor anderen Menschen, sondern sie klagen vor Gott. Sie wenden sich gegen Gott an Gott. Der Kirchenvater Augustinus (354–430) hat das so ausgedrückt: Sie fliehen von Gott zu Gott. Das sind die schwersten Wege des Glaubens, aber sie sind zugleich auch die stärksten.
PETER KLOPFENSTEIN/
NACH: «KLEINER EVANGELISCHER ERWACHSENEN-KATECHISMUS»
Hiob – Dulder oder Rebell?
Lässt sich Gottes Gerechtigkeit vereinbaren mit dem Leiden Unschuldiger? Lässt sich Gottes Güte vereinbaren mit dem Zustand der Welt? Darum geht es im Hiobbuch – nicht abstrakt, sondern in der Lebensgeschichte eines Menschen. Es geht um Leben und Lehre, um den «Fall Hiob» und das «Hiobproblem». Das alttestamentliche Buch stammt vermutlich aus dem 5. oder 4. Jh. v. Chr. Es ist getragen von tiefem Zweifel an der Erwartung der älteren biblischen Weisheit (etwa des Buchs der Sprichwörter), dass es Guten gut und Bösen übel gehe.
Gott prüft Hiob
Hiob aus Uz in Arabien ist kein Israelit. Das Buch thematisiert ein Menschheitsproblem als Frage an Israels Gott. Am Beginn bestätigt sich, was in Israel gehofft wird: Hiob handelt gut und es ergeht ihm gut (Kap. 1), Doch der Satan argwöhnt, Hiob sei fromm, weil es ihm gut gehe. Verlöre er Wohlstand, Kinder und Gesundheit, werde er sich von Gott verabschieden (Kap. 1 und 2), Gott lässt sich auf das böse Experiment ein. Hiob wird alles genommen, doch er hält im Leid an Gott fest (Kap. 2). Am Ende (Kap. 42) wird Hiob wieder gesund, hat neue Kinder und doppelten Reichtum und stirbt «alt und lebenssatt».
Hiob leidet zu Unrecht
Für sich allein stünde der erzählende Rahmen des Buches für den Lohn geduldig ertragenen Leidens. Das Bild des frommen Dulders verändert sich jedoch durch den in diesen Rahmen gestellten poetischen Hauptteil (Kap. 3, 1–42, 6). Er enthält abwechselnd Reden Hiobs und je eines Freundes, in denen der «Fall Hiob» gedeutet wird. Während die Freunde sich daran festhalten, es gehe in der Welt gerecht zu und Gott könne nichts Falsches tun, zeigt sich für Hiob in seinem Geschick Gottes Unrecht.
Vom Dulder zum Rebell
Für die Freunde muss Hiob sein Leiden selbst verschuldet haben, für Hiob ist Gott der Schuldige. Weniger verschiedene Lehre als verschiedene Lage lassen Hiob und die Freunde einander nicht verstehen. Immer entschiedener verlangt Hiob darum Antwort von Gott selbst. Wie der Dulder des erzählenden Rahmens beharrt auch der Rebell der Reden darauf, dass die ganze Wirklichkeit – im Guten und im Bösen – in Gottes Hand ist.
Die Welt ist keine heile Welt
Schliesslich (ab Kap. 38) antwortet Gott in bildreichen Reden über die Schöpfung und Erhaltung der Welt. Hiob bekommt gegen die Freunde darin recht, dass er in Klage und Anklage zu Gott redet, während die Freunde über Gott reden. Darin aber, dass er den Zustand der Welt allein an seinem Geschick ablesen will, bekommt Hiob unrecht. Gott sorgt dafür, dass in der Welt verschiedene Interessen Platz haben – nicht nur die der Menschen. Die bunte Welt ist keine heile Welt. Hiob wird gesund, wenn er das anerkennen kann.
PETER KLOPFENSTEIN
(NACH: «BIBEL IN GERECHTER SPRACHE»)
KONFIRMATION
2. April (Klasse Bader)
Gygax Loris, Grund/Gstaad
Hoefliger Mateo, Saanenmöser
Jaggi Ladina, Schönried
Kernen Janne, Saanenmöser
Lebouchard Maxime, Gstaad
Mark Carina, Gstaad
Moosmann Lyonel, Grund/Gstaad
Scherz Lily, Saanen
Sprenger Lena, Saanenmöser
Thönen Travis, Schönried
Zeller Niklas, Gstaad