Wie trüb ist die Sicht?

  09.03.2023 Gstaad

Die neuen Kameras im Umfahrungstunnel Gstaad dienen nicht der Tempomessung, sondern überwachen die Sichttrübung im Inneren des Tunnels.

KEREM S. MAURER
Aufmerksamen Fahrzeuglenkerinnen und -lenkern ist es nicht entgangen: Seit Mitte Februar überwachen zwei Kameras das Geschehen im Gstaader Umfahrungstunnel. «Dabei handelt es sich nicht um eine Radaranlage für Geschwindigkeit», hält Anita Mani, Wachtchefin der Stationierten Polizei Gstaad fest. Verantwortlich für diese Kameras ist das Tiefbauamt des Kantons Bern. Paride Pizzoferrato, Projektleiter bei der Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern, Tiefbauamt, Oberingenieurkreis 1, sagt auf Anfrage. «Wir messen die Sichttrübung und eruieren, was die Ventilatoren bewirken.»

Woher kommt der Dunst?
Die Fahrzeuge, die den Tunnel täglich befahren, bringen Staub, Dreck und im Winter auch Salz in den Tunnel. Dieses Gemisch wird je nach Verkehrsaufkommen aufgewirbelt und sorgt für den nebelartigen Dunstschleier. Dieser ist weder gefährlich noch giftig.

Wo genau liegt das Problem?
Bei den meisten Tunnels gibt es ein Gefälle in eine Richtung. Doch im Gstaader Umfahrungstunnel liegt der Tiefpunkt im Tunnelinneren. Von dort steigt das Gelände in beiden Richtungen an. In dieser Senke bleibt der Dunst hängen (siehe Grafik).

Wer schaltet die Ventilatoren an?
Je nach Dunstaufkommen schalten Sensoren die Ventilatoren ein und aus. Paride Pizzoferrato: «Jetzt überwachen wir mit den Kameras, was die Ventilatoren genau bringen. Ein neues Beleuchtungssystem hat bereits etwas gebracht.»

Wie lange wird gemessen?
Die beiden Kameras bleiben während rund sechs Monaten im Tunnel. Dazu beobachten zwei Mitarbeitende des Strasseninspektorats die Dunstentwicklung. «Über diese Zeitspanne erhalten wir aussagekräftige Daten, die wir im Sommer auswerten. Dann schauen wir, was es weiter zu tun gibt», sagt Pizzoferrato. Alle zwei Jahre werden die Tunnels einer Inspektion unterzogen. Diese Messungen finden im Rahmen der üblichen Instandhaltungsarbeiten statt.

Was kostet das?
Umfahrungsstrasse und Tunnel gehören dem Kanton. Er kommt auch für die Kosten der rund 25’000 Franken teuren Messungen auf.

Vor knapp einem Jahr wurde der Tunnel saniert. Was wurde damals gemacht?
Von April bis Oktober 2022 wurden die Betriebs- und Sicherheitsanlagen auf den neusten Stand gebracht.


DER UMFAHRUNGSTUNNEL IN ZAHLEN

1962 wurden erste Unterschriften zugunsten eines verkehrsfreien Gstaader Dorfkerns gesammelt
1994 wurde das Vorhaben nach einer Ablehnung im Jahr 1980 angenommen.
1995: Im Juni Spatenstich.
1997: Einweihungsfeier, 27. Oktober
52 Millionen Franken hat er gekostet.
432 Meter: Länge des Tunnels
8500 Fahrzeuge täglich im Schnitt


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