Trotz Bilderbuchwinter nicht eitel Sonnenschein
11.04.2025 TourismusViel Schnee, sonniges Wetter, bestens präparierte Pisten und viele Gäste sind die Zutaten, die es in unserer Region für eine gelungene Wintersaison braucht. Obschon es von all dem im vergangenen Winter reichlich hatte, sind nicht alle Branchen gleich zufrieden. Die Bandbreite auf ...
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Abo AngeboteViel Schnee, sonniges Wetter, bestens präparierte Pisten und viele Gäste sind die Zutaten, die es in unserer Region für eine gelungene Wintersaison braucht. Obschon es von all dem im vergangenen Winter reichlich hatte, sind nicht alle Branchen gleich zufrieden. Die Bandbreite auf der Zufriedenheitsskala reicht von «durchzogen» bis «unter den Erwartungen.»
Winterbilanz: von «sehr positiv» über «durchzogen» bis «unter den Erwartungen»
Wir erinnern uns an jede Menge Schnee, traumhaftes Wetter, super Pisten und unzählige Menschen in der Promenade. Täuscht dieser Eindruck oder war die vergangene Wintersaison ein Glücksfall für das Saanenland?
KEREM S. MAURER
Der ausgiebige Schneefall am 22. Dezember und das prächtige Wetter über die Festtage 2024/25 bescherte dem Saanenland einen bilderbuchmässigen Start in eine – nach eher schwierigen Jahren – überdurchschnittliche Wintersaison. Viele der schnee- und wetterabhängigen Betriebe freuen sich über gute Zahlen.
«Die Gäste lieben eine verschneite Promenade»
«Dank des Schneefalls vor Weihnachten konnten wir während der Festtage tolle Umsätze generieren», gibt Christoph Romang, Inhaber und Geschäftsführer des Schuhhauses Romang, auf Anfrage bekannt. Ab Mitte Januar sei es etwas ruhiger geworden, bevor die Geschäfte ab dem 10. Februar wieder angezogen hätten. Ähnliches berichtet auch Michael Kneubühler, Inhaber von Pernet Comestibles Gstaad. Er sagt: «Wir sind zum Glück in den letzten Jahren sehr stabil unterwegs. Für uns war es sicher wichtig, dass es gute Schneeverhältnisse gab – so kommen die Gäste auch im nächsten Jahr wieder.» Apropos Schnee: Christoph Romang würde sich wünschen, wenn der Schnee in der Promenade nicht immer sofort weggeräumt würde, denn: «Die Gäste lieben eine verschneite Promenade sehr», ist er überzeugt.
Gutes Zusammenspiel der einzelnen Leistungsträger
«Aus Sicht der Hotellerie präsentiert sich ein zwar durchzogenes, aber insgesamt positives Bild», bilanziert Christof Huber, Präsident des Hoteliervereins Gstaad-Saanenland und Gastgeber im Hotel Gstaaderhof. Die Wetterund Schneeverhältnisse hätten über weite Strecken mitgespielt, was sich in einer stabilen Nachfrage und guter Stimmung sowohl unter den Gästen als auch bei den Gastgeber:innen gezeigt habe. Dennoch seien die Logiernächte in den Wintermonaten verglichen mit dem Vorjahr etwas rückläufig gewesen, was nur teilweise mit dem Wegfallen der Bettenkapazität im Parkhotel erklärbar sei. «Der Anteil der Schweizer Gäste ist wieder gesunken», stellt Huber fest. Die Fernmärkte erholten sich nach Corona allmählich und die Schweizer:innen machten wieder vermehrt Urlaub im Ausland. Eine Tendenz, die auch Christoph Romang bemerkt hat. «Die Gäste aus den USA haben deutlich zugenommen», resümiert er. Im letzten Winter besonders gut funktioniert habe das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Leistungsträgern und dem touristischen Angebot. Das Feedback der Gäste sei Dank der «bestens präparierten Pisten der Bergbahnen, der Winterwanderwege und der Loipen durchwegs positiv», so Huber. Er führt die solide Wintersaison neben dem Wetterglück auf das weiterhin starke Preis-Leistungs-Verhältnis der Region sowie das grosse Engagement der Gastgeber:innen zurück. «Herausforderungen wie der veränderte Gästemix und die sich wandelnden Bedürfnisse unserer Gäste nehmen wir ernst und sehen darin Chancen zur Weiterentwicklung.»
Seilbahnen Schweiz: erfolgreiche Wintersaison
«Nach einem aussergewöhnlich guten Saisonstart mit sehr stark frequentierten Feiertagen zeigt sich auch die Sportferienzeit deutlich besser als im Vorjahr», schreibt der Branchenverband Seilbahnen Schweiz in einer Medienmitteilung. Betrachte man die bisherigen Zahlen, seien seit Saisonstart bis Ende März durchschnittlich zwölf Prozent mehr Gäste in den Skigebieten gewesen als im Vorjahr und sogar 20 Prozent mehr als im Fünfjahresschnitt. Die Saisonanalyse zeigt, dass schweizweit von Saisonbeginn bis Ende März insgesamt zwölf Prozent mehr Gäste mit Seilbahnen unterwegs waren. Vergleicht man den März isoliert mit dem März des Vorjahres, waren es gar 23 Prozent mehr Gäste. Ein Blick in die Regionen zeigt, dass alle Regionen das gute Ergebnis der Vergleichsperiode des Vorjahres halten oder verbessern konnten. Die Waadtländer und Freiburger Alpen (+29%), die Zentralschweiz (+20%), das Berner Oberland (+18%), die Ostschweiz (+14%) sowie das Tessin (+11%) weisen zweistellige Zuwachsraten auf. In tiefer gelegenen Regionen mit vielen kleinen Unternehmen sind die Zahlen noch besser, was zeige, dass die Gäste diese Gebiete bei guten Schnee- und Pistenverhältnissen sehr schätzten. Auch das Wallis (+9%) und Graubünden (+3%) weisen positive Werte auf. KMA
Drei Fragen zur Saison an den GST
Flurin Riedi, CEO bei Gstaad Saanenland Tourismus (GST), blickt auf die vergangene Wintersaison zurück.
Interview: Kerem S. Maurer
Wie ist die Wintersaison 2024/25 aus Sicht des GST gelaufen?
Wir konnten die Logiernächte unter der Berücksichtigung der wegfallenden grossen Bettenkapazitäten, unter anderem im Park Gstaad, im Vergleich zum letzten Winter halten und weiter ausbauen. Allerdings liegen die März-Zahlen noch nicht vor. Die Skidestination Gstaad hat von den besseren Schneebedingungen im Vergleich zu den letzten zwei Wintersaisons profitiert, besonders um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel herum. Die Schneeverhältnisse waren von Dezember bis März top. Skipisten, Langlaufloipen und Winterwanderwege – sogar jene im Talboden – konnten durchgehend betrieben werden. Die guten Schneeverhältnisse führten beispielsweise dazu, dass rund 25 Prozent mehr Langlaufpässe verkauft wurden.
Gab es an dieser Saison etwas Aussergewöhnliches?
Die Feiertage bis über Sylvester waren in dieser Wintersaison dank dem Schnee und dem guten Wetter fantastisch – oben blau, unten grau. Wir hatten zeitweilig während der Festtage nur noch eine Ferienwohnung über unsere Plattform im Verkauf. Die Hotels und Ferienwohnungen waren praktisch ab dem 26. Dezember ausgebucht. Eine indikative Partnerumfrage unsererseits zeigt auch, dass die Umsätze in vielen Bereichen dieses Jahr während der Wintersaison wiederum wachsen konnten. Die Wintersaison bleibt wertschöpfungsstark – relevant dafür ist die Schneesicherheit, welche mit der technischen Beschneiung weiter gestärkt werden muss.
Wo hat die Destination Verbesserungspotenzial?
Es hat sich erneut gezeigt, dass neben einem qualitativ hochstehenden Produkt auch ein gut funktionierendes Verkehrs- und Parkplatzmanagement zentral ist. Was mit der Einführung des Magic Passes noch mehr Relevanz erhalten wird.
Die Wintersaison in einem Satz?
Wir sind zufrieden mit der Wintersaison 2024/25. Die Gesamtbilanz ist über alles betrachtet positiv. Auch wenn verschiedene Leistungsträger wiederum Rekordumsätze schreiben konnten, gibt es auch einzelne Bereiche, welche trotz der guten Schneeverhältnisse nicht ganz die erhofften Umsätze erreicht haben. KMA
BDG: erhoffte Spitzentage nie erreicht
Obschon die vergangene Wintersaison durchgehend von sehr guten Pistenverhältnissen und überwiegend schönem Wetter geprägt war, blieben für die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) die Spitzentage unter den Erwartungen.
Die Saison sei insgesamt stabil gewesen, teilt Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG, auf Anfrage mit. Dennoch seien die Gästezahlen, die man sich seitens des Unternehmens erhofft habe, nicht erreicht worden. «Ein hervorzuhebender Tag war der 29. Dezember 2024, der mit 12’500 Ersteintritten der beste der ganzen Saison war», so In-Albon. An diesem Tag seien an verschiedenen Orten wie Rougemont, Saanen und Zweisimmen noch immer freie Parkplätze verfügbar gewesen, und der Skibetrieb sei «ohne grössere Wartezeiten» verlaufen. Am stärksten Tag während der Sportwochen seien 10’500 Ersteintritte verzeichnet worden. «Der Durchschnitt während der Hochsaison lag bei 7000 Ersteintritten. Über die gesamte Saison hinweg betrachtet bei nur 4500», teilt das Unternehmen mit. Das Skigebiet hätte problemlos mehr Gäste aufnehmen können, da eine Kapazität von 15’000 Ersteintritten pro Tag ohne grössere Wartezeiten möglich sei.
Positiv wertet die BDG das Umsatzplus von 22 Prozent in der Gastronomie. Diese Entwicklung sei erfreulich, bringe aber auch grosse Herausforderungen insbesondere bei der Rekrutierung und Bindung von Saisonpersonal mit sich. Das Wachstumspotenzial des Magic Passes, vor allem im Sommer, biete eine wichtige Möglichkeit, mehr Gastronomieangestellte langfristig in Jahresstellen zu integrieren und somit zu binden.
Die Gastronomie werde organisatorisch weiter gestärkt, indem mit René Schichan eine neue Position in der Geschäftsleitung geschaffen und Laura Russo als neue Regioleiterin Gastronomie ernannt worden sei. Diese Veränderungen seien entscheidend, um den Bereich «weiterhin zu positionieren und langfristig zu stabilisieren», so In-Albon.