«Wir waren überrascht, wie wenig Ghüder wir zusammenbrachten»

  07.10.2022 Gsteig

34 freiwillige Helferinnen und Helfer, Fischer und Taucher haben am vergangenen Samstag bei Wind und Regen im und um den Arnensee Unrat gesammelt.

ANITA MOSER
Velos, Scooter, Gartentische, WC-Schüsseln und auch einen Aussenbordmotor eines Motorboots haben Daniel Baumann und Fabian Stäger neben viel weiterem Unrat schon aus Gewässern gefischt. «Aber nicht in Seen, schon gar nicht in Bergseen, sondern in Flüssen wie der Aare», erklärten die beiden Sporttaucher. Was nicht mehr gebraucht wird oder nicht mehr funktioniert, wird oft über die Brücke in den Fluss entsorgt. Nicht so am Arnensee. Beim ersten Tauchgang haben die beiden in einer Tiefe von 10 bis 12 Metern nur diverse Fischerschnüre, Schwimmer sowie einen improvisierten Ankergefunden und aus dem trüben Wasser gezogen. «Wir hoffen, beim zweiten Tauchgang in rund 20 Metern Tiefe etwas mehr zu finden», erklärten der Seeländer und der Thuner. Etwas Gutes zu tun für die Umwelt, Gewässer von Unrat zu befreien sei ihre Motivation, sich an solchen Aktionen zu beteiligen, beantworteten die beiden eine entsprechende Frage.

Hegen und pflegen
Hege und Pflege gehören nicht nur zu Aufgaben der Jäger, sondern auch zu jenen der Fischer. «Pflegedienst ist eine ehrenamtliche Arbeit, die der Allgemeinheit zugutekommt», betonte Daniel Ducret vom Fischereiverein Highland Fishing Berner Oberland. So fordert der Bernisch Kantonale Fischerei-Verband (BKFV) die Fischereivereine auf, unter dem Motto «Fischer schaffen Lebensraum» Gewässer aufzuwerten. «Dazu gehören Gewässerrevitalisierungen, geschützte Laichplätze schaffen oder eben Gewässerputztage», so Ducret.

Den Putztag am Arnensee hat der Angelfischereiverein Saanenland (Präsident ist Stefan Romang) zusammen mit der Pachtvereinigung Spiez (Präsident ist Beat Kunz) und dem Fischereiverein Highland Fishing organisiert. 34 Helferinnen und Helfer, darunter viele Jungfischer sowie acht Sporttaucher – mit Tom Fäh auch ein Einheimischer – sind dem Aufruf gefolgt. «Ziel ist es, möglichst viel Unrat entlang des Ufers und aus dem See zu sammeln und zu entsorgen», erklärte Ducret.

Hoher Wellengang und schlechte Sichtverhältnisse
Die äusseren Bedingungen waren alles andere als ideal für diese Putzaktion. Es war kalt, regnerisch und der Wind sorgte für viele Wellen. Durch den Regen und die aufgewirbelten Sedimente war das Wasser trüb und die Sichtweite betrug in einer Tiefe von rund 15 Metern nur gerade drei bis fünf Meter. Getaucht wurde in Zweierteams. Die Taucherinnen und Taucher wurden jeweils von einem Ruderboot begleitet. Der von den Booten mitgeführte Korb diente den Tauchern einerseits als Orientierungshilfe und andererseits als Transportmittel für den gefundenen Unrat. Die Ruderer – Fischer vom lokalen Angelfischerverein – hatten wegen des starken Windes ihre liebe Mühe, das Boot in der Nähe der Taucher zu halten. Kaum liess man ein Ruder los, driftete das Boot ab und wegen der schlechten Sichtverhältnisse brauchte es viel Geschick und Kraft, das Boot wieder in die Nähe der Taucher zu manövrieren.

Wenig Ghüder im und um den See
Viel war es nicht, was die vier Zweierteams in je zwei Tauchgängen von 40 bis 45 Minuten zusammentrugen. Fast ein wenig enttäuscht blickte Stefan Romang auf das «magere» Resultat. «Wir sind überrascht, wie wenig Ghüder wir zusammenbrachten», so Romang. Auf der anderen Seite ist das Resultat ein Kompliment an die Adresse der Gemeinde Gsteig, welche für den Unterhalt des Rundweges und die Brätlistellen verantwortlich zeichnet, und die Fischer. «Bei tiefem Wasserstand sammeln die Fischer noch brauchbare Fischereiartikel wie Schwimmer, Köder oder Angelschnüre wieder ein. Ebenso Bierdosen und weiteren Unrat», erklärte Romang.

Mehr Pilze als Unrat…
Während die Tauchequipen im See nach Unrat fischten, sammelten Helferinnen und Helfer aus nah und fern – darunter Jungfischer auch aus dem Saanenland – entlang des Seeufers liegen gelassenen oder weggeworfenen Ghüder ein. Aber auch sie hatten nicht alle Hände voll zu tun. «Ich habe mehr Pilze gesehen als Unrat…», meinte einer der Helfer lachend. Während einige zum ersten Mal einen Uferweg säuberten, gab es auch zwei «Profis» unter den Helfenden. «Wir sind in einem Verein, der sich schweizweit für solche Putztage engagiert», erklärten sie. «Ohne viele freiwillige Helfer wäre so eine Putzaktion gar nicht möglich», betonte eine weitere Helferin.

Positives Fazit
Die drei organisierenden Fischereivereine zogen ein positives Fazit. «Der Arnensee ist sehr sauber im Vergleich zu anderen Gewässern», freute sich Stefan Romang, bevor er sich mit allen Helfenden in die warme Stube im Huus am Arnensee setzte und mit ihnen – nein, keinen Fisch – eine Bratwurst genoss.

Die erste Arnenseeputzete vom vergangenen Samstag soll aber nicht die letzte bleiben. «Wir planen, die Seesäuberung im Dreijahresturnus durchzuführen», erklärte Daniel Ducret. 2021 hat man mit dem Engstlensee angefangen, heuer war der Arnensee dran und im kommenden Jahr ist die Säuberungsaktion am Oeschinensee geplant. «Das sind die drei grössten Bergseen im Oberland, an denen gefischt wird.»

Im Arnensee sind die Regenbogenforelle, die Kanadische Seeforelle und die Seesaiblinge heimisch. Vereinzelt sieht man auch Egli. Auch wenn es mittlerweile bei der einen oder anderen Fischart zur Naturverlaichung kommt, sind doch die meisten Fische, die im Arnensee schwimmen, ausgesetzt. Petri Heil!

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