So war das auch am letzten Sonntagnachmittag auf dem Sanonaplatz in Saanen. Obwohl man in der warmen Stube am Bildschirm den Festumzug des Eidgenössischen Trachtenfestes in Zürich oder den Ostschweizer Schwinget hätte konsumieren können, begaben sich Freunde der ...
So war das auch am letzten Sonntagnachmittag auf dem Sanonaplatz in Saanen. Obwohl man in der warmen Stube am Bildschirm den Festumzug des Eidgenössischen Trachtenfestes in Zürich oder den Ostschweizer Schwinget hätte konsumieren können, begaben sich Freunde der Volksmusik an das 30-Jahr-Jubiläumsfest des Alphornbläsers und -lehrers Fritz Frautschi.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Fritz Frautschi ist weit über das Saanenland hinaus eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit. Das eigene Alphornspielen und das Unterrichten des Alphornspiels sind seine Leidenschaften. «Mystisch und erhaben», beschreibt Fritz Frautschi die Alphornklänge. Seine Töne erklangen sogar schon in der Royal Albert Hall in London.
Am Sonntagnachmittag um 15 Uhr begrüsste ein sichtlich erfreuter Jubilar im Kreise seiner «Alphorngruppe Saanenland-Pays-d’Enhaut» ordentlich viele Zuhörer:innen. «Das Alphornspiel wird eure Seelen erwärmen und die Sinne erfreuen», so Frautschi. Eine Überraschung war der Auftritt der Schönrieder-Alphorntage-Gästegruppe – notabene Frautschis Schülerinnen und Schüler – mit der Darbietung seines langjährigen Freundes Hans Stettler aus Langnau, der für seinen Schönrieder Freund eigens das Stück «Surprise» komponierte und mit der «Alphorngruppe Saanenland-Pays-d’Enhaut» intonierte. Sowohl für den Jubilar als auch für das Publikum war das Gastspiel des Ländlermusiktrios Chrigel Walker, Simon Graa und Urs Kohli aus Gsteig ein besonderer Genuss.
Im Kreis der Zuhörerschaft befanden sich viele Kenner der Volksmusik und Liebhaber der Alphornmusik. Mit grosser Freude präsentierte Fritz Frautschi seinen Kameraden Max Sommer, der bescheiden und etwas versteckt im Publikum auszumachen war. Max Sommer gründete bereits 1974 die «Alphornbläsergruppe Oberaargau». Seine ersten Melodien blies er auf einem uralten Alphorn, das er bei seiner Arbeit auf einem Bauernhof entdeckt hatte. Dieses antike Alphorn ist heute noch in einem Gasthof im Emmental als Wandschmuck zu bewundern. Viele Kompositionen der Alphornmusik tragen heute die Handschrift von Max Sommer.
Mit dem Stück «Kamelreiter», vorgetragen von 16 Alphornbläser:innen, und einem grossen Dank entliess Fritz Frautschi seine treuen Zuhörerinnen und Zuhörer.
«Ich wollte immer etwas Volkstümliches spielen»
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Wie entdeckten Sie die Liebe zum Alphorn?
Wir spielten in früheren Jahren, ich glaube, ich war damals so um die 25 Jahre alt, an einem Silvester im Kursaal in Bern. Zugegen waren drei alte Männer, die Alphorn spielten. Ich wagte es, einen der Männer zu fragen, ob ich es versuchen dürfte. Vielleicht war das nicht der Ausschlag für meine spätere Alphornkarriere, aber ich wollte immer etwas Volkstümliches spielen.
Welches Instrument spielten Sie vor dem Alphorn?
Kornett. Ich spielte in einer Brass Band.
Bei wem nahmen Sie Alphornunterricht?
Während längerer Zeit in der hiesigen Musikschule, danach bei verschiedenen Lehrern.
Wann gründeten Sie die erste Alphorngruppe?
Das war vor 30 Jahren, also 1994.
Wie viele Töne kann man auf einem Alphorn spielen?
Man kann die Naturtöne spielen,und je nachdem, je nach Ansatz – das ist noch schwierig zu beantworten –, aber ich würde sagen, so um die 20 Töne.
Spielt die Länge des Alphorns dabei eine Rolle?
Ja, das erzeugt die Stimmung. Je länger ein Alphorn ist, je tiefer ist die Grundstimmung und umgekehrt.
Wie entwickelt sich der Ton im Horn?
Grundsätzlich entsteht der Ton durch die Schwingungen der Lippen. Das Mundstück dient zur Übertragung. Die Röhre verstärkt die Schwingungen, so wie das auch bei den Blechinstrumenten der Fall ist. Und das weiche Fichtenholz sorgt für den schönen weichen Klang.