Zum 40. Mal beglückten die Osterkonzerte Saanen mit einem interessanten Programm und wunderbaren Klängen ein Publikum aus nah und fern. Für Roland Neuhaus als Chorleiter und den Mauritius Chor war dies der letzte Auftritt.
LOTTE BRENNER
Am Karfreitag ...
Zum 40. Mal beglückten die Osterkonzerte Saanen mit einem interessanten Programm und wunderbaren Klängen ein Publikum aus nah und fern. Für Roland Neuhaus als Chorleiter und den Mauritius Chor war dies der letzte Auftritt.
LOTTE BRENNER
Am Karfreitag und Karsamstag fanden in der Kirche Saanen die traditionellen und über die Grenzen des Saanenlandes hinaus beliebten Osterkonzerte statt. Es war wiederum ein beeindruckendes Musikerlebnis, ein Konzert mit einem interessanten Programm, sowohl mit einer Osterbotschaft als auch weltlich erzählfreudig.
Mit drei Sätzen aus dem «Requiem pro Defunctis» von Domenico Cimarosa (1749 bis 1801) verabschiedeten sich der Mauritius Chor und ihr langjähriger Chorleiter Roland Neuhaus vom treuen Publikum der Osterkonzerte, die heuer ihr 40. Jubiläum feiern durften. Die Passion wurde musikalisch tief empfunden nachvollzogen und hinterliess ein nachdenklich schönes Ambiente.
Ausgelassene slawische Gedankenwelt
Auf den geistlichen Moll-Einstieg folgte eine bunte Sinfonie – die Sechste von Antonin Dvorˇák in D-Dur, op. 60, die das Orchestra degli Amici mit Konzertmeisterin Simone Roggen und unter bewährter Leitung von Michael S. Bach, lebendig und sehr musikalisch spielte. Schwelgend, im Adagio wohlig verträumt, gibt Dvorˇáks Musik Einblick in die slawische Gefühlswelt. Es sind Begegnungen, Erzählungen und Empfindungen in mitreissender Rhythmik, die hinausführen – in unsägliche Weiten. Eine Fülle von Themen und Motiven – und immer wieder ist es die Flöte, die eine Melodie einleitet. Erwähnt sei ein Flötensolo, wunderbar schön und rein gespielt von Franziska Stadelmann.
Der dritte Satz, das Scherzo «Furiant», den das Orchester, gleich wie seinerzeit bei der Uraufführung 1881, zuletzt auch als Zugabe spielte, ist wie ein wilder Ritt, aufwühlend und dynamisch. Mit diesen tollen sinfonischen Bildern wusste der Dirigent Michael S. Bach sein Orchester, bestehend aus dem Saanenland verbundenen Musikerinnen und Musikern, mitzureissen – und der Funke sprang aufs Publikum über. Die Stimmung war super!
40 JAHRE UND WEITER
Roland Neuhaus hat als langjähriger Chorleiter des Mauritius Chors (vorher Kirchenchor) demissioniert. Der Chor wird aufgelöst, der Musiker Neuhaus bleibt dem Saanenland allerdings noch erhalten. Er wird bis 2024 weiterhin als Organist und zu 10 Prozent an der Musikschule Saanenland-Obersimmental MSSO als Lehrkraft wirken. Im Frühling 2024 wird er dann pensioniert. Er wird auch weiterhin im Orchestra degli Amici Kontrabass spielen. Der Vollblutmusiker ist auf verschiedenen Instrumenten heimisch. So trat er auch schon mit dem Cembalo auf und sein Repertoire ist ebenfalls sehr umfangreich.
Die Altjahrs- und Osterkonzerte, die vor 40 Jahren von Markus S. Bach ins Leben gerufen wurden, sind durch die grosse arbeitsreiche Ausdauer von ihm und seinen Söhnen Philippe und Michael zu einer nicht mehr wegzudenkenden, traditionellen Institution geworden. Immer wieder ist es der Familie Bach gelungen, Musikerinnen und Musiker, die dem Saanenland verbunden sind oder aus Saanen stammen, zu vereinen und so einheimisches Musikschaffen auf hohem Niveau zu erhalten und zu fördern.
LOTTE BRENNER