Was kann es Schöneres geben, als eine Konzertbühne mit einer grossen Schar musikbegeisterter Jugendlicher gefüllt zu sehen, welche ein gemeinsam erarbeitetes Programm erklingen lassen? Die Jugendmusikwoche des Gstaader Festivals bietet schon seit 15 Jahren die ...
Was kann es Schöneres geben, als eine Konzertbühne mit einer grossen Schar musikbegeisterter Jugendlicher gefüllt zu sehen, welche ein gemeinsam erarbeitetes Programm erklingen lassen? Die Jugendmusikwoche des Gstaader Festivals bietet schon seit 15 Jahren die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Orchesterspiel zu sammeln.
KLAUS BURKHALTER
Eine Woche voller Höhepunkte: Der künstlerische Leiter Matthias Kuhn stellte auch für die diesjährige Ausgabe des Gstaad Festival Youth Orchestras ein anspruchsvolles, aber auf die Jungen ausgerichtetes Programm zusammen, welches während einer Woche erarbeitet wurde – sowohl in Register- wie auch in Gesamtproben, immer zusammen mit einem Team von professionellen Musiker:innen. Was dabei herausschaute, war wiederum ein Resultat von bewundernswerter Qualität.
Die 80 Jugendlichen aus der ganzen Schweiz und sogar auch aus dem Ausland können sich frühzeitig anmelden, erhalten bereits ab Januar die Noten, die sie dann mit ihren Musiklehrer:innen an der Gstaad Menuhin Academy studieren können. Gut vorbereitet kommen sie nach Zweisimmen und tauchen ein in eine grosse Schar Gleichgesinnter, denen allen die Musik am Herzen liegt. Freundschaften entstehen in dieser Woche, man probt zusammen und erlebt viel Spass in gemeinsamen Programmen, auch beim Wandern oder im Schwimmbad.
Das Schlusskonzert im Festivalzelt
Für die Jugendlichen ist es natürlich ein ganz spezieller Moment, zum Abschluss vor einem erwartungsfrohen Publikum auf die Bühne zu treten. Ein spezielles Bild: 80 feierlich dunkel gekleidete junge Musiker:innen betreten den Raum, staunend, fröhlich, vielleicht etwas erregt, doch bereit, ihr erworbenes Können auszustrahlen. Und dies gelingt ihnen bewundernswert. Der Dirigent Matthias Kuhn führt sein Orchester stets befeuernd, präzis und mit einem Lächeln durch das abwechslungsreiche Programm. Er dankt mit seinen kurzen Zwischenkommentaren seinem hervorragenden Mitarbeiterteam und weist auch auf das Festivalthema «Transformation» hin: Die junge Musikerschar trägt die erarbeiteten Werke auf ihre Weise in unsere heutige Zeit, macht beispielsweise aus den eher kriegerischen Klängen von Hector Berlioz’ ungarischem Rakoczi-Marsch eine Hymne an die Freude. Sie tragen im berührenden Adagio aus Aram Chatschaturjans Ballett «Spartakus» Szenen aus dem römischen Leben zur Beruhigung in unser hektisches Leben. Und sie packen den finalen Satz aus Antonín Dvořáks Sinfonie «Aus der neuen Welt» mit seiner enormen Dynamik und den Ohrwurmmelodien echt profimässig an. Sie verbinden gekonnt Dvořáks Rückblick auf seine amerikanische Zeit mit der Sehnsucht nach dem Vaterland. Alle Register des Orchesters werden dabei voll gefordert. Grossartig, was hier Bläser, Streicher, Perkussionisten und die Harfe ausströmen! Die abschliessende Filmmusik zu »Pirates of the Caribean» von Klaus Badelt/arr. Sweeney packt Ausführende und Publikum gleichermassen: Was für Rhythmen und Wechsel! Die Begeisterung des jungen Orchesters sprüht richtig ins Festivalzelt aus.
Eine ganz besondere Strahlkraft haben auch die Zugaben: Jede Instrumentengruppe hat in Eigenregie viele lustige Ideen in eine Schlussnummer umgearbeitet, die nun witzig, packend und fröhlich das Konzert krönen.
Der Artistic Director Christoph Müller bedankte sich mit lobenden Worten für die ausgezeichnete Darbietung der Jugendlichen und die hervorragende Arbeit des ganzen Betreuerteams. Der gewaltige Applaus der Zuhörerschaft ist mehr als verdient und soll Ansporn sein für die nächstjährige Jugendorchesterwoche.