«Zukunft Saanen»: Das ist der Stand der Dinge
10.03.2023 SaanenZehn Projekte hat die Gemeinde Saanen vorangetrieben, die einst aus der Ideenwerkstatt von «Zukunft Saanen» entstanden sind. Der Startschuss fiel 2019, die Bevölkerung brachte ihre Bedürfnisse und Wünsche ein. Was ist seither geschehen? Und welche Projekte sind ...
Zehn Projekte hat die Gemeinde Saanen vorangetrieben, die einst aus der Ideenwerkstatt von «Zukunft Saanen» entstanden sind. Der Startschuss fiel 2019, die Bevölkerung brachte ihre Bedürfnisse und Wünsche ein. Was ist seither geschehen? Und welche Projekte sind noch aktuell? Wir haben beim Gemeindepräsidenten Toni von Grünigen und dem Verwaltungsdirektor Roman Gimmel nachgefragt.
JOCELYNE PAGE
Politik, Gesellschaft und Wirtschaft innerhalb der Region gemeinsam voranbringen: «Zukunft Saanen – zäme für ünsi Gmei» ist ein 2019 lanciertes Projekt der Gemeinde Saanen, um Wünsche, Bedürfnisse und Anliegen aus der Bevölkerung aufzunehmen. Ende 2020 wurden zehn Teilprojekte lanciert, die heute mehr oder weniger alle realisiert wurden oder noch werden (siehe Kästen Projekt 1 bis 10). Vereinzelt scheiterte das Vorhaben oder der Bedarf war nicht ausgewiesen. Gemeindepräsident Toni von Grünigen zeigt sich zufrieden: «Es war eine gute Sache. Der Austausch mit den Bürgern an den einzelnen Veranstaltungen war aufschlussreich und spannend.» Besonders die Anzahl Teilnehmenden begeistert den Gemeindepräsidenten. «Wir haben enorm viele Inputs erhalten.» Da die Projekte jeweils von einer Trägerschaft betreut würden, sei die Plattform «Zukunft Saanen» in dem Sinne nicht mehr aktiv. «Wir überlegen uns, im Rahmen der Standortförderung den Namen als Label mitzunehmen», sagt Verwaltungsdirektor Roman Gimmel.
Legislaturhalbzeit: Wie sieht es aus?
Und schon ist Halbzeit: Die Saaner Exekutive zog eine erste Bilanz in der Hälfte der Legislaturperiode 2021 bis 2024. «Der Gemeinderat hat neben den Zukunft-Saanen-Projekten alle Themenbereiche der Legislaturziele angeschaut, die Verantwortlichkeiten kontrolliert und bei Bedarf neue Termine für die einzelnen Ziele gesetzt», erklärt Verwaltungsdirektor Roman Gimmel im Gespräch. Erste Erfolge kristallisierten sich heraus, beispielsweise die voranschreitenden Wanderwegprojekte, der allmähliche Aufbau des Social-Media-Auftritts oder das neu geschaffene Dienstleistungszentrum Wald und Umwelt Saanenland, in welches die Forstreviere Saanen-West/Gsteig, Saanen-Ost und Lauenen integriert sind. Im Verlauf des Jahres werde sich die Gemeindeverwaltung besonders der IT-Entwicklung widmen, um die Gemeindehomepage auf Vordermann zu bringen. Neben Erfolgen steht der Gemeinderat aber auch vor unzähligen Herausforderungen, die alle prioritär behandelt werden müssen: bezahlbarer Wohnraum, Lehrpersonalsuche, Fachkräftemangel, Kitaplätze, medizinische Grundversorgung, Umweltschutz. «Wir müssen für alle Baustellen dringend Lösungen finden», erklärt Gemeindepräsident Toni von Grünigen. Der Gemeinderat arbeite an allen Themen mit Hochdruck, um für jedes Problem ein Instrument zu finden. «Wichtig ist, die Probleme in einem globalen Rahmen zu sehen. Vielleicht ist die eine Massnahme gleich die Lösung für zwei Problematiken.» Eine gewisse Ohnmacht sei manchmal schon vorhanden, aber die Motivation im Gemeinderat sei hoch.
01 PROJEKT
Gstaad, ausgezeichnet natürlich!
STATUS: abgeschlossen
Das Projekt sah vor, den Kreislauf Landwirtschaft-Gastronomie zu stärken, faire Preise für regionale Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und mehr Wertschöpfung in der Region zu generieren. Die Hotel Bernerhof AG Gstaad trieb das Projekt voran, entstanden ist die Stiftung «Prospectus Mons». In Abländschen wurde das Konzept erstmals realisiert: Von der Alpsauzucht über eigenen Rohmilchkäse bis zum Berggasthof entstand ein geschlossener Kreislauf mit der Dorfbevölkerung. Die Stiftung will zukünftig andere Bergdörfer in Randregionen beraten.
02 PROJEKT
Sport- und Freizeitkoordinator
STATUS: in Realisierung
Das Ziel: Eine Stelle im Bereich Sport und Freizeit schaffen, welche die Informationen bündelt, die entsprechenden Angebote und Anfragen koordiniert sowie Ansprechperson ist – sowohl für Gäste als auch für die Bevölkerung, Vereine, Schulen usw. Gstaad Saanenland Tourismus (GST) ist Träger des Projekts und hat unter seinem Patronat nun Katrin Espiasse und Stefan Rhyn auf dieser Koordinationsstelle eingesetzt (wir haben berichtet). Beide sind bei GST für die Entwicklung der Destination und für Nachhaltigkeit angestellt.
03 PROJEKT
Haus des Kindes 24/7
STATUS: in Arbeit
Das Ziel: Mehr Kitaplätze mit flexiblen, saisonal gesteuerten und bedürfnisorientierten Betreuungszeiten und zeitgerechte und moderne Arbeitsbedingungen für Familien schaffen. Federführend ist der Verein Chinderhuus Ebnit mit Unterstützung der Gemeinde. Es liegt eine Machbarkeitsstudie und eine Zustandsanalyse vor, eine neue Studie für einen Neubau läuft. Das Chinderhuus Ebnit soll zu einem Kompetenzzentrum für Kinder weiterentwickelt und das Betreuungsangebot erweitert werden. Resultate werden diesen Frühling erwartet.
04 PROJEKT
«Mischer» – WG für Lernende, Gymnasiasten und junge ehemalige Flüchtlinge in Ausbildung
STATUS: abgeschlossen
Aus dem Projekt wurde ein Verein, der aktiv ist: In der Wohngemeinschaft «Mischer» sollen auswärtige Gymnasiasten und Lehrlinge sowie ehemalige Flüchtlinge in Ausbildung leben. Damit soll den Bewohnenden eine stabile und bezahlbare Wohnsituation geboten werden, damit sie sich auf ihre berufliche oder schulische Ausbildung und ihre persönliche Entwicklung konzentrieren können. Die WG startete am 1. August 2021 mit den ersten Bewohnenden (wir haben berichtet). Der Verein ist nun dran, sukzessive die Belegung auf 15 Jugendliche auszubauen und den Anteil an Asylsuchenden zu erhöhen.
05 PROJEKT
Bessere Nutzung Oeyetli am Abend durch Jugend
STATUS: abgeschlossen
Der Projektträger, die Jugendarbeit (Juga) Saanenland, hat sich der besseren Nutzung des Oeyetli Jugendtreffs angenommen und die Mietbedingungen und die Administration für Jugendliche nutzerfreundlicher gemacht; hinzu komme das neue Problem mangelnder Parkplatzmöglichkeiten.
06 PROJEKT
Individuelle Ergänzungen zum ÖV-Angebot
STATUS: in Diskussion
Mit einer App sowie Mitfahrbänkli an definierten Plätzen soll die Mobilität für Jung und Alt in abgelegenen Gebieten verbessert werden, so die erste Projektbeschreibung. Die Infrastrukturkommission sei dran, Lösungen auszuarbeiten, doch das ÖV-Thema sei stets herausfordernd, sagt Gemeindepräsident von Grünigen.
07 PROJEKT
Hilf mir!
STATUS: wird nicht realisiert
Mit diesem Projekt wollte die Gemeinde Hilfsbedürftigen und Hilfesuchenden aus allen sozialen Schichten unkompliziert Hilfe anbieten. Projektträger war der Seniorenrat. In einer Testphase wurde eruiert, ob das Angebot überhaupt einem Bedürfnis entspricht. Fazit: Eine übergeordnete Freiwilligenstrategie fehlt, zudem ist der Bedarf nicht ausgewiesen und die Ressourcen im Seniorenrat fehlen. Der Gemeinderat hat dieses Projekt deshalb in das Legislaturziel «Bedarfsanalyse Caring Communities» integriert.
08 PROJEKT
Studie Wohnraumproblematik
STATUS: in Arbeit
Den sozial Schwächeren auf dem Wohnungsmarkt eine Stimme geben, das war das erste Ziel. Das Zweite: Mit der Studie zur Wohnraumproblematik soll die Gemeinde eine Entscheidungsgrundlage erhalten hinsichtlich des weiteren Vorgehens für bezahlbaren Wohnraum. Die Trägerschaft liegt bei der Projektgruppe und der Gemeinde. Seit der Lancierung des Projektes hat sich zudem eine Unternehmergruppe formiert, die das Projekt Ebnitmatte realisieren will: eine Überbauung mit bezahlbaren Wohnungen in Gstaad. Zudem ist eine Steuergruppe unter der Leitung von Gemeinderätin Petra Schläppi gegründet worden, die gemeinsam mit einer Juristin des Fachbüros ecoptima die bestehenden Fakten analysiert und Lösungsansätze skizziert.
09 PROJEKT
Innovationspreis «goldener Kranich»
STATUS: wird realisiert
Alle zwei Jahre soll es einen Wettbewerb geben, an dem Unternehmer oder Personen aus dem Saanenland mit innovativen, guten Ideen in verschiedenen Kategorien teilnehmen können. Die Prämierung des «Goldenen Kranichs» findet an der Gstaader Messe statt. Es soll nicht ein Preisgeld ausbezahlt werden, sondern die Preisträger sollen bedürfnisbezogen unterstützt werden. Die Gemeinde informierte die Bevölkerung an der vergangenen Gstaader Messe über den neuen Wettbewerb und will an der nächsten Ausgabe 2024 erstmals Unternehmen oder Privatpersonen auszeichnen.
10 PROJEKT
Come up and go out
STATUS: Integration in ein anderes Projekt
Das Projekt sah vor, eine digitale Übersicht von Ausgangsmöglichkeiten, Freizeitaktivitäten und aktuellen Anlässen anzubieten. Die Projektträgerschaft war bei der Lancierung noch offen, nun wird dieses Projekt von der Sportund Freizeitkoordination übernommen (siehe Projekt 2).

