Der Kulturpreis 2025 für Zweisimmen Jazz, ein überraschendes Konzert von «Lily Horn Is Born», ein vergleichsweise kleines Defizit in der Jahresrechnung und ein aufmerksamer Blick in die kulturelle Zukunft der Region – das alles gab es an der Generalversammlung ...
Der Kulturpreis 2025 für Zweisimmen Jazz, ein überraschendes Konzert von «Lily Horn Is Born», ein vergleichsweise kleines Defizit in der Jahresrechnung und ein aufmerksamer Blick in die kulturelle Zukunft der Region – das alles gab es an der Generalversammlung des Vereins Kulturregion Obersimmental – Saanenland – Paysd’Enhaut.
JENNY STERCHI
Die obligatorischen Traktanden wurden der eher kleinen Versammlung ohne Umschweife vorgestellt. Mit Jules van Enckevort und Laurence Sieber wurden zwei scheidende Vorstandsmitglieder verabschiedet. Während die Nachfolge für van Enckevort seit letztem Jahr von Jenny Sterchi angetreten wurde, bleibt der zweite Vorstandssitz bisher vakant.
Sparen zahlt sich aus
Die Punkte wie Rechnung und Budget wurden sachlich erklärt. Erwähnenswert ist dabei sicher die Reduktion des budgetierten fünfstelligen Defizits auf den übersichtlichen Betrag von 183.45 Franken. Die im letzten Jahr beschlossene Kürzung der ausbezahlten Unterstützungsbeiträge um 20 Prozent hat demnach ihre Wirkung nicht verfehlt. «Wenn wir auf diesem Kurs bleiben, können wir am Jahresende mit einem überschaubaren Verlust rechnen», erklärte Kassier Hans Jaggi. «Die Beiträge des Kantons Bern konnten für die nächsten drei Jahre fixiert werden, unser Wunsch nach einer Beitragserhöhung wurde abgelehnt», führte Präsident Matthias Moser aus. Es seien keine einfachen Gespräche gewesen, die Kultur müsse um ihre Wertschätzung bei Behörden jeweils kämpfen. «Unser Verein wurde angehalten, die geförderten Projekte künftig noch gezielter und nach strengeren Kriterien auszuwählen», erläuterte Moser in seinem Jahresbericht. Der Fokus des Kantons liege heute auf der Förderung der professionell Kunstschaffenden. Die Frage aus der Versammlung nach der früher einmal angestrebten gezielten Förderung des regionalen Kulturangebotes hatte durchaus ihre Berechtigung, blieb jedoch unbeantwortet.
Kontroverse um kantonale Kulturförderung
Der Verein Kulturregion Obersimmental – Saanenland – Pays-d’Enhaut komme diesem Begehren ein Stück weit entgegen, indem die Website überarbeitet wurde. Im Zuge dessen können nur noch online gestellte Gesuche bearbeitet werden. «Wir haben den Kantonsvertretern gezielte Massnahmen, wie klare Kommunikation gegenüber Gesuchstellern, zugesichert», sagte Matthias Moser weiter. «Auch wenn wir die Kulturanbieter auf diese gewünschte Professionalität hinweisen, können wir von den Gesuchstellern unserer Region nicht verlangen, dass sie einen professionellen Werdegang in ihrer Sparte oder gar ihre Erwerbstätigkeit darin vorweisen.»
Oscar-Moment
Mit der Verleihung des Kulturpreises sorgt der Verein Kulturregion Obersimmental – Saanenland – Pays-d’Enhaut an seiner jährlichen Generalversammlung jeweils für ein bisschen Oscar-Ambiente. Genauso geschah es am vergangenen Freitag in Zweisimmen.
Mit einer Laudatio von Vorstandsmitglied Klaus Burkhalter wurden die Organisatoren des Jazz Clubs Zweisimmen mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Markus Bachmann und Jules van Enckevort nahmen diese Ehrung stellvertretend für den Vorstand des Clubs entgegen. Zweisimmen Jazz holt seit mehr als 30 Jahren nationale und internationale Musikerinnen und Musiker dieses Genres nach Zweisimmen. Die Konzerte sind zum Teil legendär. So wie das erste in der Geschichte des Clubs. Damals, 1994, hatten die Organisatoren für ihren Auftakt die Band «Lily Horn Is Born» ins Restaurant Derby eingeladen. Vier Frauen spielten auf vier Saxofonen Jazzklassiker und Eigenkreationen.
Spielts noch einmal
Die vier Damen liessen es sich nicht nehmen, im Rahmen der Preisverleihung nach Zweisimmen zurückzukehren und Markus Bachmann zu überraschen. Jules van Enckevort hatte bei den Musikerinnen im Vorfeld angefragt.
Annette Kitagawa, Naïma Gürth, Fabienne Hoerni und Lisette Wyss verzückten mit mutigen Kompositionen, virtuosen Soloeinlagen, einem atemberaubenden Zusammenspiel und ausserordentlicher Publikumsnähe die Anwesenden. «Auch 30 Jahre später noch ein echter Ohrenschmaus», bestätigten die Herren von Zweisimmen Jazz.