Zwei Meisterstücke der Romantik
23.08.2022 KulturIm Festivalzelt erklang am Sonntagabend unter der Leitung des Dirigenten Jaap van Zweden die Musik von zwei bekannten Komponisten: Beethovens 5. Klavierkonzert – interpretiert vom Ausnahmetalent Jan Lisiecki – und Tschaikowskys 4. Sinfonie. Es war auch der krönende Abschluss der diesjährigen Residenz des Gstaad Festival Orchestras.
KERSTIN BÜTSCHI
Der erste Teil des Konzertabends mit dem Motto «Fatum» – lateinisch für Schicksal – war Beethovens 5. Klavierkonzert und dem jungen polnisch-kanadischen Talent Jan Lisiecki gewidmet. Der 24-Jährige spielt jährlich über 100 Konzerte auf der ganzen Welt und erhielt bereits renommierte Auszeichnungen.
Das 5. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven gehört zu den beliebtesten und meistgespielten Klavierkonzerten weltweit. Das Konzert zeichnet sich durch einen feierlich-sieghaften Ton aus, obwohl der Komponist das Stück mitten im Kriegsgeschehen zur Zeit Napoleons komponierte. In Grossbritannien erhielt das Stück infolge des heroischen Tons den Übernahmen «Emperor».
Von der ersten Sekunde an harmonierten das Orchester und der junge Solist; seine Hände glitten virtuos über die Tasten des Konzertflügels. Nach dem rund 40-minütigen Stück erntete er tosenden Applaus und zahlreiche «Bravos» vom Publikum.
Pathetische Stimmung
Nach der Pause stand das Gstaad Festival Orchestra unter der Leitung des Niederländers Jaap van Zweden im Zentrum. Für das Gstaad Festival Orchestra bildete dieser Abend auch den Abschluss der diesjährigen Residenz beim Gstaad Menuhin Festival. Es spielte Tschaikowskys 4. Sinfonie. Der Russe vollendete die Sinfonie 1878 und widmete sie seiner Muse Nadeschda von Meck, mit welcher er eine Brieffreundschaft pflegte. Die «Vierte» spiegelt das zwiefältige Gefühl zwischen der Freude und dem Schicksal in den menschlichen Begegnungen wider. Im ersten Satz ertönte die Fanfare der Hörner und Fagotte und liess eine fürs Schicksal sinnbildlich Stimmung aufkommen, während im zweiten Satz die Oboe in Begleitung des Orchesters im Zentrum stand und eine freudige Atmosphäre kreierte. Der dritte Satz zeichnete sich durch eine Sequenz von Pizzikatos (Zupfen) der Streicher aus und im vierten Satz kam das Anfangsmotiv wieder auf, wurde jedoch übertönt von der pathetischen Stimmung.