Zwei sehr unterschiedliche Pianisten
06.02.2018 Kultur, KonzertDie Kirchenkonzerte vom Donnerstag und Freitag, im Rahmen der Sommets Musicaux de Gstaad, galten der Klaviermusik. Radu Lupu war Solist im Mozartkonzert in C-Dur, KV 467 und Nelson Freire trat mit einem vielseitigen Rezital auf.
LOTTE BRENNER
In der gut besetzten Mauritiuskirche war am Donnerstag das Zürcher Kammerorchester, unter der Leitung von Jukka-Pekka Saraste, zu Gast. Mit Schwung und Freude eröffnete es mit dem Konzert in D-Dur für Streichorchester von Igor Strawinsky, einer beschwingten Spielmusik, das Konzert und zog damit schon zu Beginn die Zuhörer in seinen Bann. Danach begleitete es den rumänischen Pianisten Radu Lupu im C-Dur-Konzert von Wolfgang Amadeus Mozart, das besonders berühmt wurde durch das empfindsame, anmutig ruhig dahinfliessende Andante, das von Radu Lupu sanft, wunderschön verinnerlicht gespielt wurde. Klanglich vollkommen gestaltete sich das Musizieren zwischen den Bläsern und dem Solisten. Doch auch in den Ecksätzen verhielt dieser sich tief in sich hinein gekehrt – anders das Orchester, das eher vorwärts drängte. In der zweiten Sinfonie in D-Dur, op. 36 von Ludwig van Beethoven, zeigten das Zürcher Kammerorchester und ihr hervorragender Dirigent Saraste Lebensfreude und Temperament, und auch hier kamen die Bläser nochmals dankbar zum Zug. In dieser Sinfonie ist ebenfalls ein Larghetto eingebettet, friedlich und gesanglich. Das Werk endet dann entfesselt, jubilierend – und das mit einem ansteckend freudigen Orchester.
Ein farbiges Rezital
Anders, sehr kontrastreich und mit temperamentvoller Spiellust, trat am Freitag der in Brasilien geborene Pianist Nelson Freire mit seinem vielseitigen Rezital von Bach bis Albéniz auf. Seine durch Alexandre Siloti, Ferruccio Busoni und Myra Hess arrangierten Bachstücke schritten feierlich einher. Im Präludium, gleich am Anfang, liess er eine unwahrscheinliche Fülle anschwellen – ein richtiger Orgeleffekt. Stark betont und doch so zart, betörte die wunderbare Motette «Jesu, meine Freude». Die Sätze in Robert Schumanns C-Dur-Fantasie, op. 17, sind vom Komponisten konkret untertitelt: «durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen – mässig, durchaus energisch – langsam getragen.» Und genau so spielte Freire, lebendig illustrierend, äusserst kontrastreich. Gegensätzliches dann auch bei Debussy. Nach «La Plus que lente» der wild-übermütige «Golliwog’s Cake-Walk» aus dem Children’s Corner. Freire ist ein virtuoser, äusserst musikalischer Erzählkünstler durch alle Stilrichtungen und Mentalitäten hindurch, ein Meister der Kontraste. Sein Rezital endete im spanischen Kulturkreis, mit Musik von Isaac Albéniz, in welchem der mit grösstem Applaus gefeierte Pianist auch in seiner ersten Zugabe verblieb. Als zweite ertönte, in atemberaubend virtuoser Technik und rasantem Tempo, der «Hochzeitstanz auf Troldhaugen» aus den lyrischen Stücken von Edvard Grieg. Und Nelson Freire offerierte gar noch ein drittes Stück. Der Abend klang mit einer Melodie aus «Orpheus und Euridike» von Christoph Willibald Gluck aus.