Gespeist wie Gott in Gstaad

  31.08.2018 Gstaad, Hotellerie / Gastronomie

Anlässlich des Abschieds von Sternekoch Urs Gschwend vom Le Grand Bellevue Gstaad zelebrierten drei Michelin-Sterne-Köche ein exklusives Gala-Dinner, das keine Wünsche offen liess. Neben Robert Speth und Urs Gschwend stand auch der prominente Neuzugang Marcus G. Lindner am Herd. Die drei Spitzenköche zauberten kulinarische Höhenflüge und entzückten ihre Gäste.

KEREM S. MAURER
Robert Speth, Urs Gschwend und Marcus G. Lindner bewiesen am vergangenen Montagabend im Le Grand Bellevue Gstaad, dass das Sprichwort «Viele Köche verderben den Brei» unter den richtigen Vorzeichen durchaus auch einmal im positiven Sinn abgeändert werden darf. Zu Ehren von Urs Gschwend, der die Küche des «Leonard\\'s» achteinhalb Jahre lang geführt und geprägt hat, kochte dieser zusammen mit seinem Nachfolger Marcus G. Lindner und Robert Speth ein Sechs-Gang-Menu, das es in sich hatte. Die Idee dabei war nicht, dass jeder Koch sein eigenes Süppchen kochte, sondern dass diese drei jeden Gang gemeinsam fertigten und zu dem machten, was er letztendlich war: ein Gaumen- und Augenschmaus sondergleichen. Wobei schon «in jedem Gang deutlich mehr Lindner drin war als Gschwend», betonte Gschwend lachend gegenüber dieser Zeitung. Begleitet wurde dieses Gala-Dinner von ausgewählten Weinen. «Zu Pasta muss man sich getrauen, einen Châteauneuf-du-Pape zu bringen!», sagte Basily Khoury-Knechtle vom «Maison Marque et Domaines SA», der für die Wahl der Weine verantwortlich zeichnete, als er seine Empfehlung zum Hauptgang (Gnocchi mit etwas Kakao im Teig, Steinpilzen, Langustinen-Tartar und Mais-Crumble) erläuterte. Warum? Weil Pasta kräftig, würzig und geschmacklich sehr stark sei. Dazu brauche es einen Wein, der mithalten könne, und der Châteauneuf-du-Pape «Haute Pierre» aus dem Jahr 2015 könne dies wie kaum ein anderer, zeigte sich Khoury-Knechtle überzeugt. Widersprochen hat ihm niemand. Ein musikalisches Duo, bestehend aus einem Gitarristen und einem Bassisten, umrahmte mit seinem Live-Smooth-Jazz dezent das Dinner, was hervorragend zum Ambiente im «Leonard\\'s» passte. Das Licht war gedämpft, diskret klapperte Besteck auf Porzellan und Weingläser stiessen klingend zusammen. Die Gesichter widerspiegelten reinen Genuss und manch einer probierte an diesem Abend wohl Speisen, die er sonst vielleicht so nicht bestellen würde. Das Dinner war äusserst vielseitig und reichte von Schweinebauch, der 36 Stunden schmorte, über Entenlebersorbet mit roter Beete und der Trilogie vom Kalb, Topinambur und Sommertrüffel bis hin zu Ananas-Carpaccio, Zitronen-Soufflé und Mignaridises. «Jeder Gang war ein Gedicht», flüsterte eine Dame glücklich, die den Abend sichtlich genossen hatte.

«Wir haben Grosses vor!»
Urs Gschwend zieht weiter nach Bern, wo er im «Clé de Berne» eine neue Herausforderung annehmen wird, wie er selber berichtete. Und der 57-jährige Marcus G. Lindner kommt – man könnte sagen, schon wieder – nach Gstaad. Laut dem Gourmetblog falstaff.ch kochte Lindner schon 2002 bis 2003 im Grand Hotel Park und von 2012 bis 2017 im The Alpina Gstaad. Am 17. August übernahm Lindner die gastronomischen Geschicke im Le Grand Bellevue und beendet damit die Sommersaison. Ab kommendem Dezember wird er im «Leonard\\'s» seine Kreationen präsentieren. Im Le Grand Bellevue freut man sich, mit Lindner einen weiteren ausgezeichneten Spitzenkoch für das Fünf-Sterne-Hotel gefunden zu haben, und man ist überzeugt, dass er «die führende Position Gstaads als Genussdestination bestärkt und deren gastronomische Landschaft bereichert», wie es in einer Mitteilung des Hauses heisst. Marcus G. Lindner lässt sich in eben genannter Mitteilung wie folgt zitieren: «Es ist mir eine Freude, mit Robert Speth und dem bestehenden Profiteam zusammen arbeiten zu dürfen, wir haben ab kommender Wintersaison gemeinsam Grosses vor!» Lindner wird wie in seinen früheren Wirkungsstätten auch im Le Grand Bellevue «schon immer Dagewesenes mit Neuem, Aussergewöhnlichem verbinden» und er will beweisen, dass «Tradition und Innovation Hand in Hand» gehen können.

Das Gala-Dinner vom Abend des 27. August steht diesbezüglich nicht nur für den gelungenen Abschied von Gschwend, sondern auch für einen verheissungsvollen Einstieg von Lindner und verspricht Grosses für die kulinarische Zukunft des kleinen, aber feinen Hotels. Ein Gast schwärmte am Ende des Dinners: «Wenn Liebe durch den Magen geht, habe ich mich heute frisch verliebt!»


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