Zufriedene Gäste als Erfolgsgaranten

  09.10.2018 Gstaad, Tourismus

Wie Ende September bekannt wurde, war die Destination Gstaad in diesem Sommer aus touristischer Sicht sehr erfolgreich. Im Interview erklärt Tourismusdirektor Sébastien Epiney, dass die positive Bilanz nicht allein vom guten Wetter ausging. Auch die Investitionen in Infrastrukturen und deren Verfügbarkeit machten die Region nicht nur für den Gast wieder attraktiver.

JENNY STERCHI

Die Gästezahlen des Sommers lagen gemessen an den Logiernächten deutlich höher als die des Vorjahres. Worin sehen Sie, Herr Epiney, die Ursache für diesen Anstieg?
Ich bin überzeugt, dass nicht nur eine Ursache zum Erfolg führt, sondern eine Kombination aus verschiedenen Elementen. Sicher hatten wir im vergangenen Sommer das Wetter auf unserer Seite. Da es überall in Europa sehr heiss war, boten wir als Bergregion Abkühlung. Das und der momentan günstige Stand des Frankens gegenüber anderen Währungen sind unbeeinflussbare Faktoren, die uns Gäste bringen. Mindestens genauso viel Einfluss haben jedoch die Investitionen in Infrastrukturen, die in unserer Region in der Vergangenheit realisiert wurden, sowie deren Verfügbarkeit.

Welche Infrastrukturen ziehen Ihrer Meinung nach so viel mehr Gäste an?
Ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Investition auf lange Sicht ist die Sanierung des Sportzentrums. Mit seinem erweiterten Angebot bietet es sowohl den Einheimischen als auch den Gästen eine attraktive Vielfalt. Die durchgehend höheren Besucherzahlen nach der Wiedereröffnung sprechen eine deutliche Sprache. Ergänzt durch Tagesgäste zum Beispiel aus dem Waadtland, Bulle oder dem Pays-d’Enhaut zieht es ein sehr breites Publikum an. Besitzer von Ferienwohnungen in der Region, die aufgrund der Kurtaxen-Pauschalen mit den Logiernächtezahlen nicht präzis erfasst werden können, nutzen ebenfalls dieses neue Angebot. Auch für die Hotellerie – nicht jedes Hotel verfügt über einen Wellnessbereich – bietet es einen Mehrwert. In diesem Bereich bestehen schon Kooperationen.

Inwieweit wirkten sich die Investitionen, die die BDG in den vergangenen Jahren getätigt hat, auf die hohen Gästezahlen des Sommers aus?
Wie ich eingangs erwähnte, halte ich auch die Verfügbarkeit der Infrastrukturen für einen entscheidenden Faktor. Die BDG hat in dieser Sommersaison die Bahnen früher als in der Vorjahren in Betrieb genommen und hält sie bis Ende Oktober offen. Die markant höheren Eintrittszahlen bei den Bergbahnen im Saanenland während des Sommers machen deutlich, dass die Investition in verlängerte Betriebszeiten durchaus Sinn macht. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass es im Vergleich zum letzten Jahr praktisch keine Reklamationen der Gäste gab. Wir möchten aber auch und in erster Linie als Skidestination wahrgenommen werden. Ich bin überzeugt, dass auch da die Verantwortlichen mit hohen Investitionen richtig gehandelt haben. Der Aufwand für eine Beschneiung, die heuer 70 Prozent der Pisten abdeckt und so den Wintersportbetrieb sicherstellt, hat sich in jedem Fall gelohnt. Und mit der Möglichkeit, in jedem Sektor blaue und rote Pisten anzubieten, können wir in Zukunft den entscheidenden Unterschied zu anderen Wintersportdestinationen machen.

Was ist daran so attraktiv?
Dass wir mit diesem Angebot ein breiteres Publikum aus den urbanen Zentren ansprechen können. Freeriding und steile schwarze Pisten gibt es in beinahe jedem Skigebiet. Aber die wenigsten derer, die im Jahr nicht mehr Ski fahren als in einer einzigen Ferienwoche, möchten sich mit diesem Gelände überfordern. Da kommt die Fahrt auf mässig steilen, aber breit vorbereiteten Pisten dem Anspruch an Genuss doch am nächsten.

Bewegt man sich so aber nicht wieder weg vom angestrebten Ganzjahrestourismus?
Unser Ziel ist es, die beiden Saisons pro Jahr von zweimal drei Monaten auf jeweils vier Monate, in denen wir eine gute touristische Performance abliefern, auszudehnen. Es braucht schon viel Zeit, diesen Schritt wirklich zu realisieren. Den Ganzjahrestourismus verstehe ich eher als Philosophie und in einer Bergdestination schwer umsetzbar. Aber wenn es uns gelingt, sowohl die Winter- als auch die Sommersaison dauerhaft verlängern zu können, sind wir auf einem guten Weg.

Andere Destinationen weisen gute Bilanzen durch die Masse an Touristen aus. Würde das nicht auch die touristischen Einnahmen im Saanenland sichern?
Im Tourismus steht Masse gegenüber Klasse. Natürlich sind Unternehmen wie die BDG oder Glacier 3000 auf hohe Gästezahlen angewiesen. Auch für die Hotels ist die Auslastung entscheidend für den Betrieb. Aber das Produkt, das wir als Destination verkaufen möchten, basiert eher auf Klasse. Da ist strategisches Handeln erforderlich. Wir bieten ein Top-Produkt an und werben seit jeher mit hoher Qualität. Und diesen Standard sollten wir und die Leistungsträger unbedingt aufrechterhalten. Wir streben nicht den Massentourismus an, wo Gäste Schnäppchen oder Preisrabatten nachjagen. Wir möchten sicher noch mehr Familien, Senioren und anspruchsvolle Individualreisende hierher in die Region locken. Aber diese Kundschaft muss auch bereit sein, für  ein hochwertiges Produkt einen gerechtfertigten Preis zu bezahlen. Das ist unsere Identifikation, unser Charakter. Man denke dabei zum Beispiel an die Ortsbilder, die sich dem Gast in den Dörfern des Saanenlandes bieten. Das ist unsere Chance, uns von den übrigen Destinationen zu unterscheiden. Wir wollen unseren Gästen einen Mehrwert bieten. Sie geben etwas mehr Geld in der Region aus, erwarten aber auch ein Maximum an Qualität und Erlebnissen. Diese Win-win-Situation führt letztendlich zu der anvisierten Wertschöpfung, die unsere Destination braucht.

Die Feriendestination Gstaad ist im Laufe des letzten Jahres auf Destination Gstaad reduziert worden. Welche Botschaft steckt dahinter?
Neben dem anspruchsvollen Feriengast bieten wir für Firmen und Unternehmen in den Hotels der Region perfekte Bedingungen und moderne Infrastrukturen für Firmenanlässe und Workshops an. Auch hier kann ein Unternehmen seinen Mitarbeitern das Besondere bieten und erlebnisorientierte Personalarbeit betreiben.

Aus welchen Nationen kamen eigentlich diesen Sommer Touristen ins Saanenland?
In diesem Sommer waren es vor allem die Schweizer Touristen, die für die sehr gute Auslastung in unserer Destination sorgten. Mit 62 Prozent lagen wir über dem Durchschnitt der Schweizer Tourismusdestinationen. Daneben hatten wir Gäste aus Amerika, Asien und dem europäischen sowie arabischen Raum. Wir sehen heute vor allem in den europäischen Märkten, die wir derzeit bearbeiten, noch Wachstumspotenzial.

Wie kann der Erfolg des vergangenen Sommers nun in den folgenden Saisons wiederholt werden?
Ich komme nochmals auf die Verfügbarkeit zurück. Wenn für den Gast jeden Tag der Saison das Angebot besteht, auf einen Berg im Saanenland zu kommen, ist ihm ein Erlebnis garantiert. Es ist nun an den Leistungsträgern der Region, diese neu geschaffenen Voraussetzungen zu nutzen. Mit diesem Gesamtpaket können wir die Gäste an die Destination binden und immer wieder neue hinzugewinnen. Moderne Infrastrukturen, tolle Gastfreundschaft und nicht zuletzt gewinnbringende Kooperationen zwischen den Leistungsträgern helfen, den Aufenthalt in der Destination Gstaad-Saanenland zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Ein so zufriedengestellter Gast wird wiederkommen und seine Zufriedenheit in persönlichen Gesprächen und in den sozialen Medien teilen. Und im besten Fall bringt er beim nächsten Mal Freunde mit. Zusammenfassend sind das die Faktoren für den touristischen Erfolg von heute und eben auch morgen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote