Für den Klimaschutz nach Bern

  22.01.2019 Natur, Politik, Schweiz

BERN Saaner Schüler gingen in Bern gegen den Klimawandel auf die Strasse. Sie mischten sich unter die rund 600 bis 800 Schüler, die vor dem Bundeshaus demonstrierten.

BLANCA BURRI
Der Klimawandel ist in aller Munde und doch geht es bei der Umsetzung von Klimaabkommen nur schleppend voran. Das veranlasst die Jugend in Deutschland und in der Schweiz, auf die Strasse zu gehen und der 16-jährigen Klimaschützerin Greta Thunberg nachzueifern. Die Schwedin schwänzte im vergangenen August erstmals die Schule, um vor dem Schwedischen Reichstag ihren «Schulstreik für das Klima» abzuhalten. Seit ihrer Rede an der UN-Klimakonferenz in Katowice zuhanden der Politiker erlangte sie internationale Aufmerksamkeit.

Auch Saaner in Bern
Auch in der Schweiz ist die Jugendbewegung angekommen. Die Schüler gehen seit Dezember auf die Strasse. Am vergangenen Freitag haben zwei Schü- ler aus dem Saanenland die Zugreise nach Bern angetreten: Liam Schild und Silas Matti. «Eine Schülerin aus Interlaken hat eine E-Mail versendet und darüber informiert, dass die Kundgebung stattfindet. Sie hat gefragt, ob auch jemand von Gstaad mitkommt.» Die zwei Jungs aus Lauenen und Gsteig haben sich dazu entschieden, um zu spüren, wie sich eine Demo anfühlt. «Es war interessant und spannend, ein Teil von etwas Grösserem zu sein», sagte Silas Matti. Sie selbst waren mit einer Gruppe von sieben Leuten unterwegs.

Forderungen
In der Schweiz sind die Klimastreiks von einer dezentralen Jugendbewegung getragen, welche sich über die sozialen Medien zusammengefunden hat. Ihre Forderungen: «Netto Null Treibhausgas-Emissionen im Inland bis 2030 ohne die Einplanung von Kompensations-Technologien» sowie die Ausrufung des Klimanotstandes: «Die offizielle Schweiz anerkennt die Klimakatastrophe als zu bewältigende Krise: Sie hat folglich auf die Krise zu reagieren und die Gesellschaft über diese Krise zu informieren.»

Im Kleinen für den Klimawandel
Die Forderungen gehen den beiden Jugendlichen aus dem Saanenland zu weit. Ihnen ist bewusst, dass sie selbst auf vieles verzichten müssten, wenn die Treibhausemissionen auf einen sehr tiefen Stand gesenkt werden würden. «Dann könnten wir nicht mehr mit dem Flugzeug verreisen, das ginge mir zu weit», sagt Silas Matti. Vielmehr wolle er sich im Alltag für den Klimaschutz stark machen. Zum Beispiel richtig entsorgen, damit die Verpackungen recycelt werden können. Auch sei es durch die schlechten Verbindungen des Öffentlichen Verkehrs schwierig, auf dem Land auf ein Auto zu verzichten. Deshalb werden die heute 15- und 17-Jährigen so bald wie möglich die Autoprüfung machen. Trotzdem nehmen sie sich viel vor: «Sollte ich einmal in einem städtischen Gebiet wohnen, werde ich nur nur den ÖV benutzen», meint Liam Schild. Silas Matti tendiert darauf, Qualitätsware zu kaufen, um der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken.

Die nächste Demo wird am 2. Februar stattfinden, jedoch ohne die beiden Gymnasiasten. «Es war toll dabeizusein, aber deshalb die Schule weiter schwänzen, finde ich nicht gut. Viel wichtiger ist es, selbst aktiv zu sein und durch Verhaltensänderungen zum Klimaschutz beizutragen», resümiert Liam Schild.

Einmalige Aktion unterstützt
«Ich habe grundsätzlich Freude daran, dass sich die Schüler eine Meinung bilden und diese an der Kundgebung auch äussern. Schliesslich geht es um ihre Zukunft», sagt Christoph Däpp, Schulleiter des Gymnasiums Interlaken Abteilung Gstaad. Das Gymnasium habe von der Aktion erfahren und die Schüler für diesen Tag dispensiert. «Aber natürlich gibt es kein regelmässiges Demonstrationsrecht. Sollte es zur Gewohnheit werden, gäbe dies wohl eine Einzelfallprüfung», meint Däpp.

Nachhaltigkeit ist Dauerthema
Christoph Däpp erklärt, dass die Nachhaltigkeit in jedem einzelnen Gymnasialfach ein Thema ist. «‹Die Bildung für nachhaltige Entwicklung› ist seit 2017 Inhalt des Lehrplans und Teil jedes Fachs.» Die Thematik Klimawandel werde zudem in den Fächern Geografie, Chemie und Biologie gesondert behandelt, um das Verständnis der Schülerinnen und Schüler zu fördern. «Am Ende des Schuljahres führen wir zusätzlich eine sogenannte Themenwoche mit Inhalt Nachhaltigkeit und somit auch Klimaschutz und Klimawandel durch.»


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