«Oratorio – A Child of Our Time» in der Kirche Saanen

  22.02.2019 Vorschau, Musik

«It is spring» – in dieser Hoffnung endet das Oratorium «A Child of Our Time» von Sir Michael Tippetts (1905, Hillingdon, bis 1998, London). Dieses Werk wird am Samstag, 23. Februar um 18.15 Uhr in der Kirche Saanen von 140 Chorsängern, Instrumentalisten und vier Solisten aufgeführt.

Der englische Komponist Tippett teilt das allgemeine Entsetzen, das durch die berüchtigte Kristallnacht vom 9. November 1938 verursacht wurde und bei der es zu einer Welle von Verhaftungen von Juden in Europa durch die Nazis kam. Er verspürt dabei das Bedürfnis, mit einer neuen und starken Komposition zu reagieren. Der Vorwand für diese schreckliche Nacht ist die Tat von Herschel Grynszpan, einem 17-jährigen jüdischen Jungen polnischer Herkunft, der durch die nationalsozialistische Verfolgung seiner Gemeinschaft und Familie verzweifelt einen deutschen Diplomaten am 7. November 1938 in Paris ermordet hat.

«A Child of our Time» wurde am 19. März 1944 in London uraufgeführt und erfreute sich sofort grosser Beliebtheit, insbesondere dank der fünf Spirituals, die das Werk kennzeichnen und der schwarzamerikanischen Kultur entlehnt sind. Sie sind eine Erinnerung an die Chöre in Bachs Oratorien.

Das Werk ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit der allgemeinen Stimmung der Beklommenheit und dem Zustand der Verfolgung jener Zeit, der zweite mit der Geschichte eines jungen Mannes, der versucht, durch Gewalt und die damit verbundenen katastrophalen Folgen Gerechtigkeit zu erlangen und der dritte gibt Anlass zu einer Reflexion über sich selbst in Form von Versöhnung: das Akzeptieren sowohl seines Anteils an Schatten als auch seines Anteils an Licht.

Was also bei kältestem Wetter beginnt, öffnet sich mit der Hoffnung: «It is spring.»

PD


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