Spitzenleistungen am legendären Run

  13.08.2019 Sport, Gstaad, Event

Für Christian Mathys aus Bülach verlief bei der 12. Ausgabe des Glacier 3000 Run alles nach Plan. Der 32-Jährige lief seinen Gegnern beim steilen Aufstieg davon und erreichte das Ziel auf 3000 Metern nach 26,2 Kilometern in nur zwei Stunden und 19 Minuten.

SARA TRAILOVIC
26,2 Kilometer und 2130 Meter Höhendifferenz. Kombiniert mit dem kontrastreichen Höhenprofil gehört der Glacier Run zu den anspruchsvollsten Bergläufen der Schweiz. Am vergangenen Samstag hat das Rennen bereits zum zwölften Mal stattgefunden. Die 1030 Anmeldungen zeigten die ungebrochene Beliebtheit des Events auf.

Beim Start des Hauptrennens um 10 Uhr neben dem Eisbahnareal in Gstaad sah es ganz danach aus, als ob der Wettkampf von Regen begleitet werden würde. Doch nur eine halbe Stunde später lichteten sich die Wolken und der Rest des Rennens konnte bei stimmungsvollem Licht-Schatten-Spiel stattfinden.

Mathys lief der Konkurrenz davon
Nachdem in den vergangenen Jahren immer auch ausländische Läufer die Spitzenplätze belegten, war das Podest am letztes Wochenende von drei Schweizern belegt. Bereits im flachen Streckenabschnitt kristallisierte sich heraus, welche Sportler in Topform waren. So bildete sich die Spitze bei der Moosfangbrücke in Grund b. Gstaad aus den folgenden Läufern: Christian Mathys (Bülach), Francis Maina Njoroge (Kenia), Mekonen Tefera (Herrenschwanden).

Das gleiche Bild zeigte sich nach elf zurückgelegten Kilometern in Gsteig. Doch erst danach zeigte sich, wer wirklich in Topform und dem steilen Anstieg zum Glacier 3000 gewachsen war. Mathys liess seine Gegner schnell zurück. «Wie bist du so schnell da hochgekommen?», fragte eine Läuferin den Sieger im Zielraum. Eine berechtigte Frage. Mit einer Schlusszeit von zwei Stunden und 19 Minuten, ganze siebeneinhalb Minuten vor dem Zweitplatzierten, schloss er das Rennen ab – gleich viel Zeit wie zwischen dem zweit- und fünfplatzierten Läufer.

Mathys baute vor allem im Streckenabschnitt von der Talstation Reusch (1350 m ü.M.) bis zum Glacier 3000 (2950 m ü.M) einen grossen Vorsprung auf. Wie er später gegenüber dieser Zeitung sagte, habe er sich für dieses Jahr einer bestimmten Strategie verschrieben. «Als ich 2012 das erste Mal am Glacier Run mitmachte, fehlte mir die Kraft für den Aufstieg, weil ich im flachen Teil bereits zu viel Power reingesteckt hatte. Heute war ich im flachen Teil eher gemütlich unterwegs, dafür konnte ich in der Steigung voll Gas geben und Zeit gutmachen.»

Schritt für Schritt zur Goldmedaille
Nach den zweit- und drittplatzierten Mekonen Tefera und Ralf Birchmeier (Buchs SG) überschritt Petra Eggenschwiler als erste Frau die Ziellinie. Die 31-Jährige aus Langendorf (SO) bestritt bereits ihren dritten Lauf am Glacier 3000. 2017 erhielt sie die Bronzemedaille, ein Jahr später stieg sie noch eine Stufe höher auf dem Siegertreppchen und in der diesjährigen Ausgabe beendete sie das Rennen als schnellste Frau mit einer Zeit von zwei Stunden und 51 Minuten und fast acht Minuten Vorsprung auf die zweitplatzierte Melina Frei vom TV Oerlikon.

Einheimische mit Topresultaten
Auch Einheimische triumphierten auf dem 26,2 Kilometer langen Run. So holten sich Josua Bieler und Stefanie Herrmann aus dem Saanenland im Staffelrennen als Team «Smile when it’s steil» die Bronzemedaille. Helmut Perreten schaffte es mit einer Laufzeit von zwei Stunden 49 Minuten in der Kategorie Männer M40 auf den dritten Platz, im Gesamtklassement auf den fantastischen 17. Rang. Perreten war in den ersten fünf Austragungen des Glacier 3000 Run als Renndirektor tätig. Auf die Frage, ob er lieber organisiere oder teilnehme, antwortete der 44-Jährige: «Beides ist cool. Aber ich glaube, schlussendlich laufe ich lieber und geniesse.» Er wisse nämlich, wie hektisch es im Organisationskomitee zu und her gehe.

Die Zaubertruppe
Gut gibt es jedes Jahr zirka 200 Helfende, welche diese Hektik freiwillig in Kauf nehmen. «Die grösste Belohnung für jeden Helfer besteht darin, die erschöpften, aber wahnsinnig stolzen Läufer die Ziellinie passieren zu sehen», schreibt Glacier 3000 in einer Medienmitteilung. Darin kommt auch Steffen Nischan zu Wort. Er ist seit der vierten Ausgabe des Laufs Teil der «Zaubertruppe». Angefangen als Helfer, dann Zielchef, ist er heute Personalleiter. Sein Job besteht darin, jedes Jahr die richtige Person für die richtige Stelle zu finden. Allen gemeinsam ist die Leidenschaft für den Lauf. «Jeder Freiwillige muss sich darüber im Klaren sein, dass wir in grosser Höhe arbeiten. Der Lauf ist kein harmloser Spaziergang und besonders die Strecke von Cabane zum Gletscher kann sehr herausfordernd sein», so Steffen.

Zusätzlich zu denjenigen, die direkt für den Lauf arbeiten, gibt es eine-Mannschaft, die sich um die Verkehrsführung kümmert, Sanitäter, Fotografen, Massage-Teams, Sprecher und das Glacier-3000-Run-Team. Insgesamt geben 300 Menschen ihr Bestes für eine grossartige Veranstaltung und das bei jedem Wetter, wie sie auch dieses Jahr wieder unter Beweis stellen mussten.

Spannende Bedingungen
Die starken Regenfälle im Vorfeld des Rennens verlangten höchste Konzentration und Streckenabsicherung. Damit niemand das glatte Eisfeld auf dem Gletscher passieren musste, wurde die Route leicht angepasst. Am Renntag selbst spielte das Wetter aber mit. Der Regen versiegte kurz nach dem Start, und die Temperaturen blieben im Vergleich zur grossen Hitze vom letzten Jahr angenehm kühl. Die Strecke blieb aber rutschig, was die Sportler/innen forderte.

Doch das Wetter machte sich auch bei den Anmeldungen kurz vor dem Rennen bemerkbar. Bernhard Tschannen, Geschäftsführer des Glacier 3000, teilte auf Anfrage mit, dass aufgrund des mässigen Wetterberichtes nicht so viele Nachanmeldungen eingegangen seien wie erhofft. Trotzdem rannten und walkten schliesslich gegen 1000 Läufer und Läuferinnen bei spannenden Wetterbedingungen von Gstaad auf den Glacier 3000.

Rangisten unter https://www.datasport.com/ live/ranking/?racenr=21434

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y4szmtkw


Fünf Fragen an den Sieger und die Siegerin

INTERVIEW: SARA TRAILOVIC

Was motiviert Sie für diese Höchstleistungen?
Petra Eggenschwiler:
Die Hammerstrecke! Ich liebe Bergläufe im Allgemeinen, es ist einfach immer extrem spektakulär.
Christian Mathys: Gute Resulate erzielen, schöne Bergläufe laufen und dabei die Natur geniessen. Ich bin momentan in einer sehr guten Form, die Ausdauer kommt eben mit dem Alter.

Wie oft waren Sie schon am Glacier 3000 Run dabei?
PE:
Ich war die letzten zwei Jahre schon dabei. Dieses Jahr haben mein Freund und zwei Kollegen das erste Mal teilgenommen.
CM: Ich habe 2012 schon einmal mitgemacht. Danach habe ich mich auf andere Ziele konzentriert, zum Beispiel eher flächere Marathons, kürzere Bergläufe und Trailrunning. Jetzt, sieben Jahre später, habe ich gemerkt, dass ich genug stark bin, um hier eine gute Zeit zu laufen.

Wie haben Sie sich auf das Rennen vorbereitet?
PE:
Für den Glacier Run habe ich mich nicht speziell vorbereitet, weil ich momentan für einen ähnlichen Wettkampf trainiere, den Inferno-Triathlon. Dafür fahre ich viel Velo (auch zur Arbeit) und renne Berge hoch.
CM: Ich bin Langstreckenpilot bei der Swiss, da muss ich schauen, dass ich in allen möglichen Destinationen trainiere – ich habe meine Sportausrüstung immer dabei. Es würde niemals reichen, wenn ich mich nur zu Hause vorbereiten würde. Die verschiedenen Gelände überall auf der Welt sind natürlich auch eine Chance. Vor zwei Wochen war ich zum Beispiel am Fuji Mountain Race. Eigentlich wäre das ein Halbmarathon mit 3000 Metern Steigung, doch wegen dem schlechten Wetter wurde die ursprüngliche Strecke von 21 Kilometern und 3000 Metern Steigung um die Hälfte gekürzt. Ich habe dann für mich trotzdem die ganze Route gemacht (lacht).

Wie verpflegen Sie sich vor dem Rennen?
PE:
Ich esse einfach richtig Zmorge – Brot und Müesli und vor dem Start noch eine Banane. Während dem Rennen habe ich nichts gegessen. Ein paar Schlucke Wasser und dann ists gut.
CM: Ich esse am Tag vor dem Rennen viele Kohlenhydrate. 15 Stunden vor dem Start höre ich auf, sodass die ganze Energie in den Muskeln gespeichert wird und mir nichts mehr im Magen liegt. Heute habe ich ganz kurz vor dem Start noch ein Gel genommen und während dem Rennen bei jeder Verpflegungsstation ein, zwei Becher getrunken.

Was macht den Glacier 3000 Run speziell für Sie?
PE:
Die schöne Geologie – ich bin Geologin (lacht). Und es ist eine sehr abwechslungsreiche Strecke, das passt mir.
CM: Mir gefällt das Höhenprofil, man muss sich sehr gut einteilen. 16 Kilometer ist das Gelände flach und wellig, danach stehst du sozusagen vor einer Wand.

 


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