Lehrer freuen sich auf die Schüler

  08.05.2020 Saanen, Bildung, Coronavirus

Nach acht Wochen dürfen die Schüler am kommenden Montag erstmals wieder zur Schule gehen. Wie die BAG-Massnahmen umgesetzt werden, erklärt der Hauptschulleiter von Saanen, Martin Stähli.

BLANCA BURRI
Im Kanton Bern erfolgt der Wiedereinstig in die Schule gestaffelt. Konkret werden die Schüler am kommenden Montag und Dienstag in Halbklassen unterrichtet. «Die Lehrer werden mit den Kindern noch einmal die Verhaltensregeln und die Hygienemassnahmen thematisieren.» Gemäss Leitfaden des Kantons Bern sollen die Primarschülerinnen und -schüler, also die jüngeren Kinder, sich möglichst frei bewegen können, aber die Hygienemassnahmen jederzeit umsetzen. «Zum Beispiel müssen sie die Hände waschen, wenn sie das Schulzimmer betreten», sagt der Gesamtschulleiter von Saanen, Martin Stähli. In der Oberstufe sind die Massnahmen fast so streng wie für Erwachsene: keine Begrüssungsrituale, keine Berührungen oder Umarmungen, gestaffelte grossen Pausen in Sektoren, die kleinen Pausen nur im Schulzimmer, Toilettengänge wenn immer möglich alleine, Turnen ohne Körperkontakt, keine Durchmischung der Klassen und so weiter.

Schulweg selbständig meistern
Die Tagesschulen werden ebenfalls ab kommendem Montag wieder geöffnet. «Es gab nur zwei Gruppen in der Gemeinde Saanen mit insgesamt zehn Kindern, die betreut werden mussten», so Stähli. In den Schulferien sei das Angebot nicht genutzt worden.

Die Schülertransporte mit Postautos und Schultaxis werden auch wieder angeboten. «Die Platzverhältnisse auf diesen Schülertransporten werden zum Teil sehr eng sein, auch deshalb empfehlen wir allen Schülerinnen und Schülern, den Schulweg möglichst selbständig zurückzulegen», heisst es im Elternbrief. Die Schulleitung bittet die Kinder von Saanen und Gstaad nicht den Bus zu nehmen, sondern mit Velo oder zu Fuss zur Schule zu gehen, um die Postautos nicht zu überfüllen.

Die Eltern, welche ihre Kinder noch begleiten müssen, sollen sie vor dem Schulareal verabschieden. Eltern, welche ihre Kinder unbedingt mit dem Auto zur Schule bringen müssen, werden aufgefordert, während des Ausund Einsteigens der Kinder im Fahrzeug sitzen zu bleiben. Dies, weil die Schulleitung damit Ansammlungen von Erwachsenen verhindern will.

Schule ist kein Spielplatz
Ausserhalb der Schulzeit dürfen sich die Kinder bis auf Weiteres nicht auf der Schulanlage aufhalten und die Schul- und Sportanlagen bleiben ausserhalb der Unterrichtszeiten weiterhin geschlossen. Auch hier geht es darum, mögliche Ansteckungen durch das Coronavirus einzudämmen.

Ein langer Weg zurück
Die Elterninformation ist auffällig klar und bestimmt formuliert. Zwar freuen sich viele Schüler/innen und auch die Lehrerinnen und Lehrer auf die Rückkehr zur Schule. «Die Pandemie ist aber noch lange nicht überwunden, weshalb es noch eine Weile anders ist, als vor der Krise», begründet Stähli. Nicht alle vom Bund empfohlenen Massnahmen können umgesetzt werden. Die Zwei-Meter-Abstandsregel im Schulzimmer kann beispielsweise im Oberstufenzentrum nicht umgesetzt werden. Deshalb setzt die Schule andere Akzente: konsequente Umsetzung der Hygienemassnahmen, kein Durchmischen der Klassen und das Vermeiden von Ansammlungen an neuralgischen Punkten zu Stosszeiten.

Schüler und Lehrpersonen der Risikogruppe
Schülerinnen oder Schüler, die den Präsenzunterricht nicht besuchen wollen, weil sie zu den besonders gefährdeten Personen gehören, bleiben zu Hause. Bisher gab es in der Gemeinde Saanen zwar eine Anfrage, aber noch keinen konkreten Fall. «Natürlich können betroffene Kinder ihre Lehrmittel zu Hause behalten und selbständig daran arbeiten, wir bieten aber keinen Fernunterricht mehr an, dafür reicht die Kapazität nicht», sagt Martin Stähli.

Bisher haben auch alle Lehrer zugesagt, die Schüler unterrichten zu wollen, auch wenn es Lehrer gebe, die zur Risikogruppe gehören. Einerseits ist Martin Stähli froh, ziehen alle an einem Strang, er macht sich aber auch Sorgen um sie. Er hofft inständig, dass alle – Schülerinnen und Schüler wie Lehrpersonen – gesund bleiben.

KUW findet wieder statt
Auch die kirchliche Unterweisung darf wieder aufgenommen werden. Bisher gab es diesbezüglich nur wenige Ausfälle, wie Katechet Daniel Burri informiert. «Die meisten Unterweisungen fanden im Winterhalbjahr statt und konnten vor der Corona-Krise ganz oder teilweise durchgeführt werden. Auch drei von vier Konflagern haben stattgefunden. Die Konfirmationsfeiern werden voraussichtlich auf den Herbst verschoben, darüber werde zu gegebener Zeit informiert. Trotz Lockerungen können nicht alle geplanten Aktivitäten stattfinden. In der Oberstufe findet die KUW in Form von Wahlangeboten statt. Jene, die an einen Ausflug gebunden sind, wurden abgesagt, andere verkürzt im Kirchgemeindehaus durchgeführt. Die beiden Unterrichtseinheiten der 6. Klasse werden verkürzt im Kirchgemeindehaus stattfinden. Die Hygienevorkehrungen werden im KUW analog den Schulen umgesetzt. «Schulklassen dürfen im Moment nicht reisen, weshalb wir keine Alternativen haben.» Ein Trostpflaster gibt es für die Kinder aber: Die Kurse gelten trotzdem als besucht.

Maturafeier findet statt
Bekanntlich können die Gymnasiasten erst ab 8. Juni wieder zur Schule gehen. Bis dahin wird der Fernunterricht weitergeführt. Im Gegensatz zur Primarschule und der Sekundarstufe 1 findet dieser im Gymnasium in Gstaad im Rahmen des Stundenplanes statt. Das heisst, der Unterricht beginnt für alle Schülerinnen und Schüler nach Stundenplan zur selben Zeit. Per Videokonferenz sind die Schüler mit der Lehrperson verbunden. Die Lektionen finden in einem guten Mix aus effektivem Unterricht via Videokonferenz und Unterricht via Einzel- oder Teamaufträge statt, die sie ebenfalls per Videochat lösen. «Die Schülerinnen und Schüler haben bei unserer Umfrage vor den Frühlingsferien angegeben, dass sie unter den aktuellen Corona-Bedingungen mit dieser Unterrichtsform sehr zufrieden sind», sagt Christoph Däpp, Schulleiter des Gymnasiums in Gstaad. In den meisten Fächern zeigten sich die Schüler sehr engagiert, ergänzt er. Er gibt zu bedenken: «Aber wie allen anderen fehlt auch uns der soziale Kontakt.»

Wie Christine Häslers Bildungs- und Kulturdirektion bekannt gegeben hat, gibt es dieses Jahr keine Maturaprüfung – weder schriftliche noch mündliche. Bestanden haben die Schülerinnen und Schüler, die bei den Zeugnisnoten die erforderlichen Notenschnitte erreicht haben. «Für alle, die ungenügende Noten haben, gibt es eine Maturitätsprüfung.» Diese wird strikt nach den Hygienevorschriften durchgeführt. Weil aufgrund der eigentlichen Matura der Unterricht für die letzte Klasse Ende Mai endet, wird ihnen im Juni vom Gymnasium zusätzlicher Unterricht angeboten, der sie trotz Wegfall der Maturprüfungen optimal auf den Start an den Hochschulen vorbereitet.

«Damit wir die Schüler noch einmal sehen vor den grossen Ferien, werden wir Klassenlehrer den Schülern die Zeugnisse persönlich übergeben», so Christoph Däpp. Das Gymnasium plant auch für die Maturafeier verschiedene Szenarien. Egal, welches zur Anwendung kommt, sie wird am 30. Juni durchgeführt.


DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

– Am 11. und 12. Mai findet der Unterricht in Halbklassen statt.
– Besonders gefährdete Lehrpersonen und Kinder arbeiten und lernen von zu Hause aus.
– Aktivitäten mit Körperkontakt zwischen Kindern und Jugendlichen werden vermieden.
– Lehrpersonen untereinander und Schüler/innen halten einen Mindestabstand von zwei Metern ein.
– Zwischenmahlzeiten dürfen unter den Schülerinnen und Schülern nicht ausgetauscht werden.
– Für die Mahlzeitenabgabe in einzelnen Schulen werden besondere Vorkehrungen getroffen.
– Schülerinnen und Schüler, welche unter irgendwelchen Krankheitssymptomen leiden, bleiben zu Hause.
– Sollte eine Covid-19-Infektion nachgewiesen werden, informieren die Eltern umgehend die Schulleitung!

 


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