Gesetzlich nicht verboten, aber doch nicht erlaubt!

  21.08.2020 Region, Natur

Wildcampen gilt als sehr naturverbunden. Ist es aber in der Schweiz, somit also auch im Saanenland, erlaubt oder verboten? Hat es aufgrund der Schliessungen der Campingplätze bis am 6. Juni oder zum jetzigen Zeitpunkt Probleme mit Wildcampen gegeben? Entdecken die Schweizer wieder vermehrt das Campingleben?

ERICH KÄSER
Wildcampen ist in der Schweiz nicht per allgemein gültigem Gesetz verboten – was aber nicht heisst, dass es somit generell erlaubt ist. Die gesetzlichen Bestimmungen über das Wildcampen oder das freie Übernachten im Camper oder Zelt ausserhalb von offiziellen Campingplätzen werden in der Schweiz kantonal, meistens aber auf Gemeindeebene oder vom Grundeigentümer geregelt. Daher kann die Frage nicht abschliessend mit Ja oder Nein beantwortet werden.

Gsteig: Arnensee
Neuralgische Orte wie der Arnensee waren oder sind vermehrt von Wildcampern aufgesucht worden. Paul Reichenbach, Gemeindeschreiber der Gemeinde Gsteig, erklärt es so: «Wir haben fast damit gerechnet, dass es vor allem am Arnensee vorkommen könnte und sind entsprechend vorbereitet. In der ganzen Gemeinde Gsteig herrscht, ausser auf den offiziellen Plätzen Heiti und dem Alp-Camping Stuedeli beim Arnensee, Campingverbot. Diese Regel wurde leider am Arnensee zu oft verletzt und die Gemeinde musste einschreiten. Verstösse werden jetzt mit 200 Franken Busse geahndet. Wir hoffen, mit dieser Massnahme eine gewisse Abschreckung zu erreichen. Einige Bussen sind schon ausgesprochen worden.»

Lauenen: Lauenensee
Hansueli Perreten, Gemeindeverwalter von Lauenen, erläutert: «Im Naturschutzgebiet Rohr/Lauenensee ist wildes Campen vorgekommen, jedoch bevor die Campingplätze schweizweit geschlossen wurden. Seit deren Wiedereröffnung am 6. Juni hat es keine nennenswerten Fälle mehr gegeben. Sorglose, die dennoch versuchen, inoffiziell in der Natur zu übernachten müssen mit einer Verzeigung rechnen, auf dem Parkplatz beim Lauenensee haben wir zusätzlich Verbotsschilder angebracht.»

Gemeinde Saanen
Andreas Zoppas, Fachleiter Sicherheit, definiert: «Kleinere Probleme gab es in Abländschen entlang einer Privatstrasse, wo sich Camper niederliessen. Im Gespräch zwischen Eigentümern und den Betroffenen konnte das Thema friedlich beigelegt werden. Gelegentlich gingen Anfragen bei der Gemeinde ein, wo ausserhalb der geschlossenen Campingplätze übernachtet werden könne. Namhafte Probleme sind nicht bekannt.»

Gstaad Saanenland Tourismus
Gemäss der Auskunft von Tourismusdirektor Flurin Riedi sind keine Reklamationen über das Wildcampen bei Gstaad Saanenland Tourismus hinterlegt worden. Wenn Anfragen eingegangen sind, verwies man die Gäste jeweils auf das Reglement der entsprechenden Gemeinden. Natürlich werde die Lage laufend aufmerksam beobachtet, um rechtzeitig einschreiten zu können.

Camping Saanen beim Kappeli
«Freie Plätze nur auf Anfrage», steht an der Tür zur Rezeption des Campings Saanen. Dies sagt eigentlich schon genug … Bettina Schopfer ist mit der Auslastung des Platzes sehr zufrieden. Sie habe festgestellt, dass, als die Plätze noch geschlossen waren, die Leute ab Mitte Juni den Drang nach Freiheit suchten und trotz Verbot versuchten, auf dem Platz zu campieren. «Die Gäste der Jahresstellplätze sind sehr selbstverantwortlich und bleiben schon fast automatisch auf Distanz mit den anderen Campern.» Die Touristenplätze sind, um Probleme zu vermeiden, sauber abparzelliert. Bei den Waschplätzen und Duschen wird sehr restriktiv auf die Hygiene und das Distanzhalten hingewiesen. Besucher, die sich zu den Campinggästen gesellen, müssen sich anmelden und in einer Liste eintragen lassen.» Schade findet Bettina Schopfer, dass das gemütliche Zusammensein beim behaglichen Grillplatz aufgrund der aktuellen Situation leider nicht mehr so oft vorkommt.

Camping Bellerive
«Der Campingplatz ist vor allem sehr gut besetzt, wenn Grossanlässe in Gstaad stattfinden», erklärt Bethli Kohli. Als der Platz geschlossen war, war man sehr froh über die gebuchten Jahresstellplätze. Mit der jetzigen Belegung – 80 Prozent der Gäste sind aus der Schweiz – ist Bethli Kohli zufrieden. Die als Weitwanderweg bekannte Via Alpina 1, welche auf dem Weg von Sargans nach Montreux auch an Gstaad vorbeiführt, bringt ebenfalls gute Gäste. Für spontane Ankömmlinge hat es immer einen bis zwei freie Stellplätze.

Alp-Camping Stuedeli am Arnensee
Das Selfsevice-System beim fünf bis acht Stellplätze umfassenden Campingplatz funktioniert sehr gut, erklärt Martin Perreten. Die Bezahlung und das Ausfüllen der Formulare werden von den Gästen akzeptiert, es zeigen sich keine Probleme. Dass unerlaubt auf seinem Platz übernachtet wurde, habe er nicht festgestellt. Zumal auch die Gemeinde Gsteig die nötigen Schritte unternommen habe.

Bergcamping Heiti
Als der Bergcamping noch geschlossen war, hat René Mathez Camper wegweisen müssen. Die 14 Stellplätze des «Passantencampings» sind jetzt – im Gegensatz zu früher – zu 90 Prozent mit Schweizern belegt. Er weiss, dass viele Schweizer einen Camper gemietet haben, um nach Italien oder Spanien zu fahren, nun aber auf ihrer Schweizer Reise einen Halt beim Heiti einlegen, um diverse Wanderungen zu absolvieren. Seine Gäste bleiben in der Regel nur eine bis zwei Nächte, Schweizer verbringen auch mal drei Nächte. Der Zeltplatz ist fast unbenützt, vor der Corona-Krise frequentierten Gruppen den Zeltplatz.
Quellen: Wikipedia, Schweizer Alpen-Club SAC


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote