Rumänien-Hilfe weckt Emotionen

  11.09.2020 Saanen, Kirche

Die ordentliche Kirchgemeindeversammung der Reformierten Kirchgemeinde Saanen-Gsteig war geprägt von emotionalen Plädoyers für eine Fortführung der Rumänien-Hilfe in der bestehenden Form. Daher wurde in einem Zusatzantrag über das sensible Thema abgestimmt.

SONJA WOLF
Eigentlich hatte der Kirchgemeinderat vorgehabt, an der Kirchgemeindeversammlung unter Traktandum 3 die Aufhebung eines Beitragsbeschlusses zu beantragen: 8000 Franken Unterstützungsgelder waren seit dem Beschluss vom 9. Dezember 2012 jährlich an die Partnergemeinden Sepröd und St. Imre in Rumänien geflossen. 5000 Franken davon gingen jeweils an die dortige Spitex, 3000 Franken an den Förderverein. Allerdings war es laut Präsidentin Monika Steiner zu Unregelmässigkeiten gekommen. Der vereinbarte jährliche Abrechnungsbericht sei mehrfach nicht fristgerecht eingetroffen. «Wenn uns der Bericht fehlt, kann das Geld nicht gesprochen werden, es ist dann gesperrt.», erklärte Vizepräsident Jann Reichenbach. Auch habe eine gültige Kontoverbindung gefehlt, die mühsam herausgefunden werden musste, und der Pfarrer als wichtigste Ansprechperson vor Ort habe gewechselt.

Der Kirchgemeinderat sei daher zu dem Schluss gekommen, die Gelder fortan dem Verein Vepass (Verein Partnerschaft Saanen-Siebenbürgen) mit Sitz in Saanen zukommen zu lassen. Diesem werde empfohlen, einen Teil der Mittel weiterhin für das Projekt «Spitex» einzusetzen. «Dank der Kontaktpersonen bei Vepass wissen wir dann gezielter, wohin das Geld geht», so die Präsidentin.

Emotionale Plädoyers von Gemeindemitgliedern
Mehrere Gemeindemitglieder, die teilweise bereits auf Reisen in die rumänische Partnergemeinden mit dabei waren oder lange im Vorstand des Fördervereins mitarbeiteten, verteidigten daraufhin vehement das bisherige Fördermodell. So erklärten sie beispielsweise, dass der ehemalige Pfarrer aufgrund von gesundheitlichen Problemen die Berichte teilweise nicht fristgerecht zuschicken konnte. Der Pfarrer habe zwar gewechselt, aber der alte Pfarrer wohne als Ansprechperson immer noch im Dorf. «Die Spitex und der Förderverein funktionieren sehr gut und würden ohne die regelmässige Unterstützung nicht fortbestehen können», so ein Gemeindemitglied. Die Projekte des Vereins Vepass seien laut einer anderen Stimme zwar gut durchdacht, aber die Spitex stehe in der Bevölkerungsakzeptanz an höherer Stelle als manch anderes Vepass-Projekt.

Zusatzantrag bringt den Kompromiss
Was also tun? Aus den Reihen der 26 anwesenenden Stimmberechtigten kam derart vehement der Wunsch nach Unterstützung in der bisherigen Form – dem Kirchgemeinderat hingegen war wichtig, den Verein Vepass als zuverlässigen Ansprechpartner ins Boot holen. So formulierte die ehemalige Präsidentin der Reformierten Kirchgemeinde, Brigitte Zahnd, aus den Reihen der Mitglieder spontan einen Zusatzantrag: Der fixe Betrag von 8000 Franken solle zwar fortan an Vepass überwiesen werden, aber mit der eingeforderten Garantie, dass nach wie vor 5000 Franken an die Spitex und 3000 Franken an den Förderverein gehen. Dieser spontan an der Versammlung gestellte Antrag wurde mit 25 von 26 Stimmen angenommen.

Wahl von Jann Reichenbach als Bezirksdelegierter
Alle anderen Traktanden der ordentlichen Kirchgemeindeversammlung wurden rasch abgehandelt und Abstimmungspunkte jeweils einstimmig angenommen. So wurde Jann Reichenbach als Delegierter des Bezirks Obersimmental-Saanen auf den 1. Januar 2021 gewählt. Er wird Ende Jahr aus dem Kirchgemeinderat ausscheiden. Um aber weiterhin als Präsident für den Kirchlichen Bezirk tätig sein zu können, musste er vorgängig von der Versammlung als Delegierter des Bezirkes gewählt werden.

Korrektur in der Jahresrechnung
Der finanzielle Überblick durfte natürlich auch nicht fehlen. Finanzverwalter Philipp Brand präsentierte in der Jahresrechnung einen Gewinn von 29.273,61 Franken. Zu erwähnen ist eine grössere Korrektur, die vorgenommen werden musste: Die landwirtschaftliche Liegenschaft Pfrundmatte war vor über 20 Jahren mit einem viel zu hohen Buchwert veranschlagt worden, der nun aufgrund der neuen amtlichen Bewertung auf den tatsächlichen Marktwert angepasst werden musste. Es handelt sich um eine Korrektur von 310’985.25 Franken.

Leider ohne Umarmung
Mit einem weinenden Auge, einem Blumenstrauss, aber «leider ohne Umarmung» nahm Monika Steiner von Elsbeth Bach Abschied, die seit 2013 als KUW-Mitarbeiterin tätig war und den Kindern wunderbare Geschichten erzählen konnte.

Herbstliche Frühjahrsversammlung
Die Versammlung vom vergangenen Dienstag in der Kirche von Saanen zählte übrigens als ordentliche Frühjahrsversammlung, die wegen der Corona-Pandemie hatte verschoben werden müssen. Die ordentliche Herbstversammlung wird regulär am 13. Dezember 2020 in Saanen stattfinden.


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