Was steckt dahinter?

  18.12.2020 Interview, Nachbarschaft

Das globale Projekt wird von Château-dOex aufgezogen und koordiniert. Was ist der Hintergrund?

Esther Mottier, weshalb braucht es «Wonder Live» gerade jetzt?
Die Atmosphäre ist in unserer Gesellschaft aufgrund aller aktuellen Probleme relativ kalt: Es gibt sehr viel Distanz und Sorgen. Ausserdem herrscht eine grosse Skepsis und viele Menschen trauen sich in Bezug auf das Coronavirus nicht mehr, ihre Meinung mitzuteilen. Die Menschen sind müde, entmutigt, auch verzweifelt. Wir von «Votre Cercle de Vie» möchten einen Gegenpol dazu bieten und dazu animieren, wieder zur Herzenssprache zu finden. Hierzu eignen sich Kunst und Musik am besten, da sie diese Sprache sprechen und jeden erreichen. Sie sind Seelennahrung. Jetzt, wo wir auch in der Weihnachtszeit auf vieles verzichten müssen, möchten wir so viele Menschen wie möglich einbeziehen und miteinander verbinden. Durch einen Livestream wird das möglich: Obwohl man nicht in physischem Kontakt steht, wird die Herzensenergie übermittelt.

Weshalb stehen Kinder in diesem Projekt so stark im Zentrum?
Im Moment braucht es sehr viel Kraft, trotz allem eine positive Lebenseinstellung zu pflegen. Deshalb Kinder, darin sind sie Profis. Reine Lebensfreude ist entweder Kindheit oder Musik – genau deshalb haben mein Mann und ich beschlossen, diese beiden Elemente zu verbinden. So haben wir uns weltweit auf die Suche nach Stiftungen und Schulen gemacht, welche diese Idee den dortigen Kindern weitergeben können. Innerhalb von nur 24 Stunden ist «Wonder Live» zustande gekommen, so schnell bekamen wir Zusagen. Entscheidend war dabei, dass das Ganze unkompliziert ist: Kinder wurden dazu eingeladen, einfach kreativ zu werden mit dem, was sie haben und damit ihre positive Vision der Welt darzustellen. Ganz schön ist dabei, dass jede kleine Künstlerin und jeder kleine Künstler weiss, dass noch andere Kinder der ganzen Welt dasselbe tun. Das verbindet und zeigt ihnen, dass sie wichtig sind, gemeinsam etwas bewirken können.

Wie haben Sie die Musik für zwölf Stunden Livestream organisiert?
Wir haben mit jedem Künstler einzeln einen kleinen Auftritt ins Leben gerufen und dies so koordiniert, dass nie zu viele Menschen auf einmal anwesend waren. Die Konzerte haben wir dann professionell aufgezeichnet – sowohl als Video als auch als Tondatei. Insgesamt haben so über zehn Tage 20 Kleinkonzerte stattgefunden mit rund 45 Musikerinnen und Musikern. Übrigens haben wir dabei auf einen bunten Musikmix Wert gelegt: Von Alphorn über Punk Rock und Operngesang bis zu keltischer Meditationsmusik ist alles vertreten. Für jeden soll etwas dabeisein. Wir vereinen unterschiedliche Kulturen mit den Zeichnungen aus der ganzen Welt und alle möglichen Musikrichtungen bewusst, ohne zu werten. Denn wenn wir uns alle zusammentun, entsteht etwas einzigartig Schönes.

Das setzt jede Menge Arbeit voraus.
Das ist so: Unser Technikteam muss beispielsweise einen zwölfstündigen Film in drei Tagen schneiden, denn erst vor Kurzem konnten wir die letzte Musikaufnahme unter Dach und Fach bringen. Es ist unglaublich, was dieses Team leistet. Und es steht noch viel mehr dahinter: ein Kameramann, ein Tontechniker, ein Lichtspezialist, ein Technikteam für die Übermittlung, Informatiker, damit die Webseite nicht abstürzt bei der Übertragung des Livestreams, Experten für den rechtlichen Teil ... Es ist sehr eindrücklich, was es von der technischen Seite her braucht, um ein solches Projekt zu realisieren.

Weshalb haben Sie dieses Projekt «Wonder Live» genannt?
Es geht darum, jetzt ein Wunder zu erleben. Wir möchten zeigen: Wunder geschehen jetzt – immer, zu jeder Zeit. Allein das Zustandekommen dieses Projekts ist ein Wunder. Wir rufen dazu auf, jetzt die Magie dieses Planeten und des Lebens zu erkennen. Deshalb ist der Untertitel des Projekts auch «The future is now»: Wir können nur jetzt handeln, um eine positive Veränderung herbeizuführen, denn nur die Gegenwart ist real. Wir möchten dazu anregen, den Fokus endlich wieder auf Lösungen und das Positive zu legen. Uns wieder an das Gute im anderen zu besinnen. Genau darum dreht sich auch die Wunschwelt der Kinder: Sie malen ihre Familie, die Natur und Nächstenliebe. «Wonder Live» baut eine Brücke. Denn gemeinsam können wir etwas erreichen, wenn wir es mit Liebe tun.


ZUR PERSON

Esther Mottier-Gerber ist 37 Jahre alt und hat «Votre Cercle de Vie» gemeinsam mit ihrem drei Jahre älteren Mann ins Leben gerufen. Statt einen Beruf zu nennen, sagt sie: «Ich bin sehr vielfältig aktiv und bezeichne mich deshalb einfach als Mensch.» «Le Cercle de Vie» in Château-d’Oex besteht aus mehreren Geschäften. Dazu gehören zwei Unverpackt-Biofachgeschäfte in Château-d’Oex und Zweisimmen sowie eine Kunstgalerie, ein Secondhandladen, eine Naturheilpraxis und zwei Air bnb-Wohnungen.

Das Gründerehepaar Esther und Nicolas Mottier hat sein Unternehmen ganz der positiven, lebensfähigen Zukunft verschrieben – und lebt diese beispielsweise durch ihren eigenen Demeterhof. Daneben leitet Esther Mottier-Gerber das Projekt «Bovino». Es handelt sich um den Aufbau eines Lebensraums mit dem Demeterhof als Herzstück in Kombination mit Hotelzimmern, einem Restaurant, Gesundheitspraxen und Kursräumen. Der Fokus liegt dabei auf Naturverbundenheit und Menschlichkeit.


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