Die BDG auf Gratwanderung für die Destination

  05.01.2021 Region, Destination

«Weniger Tagesgäste, aber zufriedene Hotel- und Chaletgäste sowie Einheimische», das ist das Fazit der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) nach den Feiertagen.

JENNY STERCHI
Dass die Gästezahlen bei der BDG über die Feiertage tiefer liegen als in anderen Jahren, war zu erwarten. Die Ursachen sieht Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG, zum einen ganz klar in der Corona-Problematik: «Der Rückgang der Tagesgäste ist auf diverse Faktoren zurückzuführen. Einerseits auf das auf Take-away reduzierte Gastronomie-Angebot im Freien, andererseits um Menschenansammlungen beim Anstehen am Lift aus dem Weg zu gehen.» Diese Aspekte sorgten für den wesentlichen Rückgang der Ersteintritte.

Zum anderen habe der vielfach bedeckte Himmel nicht gerade zum Skifahren verlockt. «Mehr Sonnenschein hätte mit Sicherheit attraktiver auf Unentschlossene gewirkt.» (siehe Kasten)

Bergbahnen als Lokomotive
Die Frage, ob es bei ausbleibenden Skigästen wirklich Sinn mache, die Bahnanlagen offen zu halten, könne in dieser Situation nicht aus betriebswirtschaftlicher Sicht beantwortet werden. Wie Matthias In-Albon schon letzte Woche gegenüber dieser Zeitung betonte, müsse derzeit der volkswirtschaftliche Aspekt in den Vordergrund gestellt werden. Und die Abhängigkeiten zwischen den Leistungsträgern für das Funktionieren einer Destination wurde in den vergangenen Tagen deutlich sichtbar.

Besonders Familien, egal ob in Hotels oder Chalets untergebracht, entschieden sich in den vergangenen Tagen für die Destination, die sowohl ein breites Outdoorangebot als auch geöffnete Bergbahnen anbieten konnte. «Ältere Generationen lassen sich mit gut präparierten Winterwanderwegen und Langlaufloipen gewinnen, für Familien gehören geöffnete und präparierte Skipisten nach wie vor zum wichtigsten Auswahlkriterium der Winterferiendestination», präzisiert In-Albon.

Existenzfrage als «Rattenschwanz»
Die zum Teil gravierenden Auswirkungen geschlossener Bergbahnen lassen sich im Moment in Wintersportdestinationen wie im französischen Courchevel oder Portes du Soleil sehen. Geschlossene Skigebiete haben leere Hotels zur Folge. Gespenstische Ruhe lassen die Orte, die eigentlich jetzt Hauptsaison hätten, zu Geisterdörfern werden. Die Bedrohung der Existenzen, die an Hotellerie und Gastrobetrieben hängen und durch die Pandemie ohnehin gefährdet sind, wird durch die Schliessung der Bergbahnen akut. Ohne laufende Bergbahnen wird den Wintersportdestinationen buchstäblich «der Stecker gezogen». Dies gelte es in der Destination Gstaad unbedingt zu verhindern. «Wir nehmen Umsatzrückgänge in Kauf und begeben uns so auf eine Gratwanderung zwischen defizitärem Betrieb und systemrelevanter Teilnahme am Bestand der Destination.»

Alle Berghäuser geschlossen
Bis am Wochenende konnten die Berghäuser auf der Videmanette noch öffnen, da sie sich auf Waadtländer Terrain befinden. Mit der Aufhebung der Ausnahmeregeln im Kanton Waadt müssen nun auch diese Bergrestaurants geschlossen bleiben. «Die Take-away-Angebote in unseren Berghäusern sind keinesfalls wirtschaftlich verglichen mit dem Normalbetrieb. Aber auch an dieser Stelle wollen wir den Wintersportgast im Rahmen unserer Möglichkeiten zufriedenstellen», betont der Geschäftsführer der BDG.

Wertvolle Rückmeldungen
Dass die Aufrechterhaltung des Bergbahnbetriebes dennoch Sinn macht, zeigen die Rückmeldungen der Gäste. «Wir haben viel Dankbarkeit von Gästen erfahren, die froh waren, dass sie über die Feiertage bei uns überhaupt Wintersport betreiben durften.»

Wie es mit dem Bahnbetrieb weitergehe, kann In-Albon heute nicht definitiv sagen. «Wir sind nach wie vor abhängig von den Entscheidungen des Bundes sowie der Kantone Bern und Waadt über den Fortbestand, der Lockerung oder allenfalls der Verschärfung getroffener Massnahmen.»


UMSATZRÜCKGANG

Zwischen dem 24. und 31. Dezember verzeichnete die BDG AG im Vergleich zum vergangenen Jahr einen Rückgang der Ersteintritte um 30 Prozent. Dies entspricht einem Umsatzrückgang von 900’000 Franken. Fehlender Sonnenschein und die Corona-Pandemie werden als Begründung für den Rückgang angegeben.


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