Gstaad onLine: Was dahinter steckt

  04.05.2021 Gstaad, Tourismus, Saanenland

Saanenland Tourismus (GST) steckt mitten in der digitalen Transformation und rollt das Feld aus Gästesicht auf.

BLANCA BURRI
Die digitale Transformation ist ein Schlagwort, das in vielen touristischen Destinationen angekommen ist. Zermatt antwortete darauf unter anderem mit der App Matterhorn, darin findet der Gast alles, was Zermatt hergibt. Das vereinfacht den Aufenthalt massiv, denn die Gäste können sich über das gesamte Destinationsangebot informieren und direkt in der App buchen: Hotelübernachtungen, Skipässe, Fahrkarten für den öffentlichen Verkehr und vieles mehr. So weit ist die Destination Gstaad noch nicht, nähert sich ihrem Ziel jedoch mit grossen Schritten und geht den Prozess mit dem Projekt Gstaad onLine an.

Wegnetz anlegen
Damit die digitale Transformation langfristig gelingt, braucht es einiges an Denk- und Umsetzungsarbeit. Eigentlich kann man sich den technischen Teil der Digitalisierung wie das Wegnetz in einem Land vorstellen, in dem die Bevölkerung in Dörfern und Städten lebt, wo es Ausflugsziele, innovative Angebote und Restaurants gibt. Wenn Wege, Strassen oder Eisenbahnschienen fehlen, können nur wenige Menschen diese Angebote nutzen. GST hat es sich zur Aufgabe gemacht, das digitale Wegnetz in der Destination neu zu verlegen und so den Gästen den Zugang zu den Angeboten der Leistungsträger massiv zu vereinfachen. Gleichzeitig werden den Leistungsträgern die Türen zu einem digitalen Marktplatz geöffnet. Projektleiter von Gstaad onLine ist Ronnie Oehrli der Firma Touristika GmbH aus Baar. Ronnie Oehrli ist in Gstaad aufgewachsen und kennt die hiesige Tourismuskultur gut. Er arbeitet für GST im Mandatsverhältnis. GST arbeitet zudem mit der Forschungsstelle Tourismus (CRED-T) der Universität Bern und der Firma Conim AG zusammen. Zunächst im Rahmen des Innotour-Projektes «Nutzung von Digitalisierungspotenzialen für kooperative Geschäftskonzepte», anlässlich dessen das Geschäftskonzept der digitalen Gästekarte (Gstaad Card) entwickelt wurde. Aktuell im Rahmen des Projektes «Umsetzung der digitalen Transformation in Tourismusregionen», ein über die Neue Regionalpolitik des Bundes und des Kantons Bern mitfinanziertes Projekt, bei dem auch die Destination Adelboden-Lenk-Kandersteg mit von der Partie ist.

Sechs Teilprojekte
Die digitale Transformation umfasst im Moment sechs Kernpunkte: 1. digitale Gästekarte (Gstaad Card) mit elektronischem Meldewesen und Concierge-Lösung; 2. E-Commerce-Shop; 3. CRM-Lösung (Customer-Relationship-Management); 4. Marketingautomatisation; 5. Website; 6. Knowledge Graph. Direkt sichtbar sind die Website und der E-Commerce-Shop. Der Shop befindet sich eingebettet in der Website von gstaad.ch. Darin können Erlebnisse, Übernachtungen und Verkaufsartikel erstanden werden.

Marketing-Automatisation und CRM einfach erklärt
Weil die digitale Gästekarte Gstaad Card am 1. Mai eingeführt wurde, wird sie nun sicht- und greifbar. Die CRM-Lösung sowie die Marketing-Automatisation sind hingegen kaum fassbar. Diese Programme erledigen die Arbeit im Hintergrund. Bei der Marketing-Automatisation kreiert das System personifizierte Werbung an bestimmte Zielgruppen. Den Golfsportaffinen werden Informationen über Golf zugespielt, den Naturliebhabern beispielsweise Wanderungen und Vogelbeobachtungsexkursionen. CRM-Lösungen sammeln hingegen Daten über die digitale Reise der Gäste. Diese Daten liefern Informationen darüber, wie sich Gäste über Produkte informieren, welche Produkte sie auf welchen Plattformen buchen, wie sie anreisen, wo sie übernachten, wie lange sie bleiben, was sie während ihres Aufenthalts machen, was sie über die Destination sagen und wie sie sich nach der Abreise verhalten. Viele grössere Unternehmen arbeiten mit CRM-Lösungen. Die Daten werden anonym gesammelt und im Rahmen der Datenschutzregeln verwendet. Durch das Sammeln der Daten möchte GST die Gäste besser verstehen und die Produkte weiterentwickeln und damit dem Gast einen rundum erfüllten Aufenthalt bieten.

INTERVIEW MIT RONNIE OEHRLI UND URS KAISER SEITE 5


SO FUNKTIONIERT DIE DIGITALE GÄSTEKARTE

Saanenland Tourismus lanciert zusammen mit den Gemeinden Saanen, Lauenen, Gsteig und Zweisimmen per 1. Mai 2021 die Gästekarte Gstaad Card. Damit erhalten Übernachtungsgäste einen einfachen Zugang zu den verschiedenen Attraktionen und Erlebnissen in der gesamten Region Gstaad-Saanenland-Simmental. Beispielsweise steht dem Gast die kostenlose Nutzung des öffentlichen Verkehrs in der zweiten Klasse in der Destination Gstaad sowie in der Region Lenk-Simmental zwischen dem 1. Juni und 31. Oktober zur Verfügung. Mit der Inkludierung des ÖV stärkt die Destination Gstaad ihre Positionierung und realisiert ein weiteres Projekt im Bereich der nachhaltigen Entwicklung.

Erlebnisse in drei Stufen
Die Gästekarte besteht aus den drei Stufen Basic, Plus und Superior. Die Stufe Basic umfasst neben dem öffentlichen Verkehr Vergünstigungen auf verschiedene Erlebnisse sowie kostenlose kulturelle Angebote. Die Stufe Plus enthält weitere attraktive Angebote, die der Gast ganz einfach einzeln oder in Form ausgewählter Pakete zusätzlich kaufen kann. Dazu zählen beispielsweise die Bergbahnen, ein Jodelfondue für den Genuss unterwegs oder das Wochenprogramm vom Alpinzentrum Gstaad. Mit der Stufe Superior erhält der Gast exklusiven Zugang zu ganz speziellen Destinationserlebnissen. Darunter sind kulinarische, sportliche wie auch authentische Alperlebnisse, welche sonst nicht gebucht werden können. Während eines Tages mit dem Bergbauern ein Stück alpine Echtheit erleben oder Übernachten auf einer Alp inklusive Käseherstellung am nächsten Morgen – dies sind zwei der besonderen Erlebnisse. Sedric Hefti, Bergbauer aus der Destination, freut sich: «Durch die Gstaad Card lässt sich eine Verbindung zwischen Landwirtschaft, Tourismus und der Destination herstellen. Urtümliches und unsere Traditionen werden den Besuchern nähergebracht und die Landwirtschaft erhält dadurch mehr Gewichtung. Ich liebe den Kontakt zu Menschen und die Nähe zur Natur, diese kann ich mit meinen Gstaad-Card-Angeboten ideal kombinieren.»

Unkomplizierte Ferien
Via Gastgeber erhält der Gast per E-Mail ein Meldeformular, welches er meist vor dem Aufenthalt ausgefüllt an seine Unterkunft retourniert. Anschliessend wird ihm die Gästekarte per E-Mail zugestellt. Durch das bequeme Downloaden auf das Smartphone oder als Print@Home per E-Mail wird die Handhabung gegenüber der bisherigen Gästekarte deutlich vereinfacht. Zudem erhalten Besucher Zugriff auf die Web-App MyGstaad, welche persönlich zugeschnittene Erlebnisse und Tipps bereithält. «Mit der neuen Gästekarte erhalten unsere Besucher einen grossen Mehrwert und die Convenience erhöht sich merklich», ist Benjamin Blatter, Chef-Concierge vom The Alpina Gstaad, überzeugt. «Ich begrüsse die digitale Entwicklung in der Destination und empfinde die künftige Lösung als sehr spannend.»

Raum für verrückte Ideen
«Ich freue mich über den technischen Fortschritt in der Destination», sagt Sandra Ryter von Röthlisberger Saanen, einem der Gstaad-Card-Partner. «Uns gefällt die Herangehensweise sehr. Alle Leistungsträger werden direkt mit einbezogen und können sogar untereinander netzwerken. Besonders schön ist die Offenheit des gesamten Projektteams sowie des Tourismusdirektors. So wurde unsere verrückte Idee – wir verraten noch nicht welche – begrüsst und ist schon bald für die Gstaad-Card-Besitzer buchbar.»
pd/Blanca Burri

 

 


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