Alle wichtigen Player der Destination an einem Tisch

  23.11.2021 Saanenland, Tourismus, Saanen, Destination

Der Destinationsrat Gstaad wurde mit der Destinationsstrategie 2021 bis 2024 ins Leben gerufen. Er tagte vergangenen Donnerstagabend zum ersten Mal. Doch was ist der Destinationsrat Gstaad? Und wie beurteilen die Mitglieder die Wichtigkeit?

BLANCA BURRI
«Der Destinationsrat ist kein neuer Verein, hat kein Budget und er bildet keine Konkurrenz zu bestehenden Strukturen», schickt Richard Müller voraus. Er ist Vorstandsmitglied von Gstaad Saanenland Tourismus (GST) und hat bei der Erstellung der weit beachteten Destinationsstrategie mitgeholfen. Bestandteil der Strategie ist der Destinationsrat Gstaad. Diese Idee ist vom Denkfass inspiriert, das unter Tourismusdirektor Martin Bachofner einige Male stattfand und damals die wichtigsten Schlüsselfiguren der Destination zusammenbrachte. Der Destinationsrat Gstaad hat die Funktion eines «runden Tisches», der alle Destinationspartner zusammenführt, mindestens zweimal jährlich. Zu den Partnern gehören alle Organisationen, Gemeinden und Dienstleister, die die Destinationsstrategie unterzeichnet haben. Der Destinationsrat hat sich zur Aufgabe gemacht, sich bei der Weiterentwicklung der Strategie der Destination einzubringen sowie deren Fortschritte und den optimalen Einsatz der personellen wie finanziellen Mittel zu überprüfen.

Erstes Treffen mit konstituierendem Charakter
Das erste Treffen fand am vergangenen Donnerstagabend im Landhaus statt. GST-Präsident Oliver Waser führte, wie es die Leitlinien vorsehen, durch den Abend. Ebenfalls legen diese Leitlinien fest, dass die Sitzungen durch den GST vorbereitet werden. Am Treffen von vergangener Woche konstituierte sich der Rat. Anschliessend liessen sich die anwesenden Geschäftsleiter, Vorstände und Gemeindevertreter über Destinationsprojekte wie den touristischen Masterplan Horneggli, das Sparenmoos in Zweisimmen, die Saisonverlängerung im Herbst, den Glacier 3000 sowie den Entwicklungsraum Lauenensee informieren. Auch eine kurze Diskussion fand statt.

Spannend, informativ, wichtig
Beim anschliessenden Aperitif gaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber Auskunft, wie ihnen die erste Sitzung gefallen hat. Alle Befragten von Gsteig über Lauenen, Saanen, Schönried bis Zweisimmen äusserten sich positiv. Besonders hervorgehoben wurde, dass der Austausch gemeindeübergreifend stattfindet. «Dass alle vier Gemeinden am Tisch sitzen, ist ideal», sagt beispielsweise Jonas Wanzenried, Präsident des Gewerbevereins Saanenland.

Zweisimmens Gemeinderatspräsidentin Beatrice Zeller gefällt wie vielen anderen, dass mit dem neuen Instrument Kräfte gebündelt werden können. Sie schätzt die Informationen über die einzelnen Projekte in den einzelnen Gemeinden, die aufzeigen, wo ähnliche Probleme oder Themen anstehen, die es zu lösen gilt. Dadurch könne man sich zusammentun. Als weiteren Aspekt führt Bernhard Tschannen, CEO des Glacier 3000 AG, die Überregionalität ins Feld. Durch die gesamtheitlichen Infos verändere sich der Blickwinkel. «Das hilft, nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern für die Destination zu denken.»

Wahrgenommen werden
Einige der Organisationen hatten in den vergangenen Jahren das Gefühl, zu wenig wichtig zu sein, um wahrgenommen zu werden. Das hat sich mit dem «runden Tisch» geändert. Die Dorforganisationen oder die Gemeinde Zweisimmen sagten, dass es gut und wichtig sei, mit allen grossen Playern an einem Tisch zu sitzen. Ein Votum während der Sitzung zielte in dieselbe Richtung. David Perreten, Landwirtschaftliche Vereinigung Saanenland, setzte sich dafür ein, dass die Landwirtschaft in der Destinationsstrategie nicht nur in einem Nebensatz erwähnt wird und stiess damit auf offene Ohren. «Die Landwirtschaft möchte besser integriert werden, das finde ich gut», sagt beispielsweise Jan Brand, Projektleiter bei GST.

Organisatoren zufrieden
«Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat», fasst Oliver Waser zusammen. Das grosse Interesse am Anlass zeige die Wichtigkeit des runden Tisches. Die Bandbreite der vorgestellten Themen sei eindrücklich gewesen. Aber auch die Vielfältigkeit der Projekte und Anliegen. «Sie widerspiegeln, wie divers die Destination ist und dass genau dieser Fakt die Destination so attraktiv macht.»

Wo bleibt die Verbindlichkeit?
Einige Teilnehmer stellten im Gespräch beim Aperitif die Frage, wie sich das Format weiterentwickeln kann. Beispielsweise wurde gewünscht, dass in diesem Format unbedingt auch die heissen Eisen diskutiert werden müssten.

Mehrere Personen machten sich Gedanken zur Verbindlichkeit gewisser diskutierter Themen. Da der Destinationsrat Gstaad keine Entscheidungsbefugnis hat, befürchten sie, dass es bei der heissen Luft bleiben könnte. Matthias In-Albon erklärte anhand des Beispiels der Verlängerung der Herbstsaison: «Wenn wir die Herbstsaison verlängern möchten, reicht es nicht, dazu ja zu sagen und am Ende die Hotels und Geschäfte geschlossen und nur die Bergbahnen offen zu halten. Die Bergbahnen brauchen für ihre Rentabilität Frequenzen.» Mit geschlossenen Dienstleistern bleibe die Zwischensaison unrentabel, was nicht das Ziel sein könne: «Irgendeinmal müssen wir in die schwarzen Zahlen kommen.» Deshalb müsse man herausfinden, wie man eine gewisse Verbindlichkeit im Destinationsrat erreiche. Darüber hat sich die Organisation bereits Gedanken gemacht. Sie wird an jeder Sitzung die offenen Punkte aufgreifen, um den Fortschritt zu überprüfen.

Wenn alles nach Plan läuft, findet der nächste runde Tisch im Mai 2022 statt.


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