Seit 20 Jahren an der Spitze der BBHS
15.04.2025 Saanen, InterviewZu Ehren von Michael Bach lud die Brass Band «Harmonie» Saanen zum Jubiläumskonzert.
LÉONIE MÜLLER
Seit 20 Jahren dirigiert Michael Bach die Brass Band «Harmonie» Saanen. Sein Führungsstil ist erfolgreich und mit den zahlreichen ...
Zu Ehren von Michael Bach lud die Brass Band «Harmonie» Saanen zum Jubiläumskonzert.
LÉONIE MÜLLER
Seit 20 Jahren dirigiert Michael Bach die Brass Band «Harmonie» Saanen. Sein Führungsstil ist erfolgreich und mit den zahlreichen Titeln, die er mit seinen Bands gewonnen hat, sichtbar. Nicht nur die Saaner:innen, auch das «Ensemble de Cuivres Euphonia» sowie die Höchstklasseformation «Brass Band Bürgermusik Luzern» können auf seine Führung zählen. Als Gastdirigent ist er auch in der Britischen Brass-Band-Szene ein Begriff. Als Chefdirigent konnte er mit der weltbekannten Leyland Band diverse Erfolge feiern. Es folgten weitere Engagements: seit 2006 beim Orchester Degli Amici, als Gastdirigent beim «Orchestre d’Harmonie Fribourgeois», beim Nationalen Jugend Blasorchester und bei der Nationalen Jugend Brass Band. Es häufen sich seine Jurorentätigkeiten an nationalen und internationalen Wettbewerben und 2011 übernahm er die Leitung der Musikschule Saanenland-Obersimmental von seinem Vater.
Programm mit beliebten Kompositionen des Dirigenten
Gleich zu Beginn wies Sandra Jost, Präsidentin der Brass Band «Harmonie» Saanen, darauf hin, dass die Besuchenden heute ein besonderes Jahreskonzert geniessen können. Das Programm war vielseitig und allesamt Lieblingsstücke von Michael Bach.
Mit dem passenden Titel «Jubilaeus» startete die BBHS in den Abend, gefolgt von Franz von Suppés Ouvertüre «Dichter und Bauer». Orchester wie Solist:innen spielten auf hohem Niveau und erfreuten die zahlreichen Besuchenden. Man müsse auch mal die «Posaunen füttern» – diese Aussage wurde mit den Solist:innen der Posaunen beim Stück «Trombola» von Frank Bryce umgesetzt. Drei Werke für den diesjährigen Musiktag seien zur Auswahl auf dem Pult des Dirigenten gelegen. Sein Sohn habe diese gesehen und seinen Vater gebeten, doch das Stück «Harry Potter und der Stein der Weisen» von Frank Bryce zu wählen. Die Anwesenden kamen in den Genuss, das anspruchsvolle Stück zu hören.
Sandra Jost und Beat Wampfler führten durch den Abend. Sie überraschten Michael Bach mit Grussbotschaften von bekannten Persönlichkeiten und Kolleg:innen aus der Musikwelt und wussten allerlei Anekdoten aus den letzten Jahren zu erzählen. Die Musiker:innen wurden in den vergangenen 20 Jahren durch viele Proben aber auch auf vielen Höhenflügen durch ihren Dirigenten begleitet. Waren sie doch mit einer Ausnahme an Musiktagen immer in den vordersten Rängen zu finden. «Er ist sehr ehrgeizig, fördert und fordert und wenn er weiss, dass jemand das hohe Niveau auch schaffen kann, gibt er einen Hinweis.» «Dini Vorstellig, wies soll töne, chasch üs i wenige Wort bildlich beschribe», erklärte Sandra Jost. Bei seinem guten «Gschpüri» und seiner pädagogischen Grundausbildung würden sich die Musiker:innen gut aufgehoben fühlen.
Gerührt und Überrascht
Michael Bach hatte nicht mit so einem Jahreskonzert gerechnet. Er dankte allen und meinte, für ihn sei klar, dass jeder Verein in einem Dorf dazu beitrage, ein Heimatgefühl zu entwickeln. Ihm habe einmal jemand gesagt: «Ein Dirigent macht den Lärm nie selbst» und ein Dirigent müsse den Musiker:innen einen Grund geben, dass sie für ihn spielen. Ein Dirigent sei für die Musiker da und nicht umgekehrt. Die Geselligkeit sei wichtig und es gebe ein gutes Gefühl, wenn man zusammen etwas erreichen könne. Heute, im Zeitalter des Tablets und Handys, kämpften Vereine gegen die Einsamkeit an. (Interview auf der rechten Seite)
Heinz Frautschi für 50 Jahre geehrt
Am Anfang war es die Blockflöte, später wechselte er zum Cornet und seit 16 Jahren spielt Heinz Frautschi S-Horn in der Höchstklasse. Fünf Dirigenten begleiteten seine musikalische Laufbahn in der BBHS bis zum Veteran, 40 Jahre waren es Vater und Sohn Markus S. und Michael Bach. Zwischendurch war er auch mal als Musiker im Ausland unterwegs. Heinz Frautschi führt seit 27 Jahren beispielhaft die Vereinskasse. Er durfte von der Präsidentin Sandra Jost die Ehrennadel in Empfang nehmen.
«Es hat mir sofort ‹dr Ä rmel inhigno›»
INTERVIEW: LÉONIE MÜLLER
Michael Bach, Sie sind seit 20 Jahren Dirigent der BBHS, wie kam es dazu?
2002 habe ich mit Dirigieren angefangen und habe das gerne und mit viel Freude gemacht. Als Andreas Zoppas als Dirigent aufhören wollte, fragte der Verein mich damals an, ob ich die Nachfolge antreten würde. Ich musizierte immer in der Saanen Musik und für mich war das keine Frage, sodass ich 2005 diese Aufgabe gerne übernahm.
Sie sind in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Ist es da gegeben, dass man die berufliche Laufbahn in der Musikszene einschlägt?
Ich habe Musik gemacht und bei meinem Bruder gesehen, was es alles braucht zum Profimusiker – und auch, dass ich noch eine Steigerung brauchte. Während des Studiums zum Sekundarlehrerdiplom wollte ich etwas Sackgeld verdienen. Mein Vater riet mir, doch einen Verein in der Nähe von Bern zu dirigieren, um noch etwas dazuzulernen. Dies war eine gute Lebensschule. Es hat so viel Spass gemacht. Ich lernte, mit Leuten umzugehen, zu organisieren und es hat mir sofort «dr Ärmel inhigno», so dass ich umgehend beschloss, ein Studium als Dirigent zu machen.
Wie viele Engagements als Dirigent sind es zur Zeit?
Fix sind es die Brass Band Bürgermusik Luzern, die Brass Band «Harmonie» Saanen und in England bin ich Chefdirigent einer englischen Band, dort bei gewissen Projekten. Je nach Jahr bin ich zwei- bis viermal eine Woche bis zehn Tage vor Ort in England. (Anmerkung: Seit 2024 ist Michael Bach zudem Professor für Dirigieren an der Hochschule Luzern).
Gibt es keine Terminkollisionen bei den verschiedenen Arbeitsstellen?
Manchmal schon, doch über die Jahre hat es sich ergeben, dass man alle Jahreskonzerte und Termine ganz gut aneinander vorbeibringen kann.
Die Anstellungen sind nicht in unmittelbarer Nähe. Wie schafft man es, Familie, Arbeit und Reisen unter einen Hut zu bringen?
Das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird. Die Proben sind häufig am Abend und daher bin ich oft am Tag zu Hause. Wenn ich so mit meinen Nachbarn vergleiche, habe ich nicht das Gefühl, dass ich meine Kinder weniger sehe als sie. Meine Arbeit ist zuweilen sehr konzentriert, doch wenn ich daheim bin, habe ich viel Zeit für die Familie.
Heute feiern Sie Ihr 20-Jahr-Jubiläum als Dirigent der BBHS. Was bedeutet Ihnen das Engagement bei der Brass Band «Harmonie» Saanen?
Es ist mein musikalisches und gesellschaftliches Daheim. Ich lebe zwar in Spiez mit meiner Familie, doch mein musikalisches Zuhause wird immer in Saanen bleiben.
Was sind die kommenden musikalischen Herausforderungen mit der BBHS in der nächsten Zeit?
Am Ostersonntag haben wir den Auftritt mit Marschmusik im Dorf und in der Kirche – eine über 100-jährige Tradition. Am Muttertagskonzert wird ein anderer Dirigent die BBHS leiten, da ich als Juror in Norwegen tätig sein werde. Der Musiktag ist dieses Jahr in Oberwil und ein Auftritt am Jodlerfest an der Lenk sind die nächsten Konzerte der BBHS für diesen Sommer.
Für viele Personen, besonders Künstler, Musizierende und Dirigent:innen war die Pandemie keine leichte Zeit. Wie haben Sie diese Zeit gemeistert?
Ich hatte Glück, meine beiden Kinder waren drei und ein Jahr alt und ich konnte sehr viel Zeit mit ihnen verbringen. Zudem bin ich nicht nur Dirigent, sondern auch Musikschulleiter mit spannenden und herausfordernden Aufgaben, die es zu lösen gilt. Im Nachhinein betrachtet, hatte ich das Glück, dass mir zum richtigen Zeitpunkt so viel Zeit mit der Familie beschert wurde.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich habe ein sehr vielseitiges Leben und bin sehr glücklich damit. Ich bin gerne Dirigent in Saanen und solange das machbar ist, bin ich dabei. Es gibt auch gute Vize- und Assistenzdirigenten, die bei Bedarf mal einspringen können. Im Leben zwischen 30 und 40 Jahren ist viel passiert und so kann auch zwischen 40 und 50 Jahren einiges passieren. Man wird sehen, was da kommt.